Garmisch-Partenkirchen – Da waren es nur noch neun. Die US-Amerikanerin Lindsey Vonn gewann mit einer bärenstarken Leistung bei der Abfahrt von Garmisch-Partenkirchen. Der mittlerweile 77-fachen Siegerin eines Weltcuprennens fehlen nur noch neun Erfolge zur Einstellung des Uraltrekords von Ingemar Stenmark. Auf der Kandahar triumphierte Vonn in einer Zeit von 1.43,41 Minuten. Auf Platz zwei fuhr die Schweizerin Lara Gut, die in der Summe eineinhalb Zehntelsekunden auf die zu Tränen gerührte US-Amerikanerin einbüßte. Lokalmatadorin Viktoria Rebensburg (+0,48) belegte den dritten Rang.
Lindsey Vonn: „Ich war für dieses Rennen bereit, aber nicht für die Emotionen. Das war der emotionalste Sieg meiner Karriere, denn ich habe bisher noch nie im Ziel geweint. Es ist unglaublich! Nach dem zweiten Training habe ich mir gedacht: Okay, ich fahre jetzt besser, aggressiver. Ich habe aber nicht gewusst, ob es zum Sieg reichen kann. Aber ich habe alles versucht, alles gegeben. Im Ziel habe ich nur geweint, ich habe so hart gearbeitet, um zurückzukommen.“
Ramona Siebenhofer (+0,59) aus Österreich, die die Probeläufe in Garmisch-Partenkirchen dominierte, musste einsehen, dass Trainings und Rennen zwei verschiedene Paare Schuhe sind. Dennoch kann sie sich über Position vier freuen. Im ORF-Gespräch meinte sie: „Natürlich ärgert es mich. Wenn man zwei Mal Trainings-Bestzeit fährt, dann möchte man auch im Rennen so eine Leistung abrufen. Das habe ich heute nicht ganz geschafft – ich habe Einfahrt Hölle und auch im Eishang etwas quergestellt. Aber meine Zeit wird noch kommen und ich werde auch wieder am Podest stehen. Die erste Kurve ist etwas blöd zu fahren. Im ersten Training habe ich sie gut erwischt, gestern nicht. Heute wollte ich sie besonders gut fahren – und wenn ich etwas besonders machen will, dann geht das meistens schief. Es ist schade, weil ich oben schon 28 Hundertstel verloren habe.“
Offizieller FIS Endstand: Abfahrt der Damen in Garmisch-Partenkirchen
Die Italienerin Sofia Goggia (+0,88) bestätigte ihre konstant guten Ergebnisse und schwang als Fünfte ab. Die Vertreterin der Squadra Azzurra war um vier Hundertstelsekunden schneller als die ÖSV-Starterin Nicole Schmidhofer, die Sechste wurde. Etwas kritisch mit sich selbst war sie allemal: „Unten runter war es sehr gut. Oben habe ich leider wieder vier Zehntel ausgefasst. Da muss ich noch viel üben, dass da mal was weitergeht.“
Guts Teamkollegin Fabienne Suter (+1,04) klassierte sich auf Position sieben. Dahinter reihte sich die dreifache Saisonsiegerin Ilka Štuhec (+1,13) aus Slowenien auf Platz acht ein. Tina Weirather (+1,18) aus Liechtenstein kam zweimal etwas von der Ideallinie ab und musste mit dem neunten Rang zufrieden sein.
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Die Tirolerin Ricarda Haaser sorgte mit der sehr honen Startnummer 53 für eine faustdicke Überraschung! Sie reihte sich auf Platz 10 ein. Der Rückstand auf Vonn betrug nur 1,28 Sekunden!
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Die US-Dame Breezy Johnson (+1,61) zeigte eine gute Fahrt und wurde mit der hohen Startnummer 25 Elfte. Vorzüglich präsentierte sich die Swiss-Ski-Athletin Jasmine Flury, die mit einer soliden und guten Fahrt in den Steilhängen überraschte und sich mit Nummer 33 und einem Rückstand von 1,67 Sekunden auf Vonn auf Position zwölf schob.
Elisabeth Görgl, die in Garmisch-Partenkirchen vor sechs Jahren Abfahrts- und Super-G-Weltmeisterin wurde, belegte heute mit einem Rückstand von 1,76 Sekunden auf Vonn, und direkt hinter Ester Ledecka aus Tschechien (13. -+1.70) und der Italienerin Federica Brignone (14. – +1,67), Position fünfzehn. Dahinter lauerten schon die Teamkolleginnen, nämlich Mirjam Puchner (+1,86) und Stephanie Venier (+1,90), die als 16. und 17. ins Ziel kamen. Nicht unter die besten 15 kamen die Schweizerin Corinne Suter (+2,02), die Südtirolerin Verena Stuffer (+2,63) und die junge ÖSV-Vertreterin Tamara Tippler (+2,73). Letztere wird sich vermutlich etwas ärgern, zumal sie bis zur Hälfte des Rennens recht gut unterwegs war und einen einstelligen Platz im Blickwinkel hatte.
Pech hatte Altenmarkt-Zauchensee-Siegerin Christine Scheyer. Die junge Österreicherin schied wenige Fahrsekunden vor dem Ziel aus. In der Zielkurve erwischte sie einen Schlag, sodass sie das nächste tor verpasste. Die Startnummer 13 brachte der Südtirolerin Hanna Schnarf kein Glück. Auch sie sah nicht das Ziel. Die junge DSV-Athletin Kira Weidle schied auf dem Weg zu einigen Weltcupzählern bei ihrem Heimrennen – ähnlich wie Scheyer – kurz vor dem Ziel aus. Die nächste Abfahrt der Damen findet in einer Woche in Cortina d’Ampezzo statt. Auch hier fühlt sich Lindsey Vonn pudelwohl; elf Triumphe auf einer der schwersten Strecken der Welt sprechen für sich.
Bericht für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner
Offizieller FIS Endstand: Abfahrt der Damen in Garmisch-Partenkirchen