Oberperfuss – Im letzten Winter überraschte uns die junge Speedspezialistin Stephanie Venier mit dem Gewinn der Silbermedaille im WM-Abfahrtslauf von St. Moritz. Die Tirolerin erzählt im Interview über dieses Ereignis, aber auch über das Verletzungspech in der ÖSV-Damenmannschaft, die bevorstehenden sommerlichen Trainings und vieles mehr.
Skiweltcup.TV: Stephanie, bei den alpinen Ski-Weltmeisterschaften in St. Moritz bist du sensationell zu Abfahrts-Silber gerast. Konntest du diese so positive Errungenschaft mittlerweile realisieren, oder gibt es noch hie und da Momente, bei denen du glaubst, noch im falschen Film zu sein?
Stephanie Venier: Also so ganz realisiert habe ich das eh immer noch nicht ganz. Ich habe jedenfalls jeden Moment genossen, und es war ein wirklich tolles Gefühl. Jedoch merke ich schon an den Terminen, dass ich heuer etwas ganz Besonderes erreicht habe, aber das Wahrnehmen der Termine mache ich sehr gerne. Ich will es immer jedem Recht machen, aber was ich noch lernen sollte, wäre Nein zu sagen.
Ein Ironman-Athlet sagte einmal, dass man sich fünf Prozent Lockerheit bewahren muss, um am Leistungssport nicht kaputtzugehen. Wie schmal ist im Skirennsport die Gratwanderung zwischen bewahrter Lockerheit und ungewollter Übertretung selbstgesetzter Limits?
Ich sage immer: Die Dosis macht das Gift. Man braucht von allem ein bisschen was. Da stecken viele Faktoren bzw. Puzzle-Teile dahinter. Nicht zu viel Lockerheit, aber auch das Ganze nicht zu ernst nehmen. Ich fahre ja aus Spaß und Leidenschaft, und wann man dies alles hat, kommt das schnelle Fahren dann von selbst. Voraussetzung ist natürlich das Können. (lacht)
Das ÖSV-Damenteam hat mit Carmen Thalmann, Eva-Maria Brem, Conny Hütter und Mirjam Puchner viele Ausfälle zu verkraften. Schaut man oft besorgt zu den verletzten Kolleginnen, oder ist man, obwohl man einer Mannschaft angehört, als Skifahrer zu sehr auf das eigene Fortkommen konzentriert?
Ich habe sehr oft an Conny gedacht, vor allem dann auch an Miri. Sie war ja doch meine Zimmerkollegin, und da teilt man nicht nur das Zimmer, sondern auch teilweise Geheimnisse. Man geht zusammen einen Kaffee trinken und unternimmt auch neben dem Skifahren sehr viel.
Ich weiß, wie man sich fühlt, wenn man verletzt ist. Ich habe auch schon eine schwere Verletzung überstanden. Deshalb bin ich mir sicher, dass die vier aufgezählten Damen stärker wieder zurückkommen als wie sie eh schon waren.
Die abgelaufene Saison, eine deiner erfolgreichsten, ist gerade zu Ende gegangen. Was machst du nun? Kannst du uns erzählen, wie deine nächsten Wochen und Monaten ausschauen. Bis zum Start des Olympiawinters 2017/18 ziehen gar einige Monate ins Land…
Jetzt heißt es einmal rasten, in den Urlaub fahren und abschalten. Im Laufe des Mais heißt es wieder: Das Sommertraining ruft. Und ich werde genauso hart im Olympiazentrum Innsbruck/Tirol arbeiten, wie es in den letzten Jahren der Fall war. Heuer wird das noch mehr der Fall sein, denn im letzten Jahr war ich viel in Wien, zumal ich die Zollschule beendet habe und da eben das Training zu kurz gekommen ist.
Ein Blick in den besagten Olympiawinter 2017/18: In der letzten Saison konntest du bei der Generalprobe in Jeongseon schon etwas vorolympische Luft schnuppern. Wie bist du mit dem südkoreanischen Schnee zurechtgekommen, wie gefällt dir die Strecke und last but not least was können wir von dir dann auf dieser Piste erwarten?
Dazu kann ich leider noch nicht viel sagen. Die Generalprobe verlief für mich selbst nicht so optimal, wie ich es mir vorstellte. Ich war sowohl im Kopf als auch körperlich nicht mehr ganz da. Ich weiß, was für nächstes Jahr zu tun ist, und ich werde mich optimal darauf vorbereiten. Auf jeden Fall freue ich mich auf den Olympiawinter und ganz besonders auf die Spiele selbst.
Bericht und Interview für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner
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