Zagreb/Agram – Da steppt der Bär! Der Ladiner Manfred Mölgg gewann heute den Slalom in der kroatischen Hauptstadt Zagreb/Agram. In einer Zeit von 2.00,03 Minuten siegte der Südtiroler und avancierte mit 34 Jahren und 216 Tagen zum zweitältesten Slalomsieger aller Zeiten. Vor acht Jahren – es war in Garmisch-Partenkirchen – gewann Mölgg sein letztes Weltcuprennen. Im ORF-Interview sagte der glückliche und strahlende Sieger: „Ich habe viel trainiert, um im Slalom wieder dorthin zu kommen, wo ich einmal war. Mit den Burschen mitzufahren ist nicht leicht. Wir haben auch am Material viel gearbeitet, großartig.“
Hinter dem Gadertaler, der sich in diesem Winter in einer bestechenden Form befindet, fuhr Felix Neureuther (+0,72) aus Deutschland auf Platz zwei. Vor laufender Kamera gab der DSV-Athlet zu Protokoll: „Dass mit Manfred und mir zwei erfahrene Läufer auf dem Podium stehen, ist schon cool. Den Wind musste man ohnehin nehmen, wie er kommt. Ich weiß nicht, warum – aber die Jury hat gemeint Start-Stopp. Dann habe ich mir eben gedacht ‚gut, warte ich noch‘.“
Henrik Kristoffersen (+0,77) aus Norwegen reihte sich auf Rang drei ein. Daniel Yule (+0,99) aus der Schweiz feierte mit Position vier sein bestes Ergebnis seiner noch jungen Karriere. Dahinter reihte sich Michael Matt (+1,31) aus Österreich auf Platz fünf. Der Arlberger beschrieb sein Rennen: „Der Wind ist schon gegangen, aber nicht so stark wie bei anderen. Du musst trotzdem immer pushen. Wieder Top-10, Platz fünf – Wahnsinn! Ich muss gut trainieren, vor allem im Steilhang.“
Offizieller FIS Endstand: Slalom der Herren in Zagreb
Matts Teamkollege Marcel Hirscher (+1,43) zeigte im zweiten Durchgang eine nicht gerade saubere Fahrt und muss als Sechster des heutigen Tages noch ein wenig auf sein 100. Weltcuppodest warten. Der Salzburger, der in der Disziplinenwertung weiterhin die Nase vorn hat, resümierte seinen Tag wie folgt: „Ich weiß nicht, was los war. Es sieht scheiße aus, nicht geschmeidig. Ich bin froh, dass ich es ins Ziel geschafft habe. Das heute war gar nichts. Andere zeigen, dass es geschmeidig geht. Ich hatte immer das Gefühl, dass ich wegrutschte. Das war einfach zu wenig. Der Ski ist schon oft gut gegangen, daran soll es auch nicht gelegen haben. Es kann nicht immer ideal laufen, heute war nicht mein Tag.“
Und über den unglücklichen Teamkollegen Feller fand Hirscher trotz des Ausfalls sehr positive Worte: „Es tut mit irrsinnig leid. Wichtig ist, dass er schnell Ski fährt. Sicher ist es bescheiden, wenn er dann beim zweiten Tor abschwingen muss. Aber es ist schön, dass unsere jungen Läufer internationale Klasse haben – früher oder später wird er seinen ersten Sieg holen.“
Wieder sehr gut präsentierte sich Dave Ryding (+1,55) aus Großbritannien, der sich von Wind und Wetter nicht beirren ließ und als Siebter vor dem Eidgenossen Luca Aerni (+1,69) abschwang. Die besten Zehn wurden von Julien Lizeroux (+1,88) aus Frankreich und Stefano Gross (+2,06) aus Italien abgerundet. Der Athlet der Equipe Tricolore büßte im Finale sieben Ränge ein; sein Widersacher von der Squadra Azzurra machte in Lauf zwei 14 Ränge gut. Erwähnenswert war auch der Auftritt des südkoreanischen Skirennfahrers Dong-Hyun Jung (+2,59), der sich über seinen 14. Platz freuen konnte. Der Südtiroler Riccardo Tonetti (+2,69), der sich als 30. gerade noch für den Finaldurchgang qualifizieren konnte, machte in selbigem 13 Positionen gut und wurde 17. Die DSV-Starter Sebastian Holzmann (19.; +2,82) und Linus Straßer (21.; +3,30) nahmen den jungen Swiss-Ski-Athleten Marc Rochat (+2,95) in die Zange, der mit der hohen Startnummer 49 ins Rennen ging und 20. wurde.
Acht Athleten sahen im Finale nicht das Ziel. So hat es einige bekannte Gesichter erwischt. Großes Pech hatte der zur Halbzeit führende Manuel Feller aus Tirol, der im zweiten Durchgang schon beim zweiten Tor einfädelte und vorzeitig seinen Traum von einem möglichen Sieg begraben musste. Der enttäuschte PillerseeTaler sagte im Interview: „Ein klassischer Einfädler, das ist den Besten schon passiert. Natürlich ist es schade. Nervös war ich überhaupt nicht, es war eher so, dass ich zwei Stunden keinen Schwung mehr gefahren bin und zu viel nachgedacht habe. Normal schaut man bei den ersten Toren, dass man das Timing findet. Es ist schade, deswegen muss ich den Kopf aber nicht in den Sand stecken. Ich muss wieder nach vorne blicken. Dass ich schnell bin, hat man eh schon öfter gesehen. Manchmal hat man Pech, manchmal Glück – das ist im Skisport so.“
In der Disziplinenwertung hat Hirscher die Nase vorn, doch Kristoffersen und Mölgg kommen immer näher. Im Kampf um die große Kristallkugel hat der Österreicher 40 Punkte gesammelt und hat über 270 Punkte Vorsprung auf Kjetil Jansrud und den heute ausgefallenen Franzosen Alexis Pinturault. Der nächste Torlauf findet in wenigen Tagen am Chuenisbärgli im eidgenössischen Adelboden statt; Zeit zum Verschnaufen gibt es somit fast keine.
Offizieller FIS Endstand: Slalom der Herren in Zagreb
Bericht für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner