St. Moritz – In den Jahren 1937 bis 1939 wurde die Deutsche Christl Cranz dreimal Weltmeisterin im Slalom. Und die erst 21-jährige US-Amerikanerin Mikaela Shiffrin kann dieses Kunststück morgen einstellen. Und man ist kein Prophet mehr, wenn man betont, dass die Torlauf-Dominatorin imstande ist, Geschichte zu schreiben.
Lindsey Vonn träumt von der Rekordmarke von Ingemar Stenmark, aber auch die beste Skirennläuferin aller Zeiten weiß, dass innerhalb des eigenen Teams eine Dame heranwächst, die längst mehr als ein Wunderkind ist. Die Ära Shiffrin hat begonnen. Die am 13. März 22 Jahre alt werdende Shiffrin hat schon 28 Weltcuprennen gewonnen. Es schaut so aus, als ob bald die Drei davorsteht. Und in absehbarer Zeit ist der Rekord von Marlies Schild, Slalomsiege betreffend, wohl Geschichte. In diesem Ski-Winter stand die gegenwärtige Führende im Gesamtweltcup achtmal ganz oben, weitere Errungenschaften sind nicht ausgeschlossen.
28 Rennsiege hatte nicht einmal Ingemar Stenmark, als er 22 Jahre jung war. In einem Monat wird Shiffrin, so wie es aussieht, die große Kristallkugel überreicht. Sie ist somit die jüngste Athletin, der diese Ehre zuteilwird. Außerdem ist ein kleiner Wehmutstropfen dabei, denn mit Lara Gut fehlt die große Widersacherin. Die Schweizerin hat sich bei ihrer Heim-WM schwer verletzt und kann in dieser Saison nicht mehr ins Renngeschehen eingreifen. Shiffrin zeigt Fairness und Verständnis, wenn sie betont, dass es ihr leid um die Eidgenossin tut. Für sie muss der Kampf um die große Kugel ein Kampf sein, wie vor zwei Jahren zwischen der österreichischen Vorzeigeathletin Anna Veith und der Slowenin Tina Maze.
Das Duo bekämpfte sich bis zum Schluss. Es ging ans Eingemachte, die abgeschlagenen Konkurrentinnen hatten Spaß am Zuschauen. Dass eine Verletzung wie der Innenbandriss im Jahr 2015 sie auch einmal aussetzen ließ, lässt die US-Lady ein wenig nachdenklich erscheinen. So kann sie sich in Guts Ist-Zustand hineinversetzen. Die smarte Mikaela Shiffrin ist sehr bedacht, überlegend und betont, dass sowohl die Weltmeistertitel und das Olympiagold einfach passiert seien. Ihre Verletzung hat sie aber noch etwas nachdenklicher gemacht. Denn jetzt fragt sie sich, wo ihr Platz im Sport und in der Welt sind.
Auch wenn sie wie viele 21-jährige Frauen in diesem Alter keine passende Antwort gefunden hat, sucht sie nach ihrem perfekten Lauf. Die Mutter steht ihrer Tochter mit Rat und Tat zur Seite. Und so wie es aussieht, wird Mutter Eileen die Erste sein, die Mikaela zum dritten Slalom-WM-Gold in Folge gratuliert und somit stolz sein wird, wie ihre Tochter zu Christl Cranz aufrücken wird.
Bericht für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner
Quelle: www.eurosport.de