25 Dezember 2017

Dominique Gisin im Skiweltcup.TV-Interview: „Über meinen vollen Terminkalender kann ich mich nicht beklagen!“

Dominique Gisin im Skiweltcup.TV-Interview: „Über meinen vollen Terminkalender kann ich mich nicht beklagen!“  (Foto: Dominique Gisin - Privat)
Dominique Gisin im Skiweltcup.TV-Interview: „Über meinen vollen Terminkalender kann ich mich nicht beklagen!“ (Foto: Dominique Gisin – Privat)

Engelberg – Die Schweizerin Dominique Gisin hat uns lange mit ihrer erfolgreichen Karriere erfreut. Bei den Olympischen Winterspielen 2014 im russischen Sotschi gewann sie die Goldmedaille in der Abfahrt. Trotz dieser Errungenschaft ist die Eidgenossin, die mittlerweile ihre sportliche Laufbahn beendet hat, bodenständig und geerdet geblieben. Wir unterhielten uns mit ihr über ihre abwechslungsreichen Tätigkeiten, das Leben als Leistungssportlerin, die Absichten von Lindsey Vonn, bei den Herren zu starten und vieles mehr.

Skiweltcup.TV: Dominique, wenn man deine lange und sehr erfolgreiche Karriere Revue passieren lässt, sticht ohne Zweifel der 12. Februar 2014, einhergehend mit dem Gewinn der Abfahrts-Goldmedaille bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi, heraus. Hat dich diese Errungenschaft vom Charakter her verändert, oder bist du immer noch die liebe Dominique von nebenan, die, von Ehrungen und Sponsoranfragen überhäuft, halt einigen Menschen mehr die Hände schütteln musste?

Dominique Gisin: In meinem Empfinden hat sich wenig verändert. Natürlich war das Mitfiebern und -freuen im Umfeld der Olympischen Spiele von Sotschi riesig und die Rückmeldungen schlicht überwältigend, was mich sehr gefreut hat. In der Zwischenzeit hat sich das aber eingependelt. Seit meinem Rücktritt lebe ich zudem in einer ganz anderen Welt und bin nun oft einfach die Physikstudentin.

Du studierst Physik, hast bei der eidgenössischen Luftwaffe die Selektionsverfahren absolviert und wirst ab der kommenden Saison als Ski-Expertin und Co-Kommentatorin für das Schweizer Fernsehen arbeiten. Man sieht, dass dir nie langweilig wird. Warst du immer schon eine Dame, die mit Spaß durchs Leben geht und gerne so viele Sachen wie irgendwie möglich ausprobiert und dadurch ein vielfältiges Dasein fristet?

Da muss ich schmunzeln. Irgendwie ist mein Kalender immer voll, darüber beklagen darf ich mich aber definitiv nicht, denn das ist immer hausgemacht. Ich habe viele Interessen und lasse mich für verschiedenste Dinge begeistern. Da wird es manchmal schwierig, alles unter einen Hut zu bringen, doch Langeweile kommt so garantiert nicht auf.

Michelle und Dominique Gisin  (Foto: Dominique Gisin - Privat)
Michelle und Dominique Gisin (Foto: Dominique Gisin – Privat)

Deine Geschwister Marc und Michelle sind auch im Skiweltcup unterwegs. Wie wichtig war es für dich als aktive Leistungssportlerin, dass du zwei Familienangehörige hattest, die die gleiche Leidenschaft mit dir teilten? Oder kam es vor, dass bei den seltenen Stunden zuhause am Mittagstisch nur über die letzten und bevorstehenden Skirennen „fachgesimpelt“ wurde und andere Themen zu kurz kamen?

Es ist ein großes Privileg, mit den Geschwistern diesen außergewöhnlichen Weg und dieses verrückte Leben im Skizirkus zu teilen. Wir verstehen uns oft ohne Worte, können meist gut nachvollziehen, was im anderen gerade vorgeht, und der Zusammenhalt ist dadurch natürlich besonders stark. Selbstverständlich wird zuhause oft über den Skisport geredet, es ist unser aller Leben, doch ich glaube, auch andere Themen kommen nicht zu kurz, denn wir teilen viele Interessen.

Die US-Amerikanerin Lindsey Vonn ist wohl die beste Speed-Skirennläuferin in der über 50-jährigen Weltcuphistorie. Ihr größter Wunsch ist es, mit den Männern auf ihrer Lieblingsstrecke in Lake Louise zu fahren. Charakterisiert du dies nur als medienwirksamen Gag, oder wie stehst zum möglichen „Duell der Geschlechter“ auf Skiern? Und: Kannst du ÖSV-Präsidenten Peter Schröcksnadel etwas Positives abgewinnen, wenn er sagt, Lindsey solle in Kitzbühel an den Start gehen?

Das ist ja nicht unbedingt ein neues Thema, Lindsey fordert das schon eine geraume Zeit. Selbstverständlich orientieren wir uns technisch und auch taktisch an den Herren. So empfand ich es immer als Privileg, im Training mit Herren auf derselben Strecke fahren zu dürfen. Man sieht dann ihre Spuren im Schnee und versucht, sich daran zu orientieren.

Als Frau hat man aber einfach andere körperliche Voraussetzungen. Gewisse Kurven oder Passagen lösen wir anders. Mir scheint der Vergleich auf Rennbasis daher nicht besonders spannend und die Abstände im Training sind ja allgemein bekannt. Kitzbühel wäre sicherlich eine große Herausforderung.

In deiner sportlichen Laufbahn hast du einige Rückschläge einstecken müssen. Und trotzdem hast du es geschafft, aus jeder Niederlage das Positive herauszulesen und dich neu zu motivieren? Was ist dein Ratschlag an jene, denen es gegenwärtig gesundheitlich nicht so gut geht und dennoch auf der Sonnenseite des Lebens einen kleinen Platz haben wollen…

Eine Verletzung oder auch ein anderer Rückschlag im Leben ist immer ein Moment, in welchem sich vieles auf einen Schlag verändert. Pläne müssen neu geschrieben werden, das Programm wird auf den Kopf gestellt und viele Ziele gelangen außer Reichweite.

Der erste schwierige Schritt ist es, dies zu akzeptieren. Da einem aber kaum etwas anderes übrig bleibt, muss man diesen Schritt früher oder später machen. Der zweite Schritt ist es dann, die Pläne, das Programm und auch die Ziele wieder aufzustellen oder anzupassen.

Für mich hat es sich bewährt, diese Richtlinien immer wieder zu erneuern. So hatte ich eine gewisse Struktur, an welcher ich mich festhalten konnte, besonders wenn es emotional schwierig war. Dabei schien es mir besonders wichtig, die ganz kleinen Ziele und Pläne aufzuschreiben und sich auch darüber zu freuen, wenn man diese erreicht hat.

Am Wichtigsten ist es aber, dass man etwas tut, wofür es sich auch lohnt, all diesen Aufwand zu betreiben. Die Freude und Motivation an der Tätigkeit ist das Allerwichtigste, dass man ein Feuer hat, welches stark genug brennt, um einen auch in den schwersten Momenten anzutreiben.

Bericht und Interview für Skiweltcup.TV: Andreas Raffeiner

Dominique Gisin über den Wolken (Foto: Dominique Gisin / privat)
Dominique Gisin über den Wolken (Foto: Dominique Gisin / privat)

 

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