25 April 2016

ORF-Skikommentator Oliver Polzer im Skiweltcup TV Interview: „Kritiken auf menschlicher Schiene nehme ich sehr ernst!“

Oliver Polzer: „Kritiken auf menschlicher Schiene nehme ich sehr ernst!“ (Foto: ORF)
Oliver Polzer: „Kritiken auf menschlicher Schiene nehme ich sehr ernst!“ (Foto: ORF)

Wien – Seit 1996 arbeitet der heute 43-jährige Oliver Polzer für den ORF. Seit 2006 kommentiert der fachkundige und sympathische Berufskollege als Nachfolger von Robert Seeger viele Rennen des Herren-Skiweltcups. Ab und zu ist Armin Assinger sein Compagnon, manchmal ist es auch Hans Knauß. Bei der letzten Ski-WM im US-amerikanischen Vail/Beaver Creek kommentierte er alle Herrenrennen.

Im skiweltcup.tv-Interview spricht Polzer über den abgelaufenen Ski-Winter, ein Buch von Armin Assinger, seinen Beruf als Sportjournalist und vieles mehr.

skiweltcup.tv: „Herr Polzer, wieso ist zwischen dem Drohnenabsturz hinter dem Rücken von Marcel Hirscher und der emotionalen ‚Panikattacke‘ von Lindsey Vonn der alpine Ski-Winter 2015/16 ohne Weltmeisterschaft und ohne Olympische Winterspiele eine Saison, an die Sie sich besonders gerne zurückerinnern?“

Oliver Polzer: „Die Saison 2015/16 bleibt mir aus mehreren Gründen sehr gut in Erinnerung. Auch ohne Großereignis war der Weltcup der Herren niemals langweilig. Der Durchmarsch des Marcel Hirscher zum fünften Gesamtsieg hat mich schon sehr beeindruck und uns aus österreichischer Sicht natürlich auch emotional durch die Saison getragen. Drohnenabsturz, Skidiebstahl und das Brillen-Missgeschick in Schladming haben das Drehbuch in diesem Jahr recht abwechslungsreich gestaltet.

Sowohl der Kampf um den Gesamtweltcup als auch jener um die Entscheidungen in den verschiedenen Disziplinen waren alle sehr spannend. Der junge Henrik Kristoffersen aus Norwegen hat uns alle mehrmals in Staunen versetzt. Die Saison wird mir aber auch wegen der vielen, teils schweren Stürze und Verletzungen in Erinnerung bleiben. Die Abfahrt in Kitzbühel war leider von heftigen Crashs und dem Saisonende des Aksel Lund Svindal überschattet.“

skiweltcup.tv: „Je nach Medium ist der Sportjournalist immer mehr Verkäufer als kritischer Begleiter, aber auch mehr Unterhalter denn Informator. Schon vor 30 Jahren schrieb man, dass selbst die altbackenen Sportjournalisten begreifen werden (müssen), dass es sich bei ihrer Handelsware um Show, aber auch um Unterhaltung im besten oder ärgsten Sinn handelt. Würden Sie mit dem Wissen von heute nochmals den Weg des Sportjournalisten einschlagen?“

Oliver Polzer: „Ich kann mir für mich keinen besseren Job vorstellen. Den Skiweltcup als TV-Kommentator zu begleiten ist so unglaublich aufregend, spannend und abwechslungsreich wie kaum eine andere Aufgabe. Die vielen Reisen machen ein wenig müde, aber die Rennen an sich entlohnen für jenen Aufwand. Die Ansprüche, die an einen TV-Kommentator gestellt werden, sind sehr vielfältig, aber das macht es ja auch wieder sehr aufregend. Unsere Zeit bringt nicht nur viele verschiedene Möglichkeiten der medialen Begleitung des Sports mit sich, sondern auch eine vielfältige und moderne TV-Übertragung. Dass ich dabei sein darf, ist eine große Ehre und tolle Auszeichnung.“

Armin Assinger und Oliver Polzer bei der Arbeit (Foto: ORF)
Armin Assinger und Oliver Polzer bei der Arbeit (Foto: ORF)

skiweltcup.tv: „In ‚Bergab und doch bergauf‘ Buch Ihres charismatischen und fachkundigen Co-Kommentators Armin Assinger findet man heraus, dass die legendäre und berüchtigte ‚Streif‘ in Kitzbühel ein Sinnbild für das Leben ist. Können Sie diese These teilen?“

Oliver Polzer: „Um diese These bestätigen zu können, muss man die ‚Streif‘ wohl als Aktiver und im Renntempo bewältigt haben. Aber ich kann mir nicht zuletzt durch das Buch von Armin sehr gut vorstellen, dass ein Skifahrer hier sehr viele Parallelen finden kann. jedenfalls hört man jedes Jahr wieder von den Rennläufern, wie unglaublich und atemberaubend eine Fahrt in Kitzbühel sein muss. wie das Leben an sich also!“

skiweltcup.tv: „Wie geht Oliver Polzer mit Kritiken um? Schließlich und endlich übermitteln Sie in die rot-weiß-roten Stuben und darüber hinaus das Einmaleins des österreichischen Nationalsports Nummer eins in allen Facetten, Formen und Farben…“

Oliver Polzer: „Kritik nehme ich sehr ernst, sofern sie auf einem halbwegs menschlichen Weg daherkommt. Unsere Zeit lässt viele Menschen über die Anonymität des Internets sehr viel und inhaltslos um sich schlagen und schimpfen. Hasspostings lasse ich nicht in mein Leben.“

skiweltcup.tv: „Sie sind den ganzen Winter im Reportereinsatz. Bleibt auch etwas Zeit für eigene Winterssportaktivitäten wie beispielsweise Skiausflüge mit den Liebsten und Liebgewonnenen, sprich der eigenen Familie?“

Oliver Polzer: „Ich nütze im Winter jede freie Minute mit meiner Familie, und wir verbringen dann auch wieder sehr viel Zeit auf Schnee. Meine Familie ist so wie ich skibegeistert, und nachdem wir seit vier Jahren im Westen Österreichs leben, lässt sich unsere Lust aufs Wedeln recht schnell und ohne großen Aufwand befriedigen!“

Bericht und Interview für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner

Hans Knauß und Oliver Polzer beim Skiweltcup in Schladming (Foto: ORF)
Hans Knauß und Oliver Polzer beim Skiweltcup in Schladming (Foto: ORF)

Die Skiweltcup.TV Sommer-Interviews 2016 – und alle zwei Tage werden es mehr!

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