
Zürich – Matthias Hüppi ist ein bekanntes Fernsehgesicht. Seit 1981 arbeitet der Eidgenosse beim Schweizer Fernsehen. Neben der Moderation des Sportpanoramas und anderer Sportanlässe ist er als Live-Kommentator für Ski alpin tätig. Stets an seiner Seite ist mit Bernhard Russi niemand Geringerer als der Abfahrtsolympiasieger von 1972.
Wir von skiweltcup.tv sprachen mit unserem sympathischen Berufskollegen über die Highlights des letzten Winters, soziale Medien als Kontaktaufnahme seitens der Skistars, die bevorstehende WM-Saison 2016/17 und vieles mehr.
skiweltcup.tv: „Herr Hüppi, können Sie uns in wenigen Worten die Höhepunkte positiver wie negativer Art des letzten Ski-Winters 2015/16 grob skizzieren? Und finden da die Emotionen von Lindsey Vonn, die wie eine Besessene auf ihre Skibindung hämmert, auch Platz? Oder ist dieser Gefühlsausbruch gar nicht positiv oder negativ zu charakterisieren?“
Matthias Hüppi: „Um bei Lindsey Vonn anzufangen: Für mich war die Aktion alles andere als Hammer… Wer auf der Welle der Social Media reitet, sollte in Betracht ziehen, dass der Wind plötzlich ziemlich rau werden kann. Besser kurz zweimal überlegen und dann agieren – oder auch nicht.
Zu den Höhepunkten aus meiner (Männer-)Sicht gehören das wundersame Comeback von Beat Feuz, der fünfte Gesamtweltcupsieg de suite von Marcel Hirscher und die Konstanz des Newcomers Henrik Kristoffersen. Auch die RTL-Serie von Alexis Pinturault macht Eindruck und Carlo Janka kann noch gewinnen!
Negativ bleiben die vielen Verletzungen in Erinnerung, vor allem die Abfahrt in Kitzbühel. Nur sind da vorschnelle Schuldzuweisungen wie immer im Rennsport fehl am Platz. Hätte es drei Fahrer mit Nummern zwischen 40 und 50 erwischt, hätte wohl niemand den Rennabbruch verlangt…“
skiweltcup.tv: „Viele Skirennläufer und -läufer haben keine Homepage mehr und verlagern die Korrespondenz beispielsweise auf Facebook. Ändert sich das Tätigkeitsfeld von Sportjournalisten auch durch die Social-Media-Aktivität der Athletinnen und Athleten, und wie soll man damit umgehen?“
Matthias Hüppi: „Social Media benütze ich als Ergänzung zu anderen Quellen. Da wird ja auch viel Belangloses in die Welt hinausgeschickt. Das interessiert mich dann viel weniger als die wirklich relevanten, aktuellen Infos, die man auf diesen Kanälen ja auch empfangen kann. Keine der neuen Quellen ersetzt aber das direkte Gespräch mit Athleten oder Trainern. Ich selbst benutze meinen Twitter Account @matthueppi, um zusätzliche Infos, wie etwa von der Streckenbesichtigung, zu vermitteln.“

skiweltcup.tv: „Seit Jahren kommentieren Sie mit der einstigen eidgenössischen Skigröße Bernhard Russi für das Schweizer Fernsehen die Rennen im Weltcup. Was ist das Schöne an der Zusammenarbeit mit ihm, und können Sie uns ein bis dato unbekanntes Hoppala erzählen?“
Matthias Hüppi: „Ich habe als Jugendlicher für mein Idol Bernhard Russi geschwärmt. Dass daraus einmal eine so großartige Zusammenarbeit und Freundschaft entstehen würde, hätte ich mir nie im Leben erträumt. Wir harmonieren hundertprozentig auf einer gegenseitigen Vertrauensbasis. Und dass er in all den Jahren nur ein einziges Mal während einer Übertragung eingenickt ist, finde ich natürlich generös…“
skiweltcup.tv: „Ein Blick abseits der Mausefalle, des Kamelbuckels und der S-Kurve. Haben Sie schon einmal eine der halsbrecherischen Abfahrten bezwungen? Oder sind Sie eher der gemütliche Sonntagsfahrer, der sich brav mit der Familie an einem TV-freien Wintersonntag an den Lift stellt, die Anonymität sucht und die Natur lieber als das Skifahren hat?“
Matthias Hüppi: „Ich kenne jede der genannten Schlüsselstellen aus vielen Pistenbesichtigungen. Sie flößen mir noch heute großen Respekt ein. Ich bin selber ein begeisterter Skifahrer. Das genieße ich dann jeweils im April hoch oben im Engadiner Schnee, wenn alle andern ihre Skier versorgt haben – traumhaft! Während der Hochsaison gibt es den TV-freien Sonntag eigentlich nicht. Aber ich möchte ja auch fahren und nicht anstehen… Nach dem Motto: Zuerst das intensive Skifahren und dann die Gemütlichkeit genießen. Man hat sehr viel von den längeren Frühlingstagen … auch beim Aprés Ski!“
skiweltcup.tv: „Schauen wir kurz in die bevorstehende Saison 2016/17, die mit der Weltmeisterschaft in St. Moritz ihren Höhepunkt hat. Welche Skirennläuferinnen und -läufer werden Ihrer Meinung nach positiv überraschen, oder können wir uns in sämtlichen Disziplinen im übertragenen, nicht abwertenden Sinn auf ‚Wiederholungstäterinnen und -täter‘ gefasst machen?“
Matthias Hüppi: „Es wird bestimmt eine interessante Geschichte. Einerseits sind da jüngere Fahrerinnen und Fahrer mit Medaillen-Potential unterwegs, andererseits die von Ihnen erwähnten ‚Wiederholungstäter‘. Auf deren Großtaten bin ich natürlich auch gespannt. Und dann kehren ja einige aus dem Lager der Verletzten zurück: Alles in allem eine hochspannende Ausgangslage!“
Bericht und Interview für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner

Die Skiweltcup.TV Sommer-Interviews 2016 – und alle zwei Tage werden es mehr!
Hermann Maier – Matthias Hüppi – Nicole Schmidhofer – Georg Streitberger – Marlene Schmotz – Oliver Polzer – Tina Weirather – Riccardo Tonetti – Aris Donzelli – Andreas Sander – Annemarie Moser-Pröll – Ana Drev – Nadia Delago – Roland Leitinger – Mirjam Puchner – Marco Schwarz – Conny Hütter – Dominik Paris – Peter Fill – Stephanie Venier