Renate Götschl, eine der sympathischsten und erfolgreichsten Rennläuferinnen der Ski-Nation Österreich, hat überraschend ihren Rücktritt verkündet. Die 34-jährige Steirerin ist schwanger und erwartet im Frühjahr ihr Kind.
Das Mutterglück nach 13 Jahren im Skiweltcup ist für Österreichs zweifache Sportlerin des Jahres ein perfekter Zeitpunkt, um sich vom aktiven Sport zurückzuziehen. „Ich werde mich in Zukunft meinem Privatleben widmen“, so Götschl.
Ursprünglich hatte Renate Götschl den Abgang nach dem kommenden Winter geplant gehabt. In Vancouver/Whistler wollte sie sich ihren letzten Traum als Sportlerin erfüllen und Olympia-Gold gewinnen.
Renate Götschl war auf allen Weltcup-Strecken zu Hause, auf einer allerdings ganz besonders. Im italienischen Traditions-Skiort Cortina hat Götschl nicht weniger als zehn Weltcup-Rennen (je fünfmal Abfahrt und Super G) gewonnen. Öfter hat kein Skifahrer in ein und demselben Ort triumphiert. In dieser Hinsicht verblasst sogar Schwedens Ski-Legende Ingemar Stenmark, der in Madonna „nur“ achtmal gesiegt hat.
Die «Speed Queen» gewann 46 Weltcup-Rennen und ist diesbezüglich die Nummer 3 hinter ihrer Landsfrau Annemarie Moser-Pröll (62 Siege) und Vreni Schneider (55). Ihre Vorliebe galt seit jeher den schnellen Disziplinen, doch ihren ersten Weltcup-Sieg hatte sie im Slalom errungen. Mitte Januar 1993, bei ihrem erst zweiten Einsatz auf höchster Stufe mit der Startnummer 42, versetzte sie in Hafjell (No) die Fachwelt als 17-jährige Schülerin ins Staunen.
Im Jahre 2000 sicherte sich Renate Götschl die grosse Kugel für Rang 1 in der Gesamtwertung, zudem nahm sie fünfmal die kristallene Auszeichnung als beste Abfahrerin des Winters entgegen. Dreimal, 1997 in der Kombination, 1999 in der Abfahrt und 2007 im Teamwettkampf, war sie Weltmeisterin. Insgesamt gewann sie neun WM- Medaillen. Weniger Glück war ihr an Olympischen Spielen beschieden; je eine Silber- und Bronzemedaille, errungen 2002 in der Kombination beziehungsweise in der Abfahrt.
Hans Pum (ÖSV-Alpinchef): „Es gibt keinen schöneren Rücktrittsgrund für eine Sportlerin. Der liebe Gott hat ihr die schwierige Entscheidung abgenommen, ob sie weitermachen oder aufhören soll. Wir vom ÖSV sehen den Rücktritt aber natürlich auch mit einem weinenden Auge, denn Götschl war nicht nur eine der erfolgreichsten Rennläuferinnen der Geschichte, sondern auch ein echtes Vorbild für unsere jungen Athletinnen. Wir bedanken uns bei ihr für alles, was sie geleistet hat. Bei passender Gelegenheit werden wir sie dementsprechend ehren.“
Herbert Mandl (ÖSV-Damen-Cheftrainer): „Mit Götschl hört eine unserer erfolgreichsten Skifahrerinnen der Geschichte auf. Aber es ist ja ein erfreuliches Ende für sie. Andere müssen wegen Verletzungen zurücktreten. Schade für unsere Speed-Mannschaft, denn von ihrem Erfahrungsschatz haben alle profitiert. Aber wir freuen uns mit ihr.“