Hochfilzen – Heute steht uns der österreichische Skirennläufer Romed Baumann Rede und Antwort. Der 30-jährige Tiroler startet in allen Disziplinen und ist besonders in den schnellen Disziplinen und in der Kombination erfolgreich. Bei den Welttitelkämpfen 2011 in Garmisch-Partenkirchen gewann er im Team Bewerb die Silbermedaille.
Bei der Heim-Weltmeisterschaft in Schladming zwei Jahre später gelang ihm als Dritter in der Super-Kombination ebenfalls der Sprung auf das Podest. Im Weltcup feierte der zweifache Juniorenweltmeister früherer Tage sowohl im Februar 2009 in Sestriere als auch drei Jahre später in Chamonix einen Weltcupsieg. Beide Male konnte er sich über einen Erfolg in der Super-Kombination freuen.
Im skiweltcup.TV-Interview sprach der ÖSV-Athlet, der in der Biathlonhochburg Hochfilzen beheimatet ist, über das Training, den Reiz des Skisports, den „perfekten Lauf“ und vieles mehr.
skiweltcup.TV: „Die Weltcupsaison 2016/17 ist voll im Gange. Als Höhepunkt kann ohne Zweifel die Weltmeisterschaft in St. Moritz bezeichnet werden. Bereitet man sich auf einen WM-Winter anders vor?“
Romed Baumann: „Ich muss sagen, dass jeder Sommer gleich ist. Dabei ist es egal, ob im Winter eine Weltmeisterschaft oder Olympische Winterspiele auf dem Plan stehen. Natürlich will man sich immer verbessern. Die Trainings waren abwechslungsreich und gleich nach den letzten Rennen der Saison 2015/16 einen Monat in Sölden drangehängt und das Material getestet.
Wenn ich noch auf meine Vorbereitung zurückblicken darf, standen Einheiten auf dem Rad oder auch in der Kraftkammer auf dem Programm. Dazu gesellten sich Einheiten in Zermatt und in Chile, hier in Valle Nevado und Portillo. Qualitativ war alles mehr als gut.
Zudem schwitzten wir in Saas Fee. Im Riesentorlauf, im Super-G und im Slalom wurde auch trainiert. Die zuletzt genannte Disziplin ist für mich als Kombi-Spezialist besonders wichtig.“
skiweltcup.TV: „Was macht für dich den Reiz des alpinen Skifahrens aus? Ist es neben der körperlichen Ertüchtigung auch die wunderbare Möglichkeit, in Gottes Natur zu sein und das anfänglich liebste Hobby zum Beruf zu verwandeln oder eher adrenalingepumpt und emotional den Kampf um Siege, Podestplatzierungen und Hundertstelsekunden durch das Leben am Limit aufzunehmen?“
Romed Baumann: „Eigentlich hast du die Antwort schon gegeben. Man kann seine Skikarriere nicht im Voraus planen. Als kleiner Junge denkt niemand an einen lukrativen Sponsorvertrag oder an den Weltcup, sondern, dass man schnell fährt.
Wenn ich hingegen mit meiner Freundin fahre, bin ich einer, der die Natur genießt und nicht das Adrenalin verspüre. Dessen ungeachtet ist es schön, dass ich eben beide Arten des Skifahrens beherrsche.“
skiweltcup.TV: „Wer nach dem Höchsten strebt und perfekt sein will, macht oft Fehler und beginnt an bisschen an sich zu zweifeln. Daher eine Frage mit philosophischen und sportlichen Hintergrund: Gibt es überhaupt den perfekten Lauf?“
Romed Baumann: „Das glaube ich nicht. Es wird nie einen perfekten Lauf geben, in dem jeder Schwung komplett am Limit gefahren wird. Aber wenn ich 90 % des perfekten Laufs erreiche, kann ich auch zufrieden sein. Das geht anderen Skifahrern nicht anders.
Die Frage, wie viel Risiko ich eingehe, muss ich mir immer vor Augen halten. Am besten wäre demnach ein Mittelweg zwischen vollem Risiko und der höchsten Sicherheit.“
skiweltcup.TV: „Ein deutscher Triathlet, der sogar einmal den Ironman für sich entschieden hatte, sagte einmal, dass man sich fünf Prozent Lockerheit bewahren muss, um nicht am Leistungssport kaputtzugehen. Würdest du die eigene Messlatte, an Prozenten gesehen, höher legen, zumal man 100 Prozent auf Dauer nicht aushalten kann?“
Romed Baumann: „Ich kann an die letzte Frage anknüpfen. Eine gewisse Lockerheit muss vorhanden sein. Denn wenn man 100 % über einen längeren Zeitraum gibt, wird es schwer, dieses Niveau zu halten. Auch eine Regenerationszeit muss vorhanden sein. Neben der Lockerheit muss man auch mit einer Portion Spaß an die Sache herangehen, ansonsten hat man schon verloren.“
skiweltcup.TV: „Der alpine Ski-Winter 2016/17 war für Romed Baumann ein erfolgreicher, wenn …“
Romed Baumann: „… er seinen ersten Sieg in einer Weltcupabfahrt erreicht. Es ist gleich, ob dies in Kitzbühel oder woanders passiert. Sollte es auf der ‚Streif‘ passieren, würde ich die goldene Gams und die Gondel, die meinen Namen trägt, als Mitgift sicherlich nicht verschmähen!“
Bericht und Interview für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner