4 Mai 2021

Swiss-Ski News: Olympiasieger Sandro Viletta arbeitet als neuer Trainer im Swiss-Ski Team

Olympiasieger Sandro Viletta: „Das professionelle Umfeld sagt mir enorm zu“ (Bild © Swiss-Ski.ch)
Olympiasieger Sandro Viletta: „Das professionelle Umfeld sagt mir enorm zu“ (Bild © Swiss-Ski.ch)

Mit Sandro Viletta kehrt ein bekanntes Gesicht zu Swiss-Ski zurück. Der Olympiasieger von 2014 ist einer von drei neuen Trainern im Bereich Ski Alpin.

Für die kommende Saison darf Swiss-Ski drei neue Alpin-Trainer willkommen heissen. Bei den Frauen besetzt Christoph Krienzl den Posten als Gruppentrainer Elite Europacup Slalom. Er ersetzt damit Silvano Stadler, der in die Weltcup-Gruppe der Technikerinnen von Luis Prenn wechselt. Bei den Männern heisst der neue Gruppentrainer Elite Nachwuchs Simon Rothenbühler. Dieser ersetzt Reto Griesenhofer (Wechsel in die Privatwirtschaft). Nebst Rothenbühler, der bereits zuvor einige Jahre für Swiss-Ski als Trainer tätig gewesen war, kehrt auch Sandro Viletta zurück. Der ehemalige Skirennfahrer, der am 18. Dezember 2018 seinen Rücktritt bekannt gab, wird künftig – anstelle von Renzo Valsecchi (zu Mastery Weltcup Riesenslalom) – die Gruppe Elite Weltcup Riesenslalom trainieren.

Im Interview erzählt der Olympiasieger von 2014, wie es zu diesem Seitenwechsel gekommen ist und was er den Athleten gerne mit auf den Weg geben möchte.

Wie war die Zeit nach deinem Rücktritt?

Sandro Viletta: Es gab Vor- und Nachteile: Der Vorteil war, dass man gelöster war, weil man davor unter Druck gestanden ist. Die letzten 2-3 Jahre meiner Karriere waren nicht einfach mit den Verletzungen und ich merkte, dass ich das nicht mehr ganz hinkriege. Im ersten Moment war es deshalb einfacher – der ganze Druck und die Schmerzen fielen weg. Das war sicher sehr positiv. Und man konnte auch mal machen, auf was man Lust hatte. Man musste nicht nach einem Plan trainieren. Man konnte auch mal mit den Kollegen länger weggehen und einfach das Leben geniessen. Das war sehr cool. Auf der anderen Seite vermisste ich das Skifahren. Man sah am Fernsehen die Kollegen Rennen fahren. Dann gab es schon Momente, wo ich dachte, es wäre cool, auch dabei zu sein. Aber das wurde von Zeit zu Zeit immer weniger. Im vergangenen Winter [bereits der dritte nach seinem Rücktritt, d. Red.] war ich schon voll drin in meinem neuen Leben. Und so habe ich gar nicht mehr gross nachgedacht, was wäre wenn …

Bereits bei deinem Rücktritt hast du angekündigt, dass du ins Trainer-Business einsteigen möchtest. Warum war das für dich damals schon klar?

Das war sogar noch früher klar für mich, weil mich das Trainerwesen schon immer interessiert hat. Auch die Trainingslehre hat mich immer sehr beschäftigt, als Athlet wollte ich immer wissen, warum wir welche Intensität und welches Training machten. Ich habe dies oft hinterfragt – und insbesondere natürlich auch im Zusammenhang mit meinen Verletzungen habe ich mich oft gefragt, was ich hätte anders machen können. Ich bin überzeugt, dass meine Geschichte, die ich als Athlet hatte – ich fuhr alle Disziplinen, ich hatte Erfolg, aber auch Misserfolg – mir jetzt enorm hilft, um dies als Trainer weitergeben zu können.

Wie hast du die Trainerausbildung erlebt? Wie schwierig war der Seitenwechsel?

Am Anfang war es nicht einfach. In den Jahren, als ich Ski gefahren bin, brauchte ich den Kopf zwar auch, aber mehr auf eine andere Art. Deshalb braucht es im ersten halben Jahr, bis man hineinkommt, schon ein bisschen Zeit, aber es geht schnell und man hat dann wieder neue Ziele, denen man folgt.

Auf was freust du dich am meisten bei deiner neuen Aufgabe?

Sicher darauf, wieder mit Menschen zusammenzuarbeiten, die ich teilweise auch bereits kenne. Darauf freue ich mich fast am meisten. Dass ich wieder mit gewissen Kollegen zusammenarbeiten darf und mit ihnen unterwegs sein kann. Dann freue ich mich sicher auch darauf, wieder auf einem hohen Niveau zu arbeiten. Den Leistungssport, in dem ich drin war, habe ich irgendwie vermisst. Und jetzt, die Athleten, sie sind auch wieder hochprofessionell, wie das ganze Umfeld – das sagt mir enorm zu. Ich freue mich, wieder dorthin zurückzukehren.

Was möchtest du den Athleten als Trainer mitgeben, abgesehen vom technischen Knowhow?

Ich möchte, dass sie sich auch im persönlichen Bereich weiterentwickeln – in ihrer Denkweise, darin, wie sie die Sachen anpacken. Das Technische ist das eine, aber auf der anderen Seite ist es auch wichtig, wie man die Sachen angeht. Es gibt so viele Einflussfaktoren, mit denen man zu tun hat. Ich möchte versuchen, die Athleten noch mehr darauf aufmerksam zu machen, dass es eben nicht nur ums Technische und ums Skifahren geht, sondern dass es auch viele weitere Einflussfaktoren zu berücksichtigen gibt – da möchte ich sicher ein Augenmerk draufhaben.

Inwiefern können gerade auch die jungen Athleten von deinen Erfahrungen als ehemaliger Skirennfahrer profitieren – auch von deiner Verletzungsgeschichte beispielsweise?

(Lacht) Ich hoffe, dass sich keiner verletzt und ich diese Seite weniger einbringen muss. Aber ich glaube schon, dass man als ehemaliger Athlet bei gewissen Sachen einen Vorteil hat. Insbesondere auch auf den Strecken, weil man weiss, wie sich das anfühlt. Aber es gibt auch sonst so viele Situationen – beispielsweise, wenn die Verhältnisse nicht gut sind, wenn man sich krank fühlt oder wenn Drucksituationen entstehen. Wenn man diese selber erlebt hat, dann ist das sicher ein Vorteil.

Hast du schon konkrete Ziele im Kopf, die du als Trainer erreichen möchtest?

Für mich ist Kontinuität wichtig. Also, dass ich die Athleten schrittweise vorwärtsbringen kann. Aber es braucht ganz viele Faktoren, damit dies passt, dass man dies nicht nur an Resultaten messen kann. Aber die Athleten haben natürlich alle ein konkretes Ziel – und dieses nehme ich dann auf. Ich treffe mich schon bald mit den Athleten zu einem Gespräch. Mein Ziel wird es dann sein, ihr Ziel gemeinsam mit ihnen und meiner Idee zu verwirklichen.

Interview: Danja Spichtig
Quelle: Swiss-Ski.ch

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