Am Mittwoch, 11. Januar wird das 2. Abfahrtstraining zur Lauberhornabfahrt vom kommenden Samstag bereits um 11:00 Uhr gestartet. Aufgrund der Wetterprognosen haben die Veranstalter der Internationalen Lauberhornrennen in Wengen entschieden, das Training bereits am Vormittag durchzuführen. Die offizielle FIS Startliste und den FIS Liveticker finden Sie im Menü oben!
Auch am Mittwoch wird man kein Abfahrtstraining über die gesamte Lauberhornstreck abhalten. Wurde am Dienstag ab Kombistart das Training durchgeführt, wird man am Mittwoch nur den oberen Teil fahren. Die Rennläufer gehen vom Originalstart in das 2. Abfahrtstraining und werden nach ca. 1:15 Minuten bei der Passage Langentrejen „gezeitet“.
Durch diese Salamitaktik möchte man sicherstellen, dass auf der gesamten Lauberhornstrecke ein Rennen ausgetragen werden kann. Wegen der schlechten Wettervorhersagen soll am Donnerstag kein weiterer Trainingslauf stattfinden.
Ob die Abfahrt am Samstag ausgetragen wird, oder ob man einen Programmtausch vornimmt, soll am Donnerstag entschieden werden.
Beim 1. Abfahrtstraining, welches wegen Nebel auf verkürzter Strecke ausgetragen werden musste gab der amtierende Abfahrtsweltcupsieger Peter Fill aus Südtirol in 1:45.55 Minuten die Tagesbestzeit vor. Als bester Österreicher reihte sich Max Franz (+ 0.11) auf dem dritten Rang ein, gefolgt vom Schweizer Beat Feuz (+ 0.16) der als Drittschnellster die Lauberhornabfahrt meisterte.
Der Eidgenosse Carlo Janka (+ 0.27) verpasste den Sprung in die Top 3 um 11 Hundertstelsekunden und reihte sich, vor dem Kanadier Manuel Osborne-Paradis (5. Platz – + 0.30), sowie den zeitgleichen Topfavoriten Kjetil Jansrud (6. – +0.45) aus Norwegen und dem Schweizer Abfahrts-Weltmeister Patrick Küng (6. – + 0.45), auf dem vierten Platz ein.
Die besten Zehn komplettierten der Österreicher Vincent Kriechmayr (8. – + 0.51), Dominik Paris (9. – + 0.62) aus Südtirol und der Kanadier Erik Guay (+ 0.72).
Eingebettet in einem bezaubernden Bergpanorama im Berner Oberland ist die Lauberhornabfahrt mehr als nur eine klassische Abfahrt. Die über 4,4 Kilometer lange Strecke zieht alle in ihren Bann, einerlei ob es nun Fans oder Abfahrtsgrößen vergangener Zeiten und der Gegenwart sind. Bereits seit 1930 ist sie Schauplatz eines Rennens und war schon 1967 bei der Einführung des Weltcups dabei.
Die längste Abfahrt im alpinen Skirennsport weist auch die höchste Spitzengeschwindigkeit aller Abfahrten auf. Bei über 160 km/h bleibt dem Fan im wahrsten Sinne die Spucke weg, und auch für den geschulten Rennläufer ist der Ritt auf der Piste mehr als nur Nervenkitzel, Adrenalinschub und Herzklopfen. Wer die Lauberhornabfahrt ohne Fehler meistert, die selektive Piste schafft und wenig Zeit auf die Führenden verliert, ist mit Sicherheit bei den Besten dabei. Den inneren Schweinehund hat man sowieso schon längst besiegt.
Blicken wir ins Starthaus der Piste, die ein Höchstgefälle von 93 (!) Prozent und ein Durchschnittsgefälle von 33 Prozent ihr Eigen nennt. Wenn die Abfahrt aufgrund ungünstiger Witterungsverhältnisse nicht verkürzt wird, tummelt sich die Abfahrtselite auf 2.315 Höhenmeter. Der obere Streckenteil, auf dem Aksel Lund Svindal, Klaus Kröll, Dominik Paris, Christof Innerhofer und Co. nahezu eine Minute unterwegs ist, ist flach und verfügt über ein paar Gleitpassagen und langen Kurven. Der Russisprung ist schon etwas Besonderes, liegt er ja inmitten des ersten Abschnitts. Nach dem berühmten Traversenschuss und einer S-Kurve wird das Tempo etwas gedrosselt, ehe der Sprung über den Hundschopf zwischen blanken und schroff hervorstehendem Felsgestein allen Zuschauern den Atem stocken lässt.
Doch die Skirennläufer kennen keine Scheu. Angst ist der falsche Begleiter, und schon kommt es zur Minsch-Kante und zum Canadian Corner. Fast alle Streckenteile haben eine eigene Geschichte. Doch diese anzuführen würde den ganzen Text um ein Vielfaches sprengen. Ausruhen können sich die Abfahrtsgrößen keineswegs, denn schon steht eine Gleitpassage, der Alpweg auf dem Programm. Das Kernen-S, eine enge Kombination einer Doppelkurve, wobei letztere auf eine kurze Brücke führt, ist auch eine Schlüsselstelle des Rennens. Die Rennfahrer kommen nun zur Brücke zu einem Tunnel und einem weiteren Gleitstück, das Langentrejen genannt wird.
Wer nun denkt, das ist alles, hat entweder keine Ahnung vom Skirennsport oder hat die Abfahrt von Wengen noch nie gesehen. Der Hannegschuss lässt Spitzengeschwindigkeiten jenseits der 150 km/h zu. In der Formel 1 würde man sagen, dass sich die Touren im tief dunkelroten Bereich befinden würden. Der offizielle Rekord des Franzosen Johan Clarey liegt bei 161,9 km/h. Beim 1. Abfahrtstraining am Dienstag wurde Patrick Küng an dieser Stelle mit 168,8 km/h gemessen.
Es geht weiter mit dem Seilersboden, gespickt mit flachen Kurven. Diese verlangen von den mittlerweile müden Rennfahrern vollste Konzentration und jede Menge Fingerspitzengefühl. Seit nunmehr zehn Jahren folgt der Silberhornsprung. Die wohl letzte Schlüsselstelle der Strecke, die kaum unter 2:30 Minuten gemeistert wird, ist das Ziel-S, das in den Zielschuss mit einer Neigung von 42 Grad den steilsten Streckenabschnitt leitet. Hier verunglückte im fernen Jahr 1991 das aufstrebende ÖSV-Talent Gernot Reinstadler, Sohn der einstigen österreichischen Skifahrerin Traudl Eder, gerade einmal 20-jährig, tödlich.
Ein Blick zum Schluss noch in die Siegerlisten und die Chroniken des über 75 Jahre alten Skiorts Wengen: Am Fuße Berge Eiger, Mönch und Jungfrau ist Karl Molitor, mittlerweile über 90 Jahre alt, mit sechs Triumphen Rekordsieger. Toni Sailer siegte zwischen 1955 und 1958 vier Mal. Auch Karl Schranz konnte die Abfahrt viermal für sich entscheiden. Rudolf Graf und Franz Klammer siegten drei Mal.