
Annaberg – Den heutigen Interviewpartner muss man eigentlich nicht vorstellen. Trotzdem tun wir es. Der Österreicher Marcel Hirscher hat in den letzten fünf Jahren immer die große Kristallkugel gewonnen. Dazu gesellten sich viele kleine Kugeln, Olympia- und WM-Medaillen. Dabei besticht der 1989 geborene Athlet aus dem Salzburger Land durch einen authentischen Charakter.
Wir unterhielten uns mit Hirscher über den Konkurrenzkampf mit dem starken norwegischen Team, den einzigen ÖSV-Speedsieg im vergangenen Winter, die Bedeutung des Sports in der Gesellschaft und vieles mehr.
skiweltcup.tv: „Marcel, im Kampf um die große Kristallkugel kämpfst du immer gegen einen Norweger. So auch heuer. Henrik Kristoffersen hat dir vor allem im Slalom die Stirn geboten. Worauf schließt du die ewig dauernde Rivalität zwischen den Wikingern und dir? Und kann es im nächsten Jahr Aleksander Aamodt Kilde sein?“
Marcel Hirscher: „Naja, ewige Rivalität ist jetzt vermutlich zu weit gegriffen. Im Konkurrenzkampf sind wir ja alle, das ist unser Job. Und die Norweger sind ein sehr, sehr starkes Team – die muss man immer auf der Rechnung haben. Wir alle.“
skiweltcup.tv: „Was hättest du zu mir gesagt, wenn ich dir vor dem Beginn der abgelaufenen Saison, also noch vor dem Einsatz am Rettenbachferner in Sölden gesagt hätte, dass du den einzigen ÖSV-Speedsieg der Herren im alpinen Ski-Winter 2015/16 holen würdest?“
Marcel Hirscher: „Gesagt hätt‘ ich glaub gar nichts, bloß gelacht.“ (lacht)

skiweltcup.tv: „Warum ist es wichtig, Sport zu betreiben? Und wie müssen Sportangebote vom Breiten- über den Schul- bis hin zum Spitzensport gestaltet sein, um die Teilhabe aller in einer heterogenen Gesellschaft mit all ihren vielfältigen sozialen Merkmalen zu ermöglichen?“
Marcel Hirscher: „Dass es wichtig ist Sport zu betreiben, würde ich so nicht mal sagen. Ich glaube, dass Bewegung sehr wichtig ist, und dass der natürliche Bewegungsdrang von Kindern gefördert und nicht klein gehalten werden sollte. Insofern bleibt für mich ganz persönlich die Frage nach dem ‚richtigen‘ Sportangebot eine, welche die zuständigen Experten lösen dürfen.“
skiweltcup.tv: „Würdest du behaupten, dass ehrlich vorgelebte Werte wie ein faires Verhalten, Rücksichtnahme und Vertrauen, soziales Lernen und Integration dazu dienen, um als Vorbild ernst genommen zu werden?“
Marcel Hirscher: „Behauptungen stelle ich gar nicht so gern auf. Wen man ernst nimmt, hängt ja davon ab welche Werte welcher Mensch hat – und das ist sehr unterschiedlich, wie wir wissen. Und ob du überhaupt in der Wahrnehmung Vorbild bist oder nicht, bestimmst zu allerletzt du selbst. Was ich sehr wohl glaube ist, dass Echtheit spürbar ist, und die Menschen das heutzutage sehr schätzen.“
skiweltcup.tv: „Ein Blick in die nahe Zukunft: Wie lange stehst du noch auf Skiern, wann geht es mit Laura in den mehr als verdienten Urlaub, und wann wartet das Sommertraining auf dich? Gibt es einige Übungseinheiten, die du gerne einmal ausprobieren möchtest, ehe in Sölden Ende Oktober der Angriff auf die sechste Kugel in Folge Realität wird?“
Marcel Hirscher: „Zum Ausspannen habe ich mir seit dem Finale schon einiges an Zeit genommen. Wir schauen auch in den nächsten Wochen gut auf uns. Und auf Skiern bleibe ich auf jeden Fall so lange erhalten, wie ich Spaß habe – und das ist der Fall.
Übungen, die ich ausprobieren will, probiere ich dann auch alsbald, insofern gibt es hier nichts unversucht. Neues, was auf der To do-Liste steht – die ist ohnedies lang bis Sölden.“
Bericht und Interview für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner

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