18 September 2017

Schwedens Damen-Speedtrainer Kurt Mayr im Skiweltcup.TV-Interview: Energie, Ehrlichkeit und Spaß als Motivator sind mir sehr wichtig

Schwedens Damen-Speedtrainer Kurt Mayr im Skiweltcup.TV-Interview: Energie, Ehrlichkeit und Spaß als Motivator sind mir sehr wichtig. (Foto: Kurt Mayr / privat)
Schwedens Damen-Speedtrainer Kurt Mayr im Skiweltcup.TV-Interview: Energie, Ehrlichkeit und Spaß als Motivator sind mir sehr wichtig. (Foto: Kurt Mayr / privat)

Stockholm – Der österreichische Skitrainer Kurt Mayr ist zielstrebig und fokussiert. Im Laufe seiner Zeit als Coach hat er u.a. die steirische Speedqueen Renate Götschl und die Kanadierin Larisa Yurkiw betreut. Nun betreut er die Schwedinnen, die in den schnellen Disziplinen Abfahrt und Super-G auftrumpfen wollen. Im Skiweltcup.TV-Interview berichtet er über das Geheimnis seines Erfolgs, den Austausch mit anderen Skinationen, die Zukunft des weiblichen Speedbereichs im Drei-Kronen-Team und vieles mehr.

Skiweltcup.TV: Herr Mayr, Sie haben in Ihrer Karriere als Trainer große Ski-Namen wie u.a. Renate Götschl und Larisa Yurkiw betreut. Nun sind Sie in Schweden tätig. Haben Sie im Laufe der Jahre individuell angehauchte Methoden des Trainings entwickelt? Und kann man vielleicht das Geheimnis Ihres Erfolgs in Erfahrung bringen? Dazu passend: Was zeichnet für Sie einen guten und kompletten Skirennläufer aus?

Kurt Mayr: Jeder Trainer wird seine individuellen Methoden, entstanden aus Fachwissen gepaart mit Erfahrung, über die Jahre entwickelt haben, so auch ich. Ich würde durchaus behaupten, dass ich nicht immer nach rationellen Gesichtspunkten agiere und sehr intuitiv veranlagt bin. Dies hat in der Vergangenheit sicherlich den einen oder anderen Erfolg mitverursacht, aber am Ende ist es immer die teaminterne Kooperation mit der Athletin/dem Athleten samt Umfeld.

Ein(e) komplette(r) Skifahrer (in) zeichnet sich für mich nicht nur durch ein gutes technisches, taktisches und koordinatives Vermögen aus, sondern vielmehr auch durch Zielstrebigkeit und einen starken Willen und mentale Stärke. Das Potenzial unter Druck abrufen zu können, ist vielfach ein Knackpunkt in vielen Karrieren.

Durch Ihre internationalen Tätigkeiten und vielen Reisen stehen Sie auch im regen Austausch mit anderen Skinationen. Was können wir über diesen Austausch in Erfahrung bringen, und wie wichtig ist es in einem so pädagogisch wertvollen und darüber hinaus feinfühligen Arbeitsgebiet mit anderen zu reden?

Im Gegensatz zu großen Nationen wie Österreich oder der Schweiz, ist gerade im Speedbereich die Kooperation kleinerer Teams, wie in meiner Vergangenheit mit Team Larisa und gegenwärtig mit dem schwedischen Team, mit anderen Nationen von unglaublicher Wichtigkeit und kreiert ein ungemein großes Leistungspotenzial. Und hier geht es nicht nur um das Weiterleiten von Videosequenzen usw.

Durch unsere mittlerweile fünfjährige internationale Kooperation zwischen Schweden, Norwegen und Deutschland liegt auf jedem Einzelnen eine immense Verantwortung, nicht nur für die eigenen Athletinnen, sondern für alle innerhalb der Kooperation.

Diese ehrlich und mit Engagement zu führen und jede einzelne Athletin bestmöglich bei Rennen und gemeinsamen Trainings zu betreuen, darin liegt einer der Schlüssel für eine erfolgreiche Strategie einer Kooperation. Der offene Gedanken- und Erfahrungsaustausch ist bei uns daher ein sehr wichtiger Punkt. Wir gewinnen und verlieren innerhalb der Kooperation zusammen. Dies war mir in der Anfangsphase ein besonderes Anliegen hier einen Unterschied zu anderen Kooperationen zu schaffen. Dies bedeutet natürlich auch einen großen Vertrauensvorschuss, dem man immer wieder gerecht werden muss.

