Als ich die Nachricht von Felix Neureuthers Trainingsunfall im Teletext lese, stockt mir der Atem: Kreuzbandriss, Saisonende und Olympia-Aus! Das sind die Schlagworte, die einem den Teppich unter den Füßen wegziehen. Es ist der Mega-Gau für den einzelnen Athleten, aber auch das Team wird sich damit schwer tun, ohne Leitfigur zu agieren, ohne Benchmark, an der sich orientiert werden kann.
Mir schießen tausend Gedanken und Bilder durch den Kopf. Ich erinnere mich an die Hochzeit meines Bruders in Schliersee, als Felix in Feierlaune zur Musik „Skandal um Rosi“ mit nacktem Oberkörper auf den Tischen tanzte und die Hochzeitsgesellschaft johlend darum stand. Felix ist ein Spaßvogel, der mit Freude an die Sachen geht und der sich trotz Rückschlägen in seiner Karriere nie hat unterkriegen lassen.
Nach der Geburt seine Tochter war er hochmotiviert in die Saisonvorbereitung gegangen und hatte trainiert wie ein Besessener. Nach dem Slalom-Sieg in Levi wusste man, dass er seine Hausaufgaben gemacht hatte und dass er bei den Olympischen Spielen nach einer Medaille greifen kann, vielleicht sogar nach der Goldenen. Dieser Traum scheint jetzt zerplatzt!
Eine andere Erinnerung, die in mir hochkommt, hängt mit meinem Kreuzbandriss Ende 2000 in Österreich zusammen. Damals stand im Februar 2001 in St. Anton Arlberg die Skiweltmeisterschaft an. Innenbandriss beim letzten Rennen des Jahres am 30. Dezember. Auch da waren für mich für einen kleinen Moment alle Träume geplatzt. Ich habe jedoch nicht in der folgenden Silvesternacht meinen Kummer ertränkt, sondern habe ich mich nach dem operativen Eingriff in eine echte Intensiv-Reha begeben, 8 Stunden am Tag arbeiten für die schnellstmögliche Rückkehr. Die Medical-Park-Klinik am Tegernsee wurde mein zweites Zuhause. Die Verletzung selbst musste ausheilen, der Rest des Körpers musste weiter fit gehalten werden. Viel Schweiß, am Anfang mehr Tränen. Rund einen Monat später zeichnete sich ab, dass ein Start zumindest in der Kombination in St. Anton möglich sein könnte. Der Ruderer, der Land vor sich hatte, ruderte daraufhin nochmal etwas schneller. Dann die Anreise zum Arlberg, die erste Trainingseinheit auf Schnee und den nächsten Tag der Wettkampf und …der Weltmeistertitel! Tausend Tränen des Leids verwandelten sich in einer Sekunde in tausend Tränen des Glücks.
Wie Felix es in seiner Videobotschaft nach dem Trainingsunfall auch selbst gesagt hat. Fallen ist keine Schande, Liegenbleiben schon!
Ich wünsche Dir, Felix, die Kraft, schnell wieder den Blick nach vorne zu nehmen und die Zuversicht, dass auch bei Dir vielleicht aus den Tränen des Leids Tränen des Glücks werden.
Herzlichst
Martina Ertl-Renz
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