Wengen – Es ist immer das erste Mal! Aber dann richtig, dachte sich der Österreicher Marcel Hirscher, der bislang noch nie in Wengen gewinnen konnte. Heute war es soweit. Der Salzburger deklassierte in einer Zeit von 1.45,45 Minuten – dank zweier Laufbestzeiten – die Konkurrenz. Zweiter wurde der Norweger Henrik Kristoffersen (+0,93), Dritter der Schwede André Mhyrer (+1,72).
Hirscher analysierte seine Fahrt wie folgt: „Ich finde es lustig, dass man nach zehn Jahren auch noch eine Geschichte findet, die man rausgaben kann. Aber natürlich genial. Ich hatte im zweiten Lauf schon Zauberer drinnen. Das Risiko ist momentan schon drin, das versuche ich auch bewusst zu gehen. Sonst hast du eh keinen Meter. Vom Setup her ist es heuer viel einfacher, danke ans Team, dass es so gut geht. […] Unschlagbar ist für mich ein Unwort, das gibt es im Skisport nicht. Ich hatte heute auch fast einen Umfaller. Aber es rennt sehr gut. Wengen-Sieger klingt schon sehr gut. Aber wenn ich aussuchen könnte, würde ich lieber in Kitzbühel gewinnen.“
Kristoffersen berichtete: „Marcel ist nicht unschlagbar, aber im Moment ist er einfach der Beste. Was soll ich sagen. Mit sechs Zehntel Rückstand muss ich attackieren – bis zum Steilhang war es sehr gut, aber dann war es zu viel Risiko. Unten war es dann mit dem Setup etwas schwer. Im Moment ist Marcel einfach besser. Ich hatte im Ziel gleich das Gefühl, dass das nicht reicht. So ist es im Moment. Ich probiere alles. Im Sommer habe ich zu viel im Riesentorlauf trainiert, der Slalom hat gelitten. Ich hatte vor Oktober nur zwei, drei Slalom-Tage. Sicher mehr als Marcel, aber er ist der beste Skifahrer. Es war heute mein 100. Weltcupstart – es ist mein 40. Podestplatz. Ich denke, das ist nicht schlecht. Ich habe glaube ich sogar einen Podestplatz mehr als Marcel bei seinem 100er. Aber er hatte mehr Siege.“
Der Schweizer Zwei-Meter-Mann Ramon Zenhäusern (+1,81) schrammte knapp am Podest vorbei und wurde Vierter. Kristoffersens Teamkollege Leif Kristian Nestvold-Haugen (+1,93) wurde guter Fünfter. Auf Position sechs schwang Michael Matt (+2,55) ab, der im Finale elf Ränge gut machte. Der Tiroler erzählte im Interview: „Es hat eisiger ausgeschaut, als es war. Da habe ich das aggressivere her genommen. Und dann bekommst du einfach keinen Zug zusammen, da verlierst du einfach.“
Stefano Gross (+3,09) aus Italien beendete seinen Arbeitstag auf Platz sieben. Der französische Edeltechniker Alexis Pinturault (+3,28) schwang als Achter ab. Auf Rang neun klassierte sich der DSV-Athlet Linus Straßer (+3,44), der sich bei Parallelbewerben sichtlich wohl fühlt und heute auch zufrieden sein kann. Abgerundet wurden die besten Zehn durch Marc Digruber (+3,56). Der Österreicher berichtete im Anschluss daran: „er zweite Durchgang war auch ganz gut. Ausfahrt Steilhang hatte ich aber einen Fehler, da habe ich es ziemlich hergebremst. Es war aber wichtig, dass ich vor den Heimrennen ins Fahren gekommen bin.“
Daniel Yule (+3,68) aus der Schweiz landete auf Platz elf. Er war um gerade einmal 0,06 Sekunden schneller als der routinierte Südtiroler Manfred Mölgg, der Zwölfter wurde. Marco Schwarz (+3,86), in Kärnten zuhause, klassierte sich auf Position 14. Sebastian Holzmann (+4,57) aus Deutschland wurde 18. Der Südtiroler Riccardo Tonetti, nach dem ersten Lauf und der sehr hohen Startnummer 58, verpatzte seinen zweiten Durchgang und landete nach einem Fehler mit über elf Sekunden Rückstand auf Rang 24. Es gab zwar keine Weltcuppunkte, jedoch zum Trost ein klein wenig Preisgeld.
Ärgern konnte sich Manuel Feller, der auf dem Weg zu einem Spitzenplatz einfädelte. Der Tiroler, der stets zwischen Genie und Wahnsinn pendelt, meinte: „Ich wüsste nicht, was ich heute für Risiko gegangen war. Da kämpft man sich auf den Hügel rauf, kämpft sich runter. Und dann fädelt man ein – das ist wie wenn man eine in die Fresse kriegt. Der Rücken ist seit gestern ziemlich schlecht, ich habe es eigentlich ganz hingekriegt. Und dann wird man so bestraft. Ich kann nur weitertrainieren. Aber damit geht auch nichts mehr, wenn der Körper nicht mitspielt. Ich bin ratlos.“
Auch der junge Eidgenosse Sandro Simonet schied zum Leidwesen der vielen Fans im Berner Oberland aus. Der nächste Torlauf der Herren ist abermals ein Klassiker. Die Slalom-Asse fahren nun weiter und werden in Kitzbühel Quartier beziehen und heute in einer Woche auf dem Ganslernhang ihr Potential abrufen. Ob es reicht, den Übermann Marcel Hirscher ernsthaft zu gefährden und im Paroli zu bieten, werden wir sehen.
Bericht für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner
Offizieller FIS Endstand: Slalom der Herren in Wengen
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