
Malters – Mathieu Fauve arbeitet für die bekannte schweizerische Skifirma Stöckli. Hier entwickelt er sowohl Publikums- als auch Rennskier. Im skiweltcup.tv-Interview sprachen wir mit ihm über die neuen Bretter (siehe Bericht Neues Ski-Material mit tierischem Effekt vorgestellt vom 4. d. M., Anm. Red.) und gingen der Fragestellung nach, ob eine Verletzungsmisere wie im vergangenen Ski-Winter verhindert werden könnte.
skiweltcup.tv: „Herr Fauve, Sie arbeiten als Ski-Entwickler für den eidgenössischen Skihersteller Stöckli. Können Sie sich bitte etwas vorstellen, und wie kamen Sie mit Frau Véronique Michaud von der ETH Lausanne in Kontakt?“
Mathieu Fauve: „Ich bin zuständig für die Entwicklung aller Publikumsskimodellen. Das sind 35 verschiedene Modelle; davon wird jedes Jahr rund die Hälfte abgeändert. Konkret zeichne ich neue Formen und entwickle neue Konstruktionen in Abhängigkeit der Anforderung der Benützer.
Gleichzeitig bin ich für die Entwicklung von Rennskiern zuständig. Das bedeutet, dass ich neue Skier für Viktoria Rebensburg, Boštjan Kline usw. entwickle.
Ein zweiter Teil meiner Tätigkeit ist die Forschung, und hier arbeite ich mit zahlreichen Spezialisten in mehreren Bereichen, um immer innovative Produkte anbieten zu können. Seit langer Zeit arbeite ich mit Véronique Michaud von der ETH Lausanne im Bereich der „zusammengesetzten Materialien“ zusammen.
skiweltcup.tv: „Wenn man die Mitteilungen rund um diese innovativ-revolutionären Skier liest, kam Frau Michaud im Rahmen eines Forschungsseminars über bioinspirierte Materialien eine Schildkröte in den Sinn. Was kann versteht ein Laie unter bioinspirierte Materialien, und was verbindet dieses Tier mit den neuen Brettern?“
Mathieu Fauve: „Eigentlich kommen viele interessante Ideen von der Natur. So war ich lange auf der Suche nach einem Material, das sich in Abhängigkeit der Belastung anders verhält. Ich fragte Veronique, ob sie so ein Material kennt und nach einiger Zeit schickte sie mir ein wissenschaftliches Paper über die Schildkröte. Ich war, was dieses Konzept betrifft, so beeindruckt, dass wir gleich mit einem Forschungsprojekt starteten.“

skiweltcup.tv: „Treffen die von Ihnen beschriebenen und grob charakterisierten Eigenschaften nur auf Rennskier zu, oder kann auch ein Amateur- oder Sonntagsskifahrer von diesen Entwicklungen früher oder später nachhaltig davon profitieren?“
Mathieu Fauve: „Wir entwickeln sehr viele, neue Technologien mit der Abteilung Skirennsport. Ein großer Teil dieser Technologien wird später für die Amateurskifahrer umgesetzt!“
skiweltcup.tv: „Die slowenische Weltklasseathletin Tina Maze, die sich im abgelaufenen Ski-Winter eine Auszeit gegönnt hat, hat die Schildkröten-Skier, wenn man das so einfach ausdrücken darf, getestet. Was ist ihre Meinung, und welchen kompatiblen Erkenntnisgewinn ziehen sie daraus?“
Mathieu Fauve: „Tina Maze konnte diese neuen Skier im Januar testen und war über die Eigenschaften sehr begeistert. Zudem konnte sie die Vielseitigkeit dieser neuen Modelle bestätigen.“
skiweltcup.tv: „In der letzten Saison gab es jede Menge Verletzte im alpinen Skirennsport. Kann eine ähnlich schwarze Verletzungsserie anhand der von Ihrem Team und Ihnen entwickelten Skier in den nächsten Wintern, eine Serienproduktion der Skier vorausgesetzt, verhindert werden?“
Mathieu Fauve: „Leider ist nicht nur das Material, sondern auch die Kurssetzung und die Präparation der Piste sehr entscheidend, was die Verletzungsgefahr betrifft. Ich denke also nicht, dass wir mit solchen Skiern die Verletzungsserie verhindern können. Trotzdem gehen diese neuen Produkte gewiss in die richtige Richtung, was die Sicherheit betrifft.“
Bericht und Interview für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner

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