Kurt Mayr und seine Speed-Damen (Foto: Kurt Mayr / privat)
Kurt Mayr und seine Speed-Damen (Foto: Kurt Mayr / privat)

Einmal verspeiste die US-amerikanische Skilegende Bode Miller 20 Minuten vor dem Start zur Lauberhornabfahrt im eidgenössischen Wengen genüsslich seine Pommes mit Ketchup. Gedankenverloren saß er am Pistenrand und gewann später sogar das Rennen. Gewiss eine eigene Vorbereitung, aber gibt es aus Ihrer Zeit als Betreuer auch eine ähnliche oder anderslautende Anekdote, die Erfolg gebracht hat und bei der Ihnen heute zu lachen kommt?

In meiner Vergangenheit habe ich viele witzige und weniger witzige Anekdoten erlebt, die aber für mich in den Bereich der Privatsphäre fallen und ich nicht gerne preisgebe.

Auch wenn noch die warme Jahreszeit unsere Breiten fest im Griff hat, kommt bald der Herbst. Und dann ist es nicht mehr lang bis zum Winter. Die Olympiasaison 2017/18 wirft schon ihre Schatten voraus. Die verschiedenen Nationalmannschaften starteten mit ihren Vorbereitungen für den neuen Winter. Wie sieht es im Drei-Kronen-Team aus? Können Sie schon einen kleinen Ausblick auf die neue Saison wagen, und was können wir von den schnellen Schwedinnen erwarten?

Die genauen Zielsetzungen haben wir öffentlich noch nicht bekannt gegeben. Aber so viel ich verraten kann, haben wir sehr ambitionierte Ziele auf allen Ebenen. Mit den jüngeren Athletinnen haben wir noch einiges an Arbeit vor uns. Im technisch-taktischen Bereich genauso wie im körperlichen. Auch systemisch müssen wir einige Gesichtspunkte beachten. Wir haben derzeit nur zwei Startplätze im Weltcup in Super-G und Abfahrt und auch im Europacup nur drei im Super-G und fünf in der Abfahrt.

Da wir die Speed-Mannschaft dank sehr guter Ergebnisse im Europacup deutlich aufgestockt haben, aber derzeit zu wenig Startplätze vorhanden sind, wollen wir heuer die Startkapazitäten mit guten Leistungen in Weltcup und Europacup deutlich nach oben schrauben um den Athletinnen zukünftig die Plätze offerieren zu können die wir benötigen.

Was machen Sie, wenn Sie einmal nicht an den Skirennsport mit seinen schönen Seiten denken? Für welche Werte lohnt es sich aufzustehen? Und warum sind es genau diese Werte, die Sie im sportlichen und privaten Leben hochhalten und versuchen weiterzugeben?

Privat bin ich ein Mensch der gerne seine Familie um sich hat. Frau, Kinder, Eltern und Freunde sind mir ganz besonders wichtig. In der Freizeit sind sportliche Aktivitäten wie Mountainbiken, Wandern, usw. meine Leidenschaft die mir abseits der stressigen Saison die nötige Ruhe und Energie zurück geben. Ehrlichkeit, Engagement und Spaß an allem was man anpackt sind sicherlich Werte die meine Motivation hoch halten. Mit früh morgendlichem Aufstehen hatte ich jeher nie ein Problem und wird mit dem Alter immer einfacher. (lacht)

Am Ende ist es die Verantwortung des Handelns gegenüber der Athletin oder der Familie usw., die unser Leben doch entscheidend mitbestimmt. Im Sport wie im Privatleben. Ziele und Träume sind mein Antrieb, denn ohne Ziele werden Träume eben nur Träume bleiben! Und dies versuche ich an Athletinnen und Athleten, Kollegen, Familie und Freunde weiter zu geben.

Bericht und Interview für Skiweltcup.TV: Andreas Raffeiner

 

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