Copper Mountain – Trotz zahlreicher Verletzungen liebt Lindsey Vonn den Skirennsport. Die 33-jährige US-Amerikanerin freut sich auf die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang, nachdem sie vor knapp vier Jahren in Sotschi verletzungsbedingt zuschauen musste.
Bei der Ski-WM 2013 in Schladming verletzte sich Vonn schwer. Wenige Monate später schlug die Verletzungshexe erneut zu. Doch Angst hat die US-Amerikanerin, die in ihrer Karriere 77 Weltcuprennen gewinnen konnte, nicht. Respekt hat sie, wenn die Bedingungen nicht so gut sind. Sie ist ehrgeizig und macht auch keine Rückzieher.
Vonn liebt immer noch, was sie tut. Bei dem Abfahrtstraining geht es ordentlich zur Sache. Und die charismatische Skirennläuferin liebt die Geschwindigkeit, den Wettkampf und den Umstand, am Morgen als Erste auf dem Berg zu stehen. Sie will die aufgehende Sonne sehen und draußen sein, die Freiheit haben, so schnell zu sein, wie man will. Sie liebt ihren Sport über alles und will nicht aufhören.
Einen Rekord hat sie noch nicht gebrochen. So fehlen ihr neun Rennsiege auf die ewige Bestmarke des Schweden Ingemar Stenmark. In diesem Winter könnte sie den Rekord des nordeuropäischen Technikers überholen. Vonn ist immer noch traurig, dass sie bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Russland nicht teilnehmen konnte. Aber in Pyeongchang will sie mit Ausnahme des Spezialslaloms in vier Disziplinen (Abfahrt, Super-G, Kombination und Riesentorlauf) an den Start gehen.
Wie geht es ihr im Hinblick auf Südkorea? Sie betont, dass sie sehr, sehr, sehr, sehr, sehr (und das ist keine Untertreibung!, Anm. d. Verf.) aufgeregt sei. Dass sie in Sotschi nicht mitfahren konnte, war für sie enttäuschend. Die US-Amerikanerin war am Boden zerstört, frustriert. Nun hat sie lange genug auf die nächsten Olympischen Winterspiele gewartet. Und sie ist mehr als nur bereit.
Vor einem Jahr brach sie sich bei einem Trainingssturz den Oberarm. Die 33-Jährige erlitt außerdem Schäden im Nervensystem. Dieser Unfall verzögerte den Saisonbeginn und behinderte sie bei den ersten Speed-Disziplinen. Sie konnte nur ein Rennen gewinnen, freute sich aber in den letzten Rennen über konstant gute Ergebnisse. Bei den Olympiageneralproben in Südkorea wurde sie zweimal Zweite. Sowohl in der Abfahrt, als auch im Super-G, landete sie nur knapp hinter der azurblauen Vertreterin Sofia Goggia. Somit muss man Vonn immer auf der Rechnung haben, so auch in Pyeongchang. Solange sie gesund und zuversichtlich ist, wird sie voll Selbstvertrauen nach Asien aufbrechen. Wenn sie im Starthaus steht zählt nur der Sieg.
Trotzdem weiß sie, dass im Abfahrtssport viele Gefahren lauern. So starb der Franzose David Poisson am letzten Montag bei einem fürchterlichen Trainingsunfall im kanadischen Nakiska. Alle fragen Vonn, ob sie nach so vielen Unfällen Angst hat und ob sie den Fuß vom Gaspedal nehmen wird. Sie weiß, dass sie klüger geworden ist und ihr Risiko besser als in der Vergangenheit dosieren kann. Aber es ist immer noch ein Skirennen, gespickt mit vielen Gefahren.
Es kann immer alles passieren, und man kann bei der Ausübung der größten Leidenschaft sterben. Man kann versuchen, das Risiko zu kontrollieren, doch am Ende des Tages bleibt der Skirennsport immer ein gefährlicher Sport. Die erfolgreichste Skirennläuferin der Geschichte und der Gegenwart denkt nicht darüber nach, denn das ist ein Teil des Lebens, des Spiels und alle Rennläufer wissen um die Gefahr. Wer dieses Risiko nicht eingehen will, kann in dieser Sportart nicht erfolgreich sein.
Die US-Amerikanerin hat in vier einzelnen Saisonen elf oder mehr Weltcuprennen für sich entschieden. Es kann, wie gesagt, sein, dass sie in diesem Winter Stenmarks Rekord egalisiert oder gar verbessert. Sie denkt immer daran, will sich aber in dieser Saison zu 100 Prozent auf die Olympischen Spiele konzentrieren.
Daher sagte sie, dass sie eine weitere Saison Ski fahren werde. In der Vergangenheit hat die 33-Jährige schon genug Druck auf sich selbst ausgeübt, um die Bestmarke des Schweden zu erreichen. sie will sich mehr Zeit geben, um sicher zu sein, dass sie nicht gestresst ist und sich wirklich auf das konzentrieren kann, was sie vor hat.
Und sie will fokussiert und gesund nach Südkorea kommen. Und nicht nur Vonn weiß, dass das Ganze rund um Olympia genug Stress beinhaltet. Und wer kann heute schon sagen wie lange Lindsey Vonn noch weitermachen wird. Denn solange sie das Skifahren genießt, hat sie keine Lust, aufzuhören. Es scheint so, als wäre sie die „ewige Lindsey.“
Sie hat aber keine Lust, mit Klebeband ihren Körper zusammenzuhalten. Wenn sich alles gut anhört und der Körper gut anfühlt, macht sie weiter. Doch auch die Verletzungen in der Vergangenheit haben schon etwas an ihrem Selbstbewusstsein genagt. Denken wir an die Knieverletzung, die sie sich beim WM-Super-G im Jahr 2013 unter fragwürdigen Streckenbedingungen zugezogen hatte, an die weitere Knieverletzung, den Haarriss des Tibiaplateus im linken Knie und den gebrochenen Oberarm. Trotzdem schaut Vonn zuversichtlich nach vorne.
Bericht für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner
Quelle: www.denverpost.com
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