Die zweiminütige Fahrt des Thomas Dreßen auf der Streif verlieh nicht nur ihm Legendenstatus, sie wirbelte auch die jahrzehntelange Ordnung in den Speed-Disziplinen der Herren durcheinander. Ein Deutscher gewinnt im Mekka des Abfahrtssports unter dem Hahnenkamm. Sensationell!
Bisher konnte der DSV allein in den technischen Bereichen von sich reden machen. Allen voran Ski-Superstar Felix Neureuther, Fritz Dopfer und Stefan Luitz sorgten mit Stockerlplätzen im Riesenslalom und Slalom für positive Ski-Schlagzeilen in den deutschen Gazetten.
Fuhr ein DSV-Fahrer in einem Abfahrtsrennen oder Super G in die Top Ten – in den letzten Jahren meistens Andreas Sander – kam dies einem Podestplatz gleich. Zu lange blieben die Erfolge bei den Herren in den schnellen Disziplinen aus, sodass der Eindruck entstand, man hätte sich damit arrangiert.
Doch in diesem Winter ist alles anders. Die führenden Speed-Nationen Österreich, Norwegen, Schweiz, Italien oder Frankreich müssen nun damit rechnen, dass sie jederzeit ein deutscher Fahrer vom Podium drängen kann.
Wachablösung für „Wasi“ und Co
Bereits nach der WM 2013 in Schladming kündigte der jetzige Alpindirektor Wolfgang Maier an, in den schnellen Disziplinen eine schlagkräftige Mannschaft auf die Beine zu stellen. Nun kann das Trainerteam die Früchte dieser Arbeit ernten.
Mit drei Podestplätzen und neun weiteren Top-Ten-Ergebnissen sind die DSV-Speed-Herren so stark wie schon lange nicht mehr. Endlose Zeitspannen der Erfolglosigkeit sind passé. Ferstl beispielsweise feierte in Gröden den ersten Super-G-Weltcup-Sieg seit Markus Wasmeier 1991 in Lake Louise. Der Erfolg von Dreßen beendete eine Durststrecke von 39 sieglosen Jahren auf der Streif und brachte den ersten Abfahrtstriumph seit Dezember 2004 (Max Rauffer in Gröden).
Doch worin liegt das Geheimnis des Aufschwungs? „Wir haben so ein geiles Team und so eine super Stimmung in der Mannschaft! Wir pushen uns gegenseitig und es freut sich jeder für den anderen. Das ist das, was uns auszeichnet“, so Streif-Gigant Dreßen. Dieser Spirit soll die Athleten auch in Südkorea beflügeln.
Deutschland mit Medaillenchancen bei Olympia
„Das lässt sich jetzt nicht wegdiskutieren, wenn du Kitzbühel gewinnst, unmittelbar vor Olympia, dass du dann einer der Favoriten bist, ja klar“, sagte Bundestrainer Mathias Berthold. Nach den schweren Verletzungen der Medaillenhoffnungen Neureuther und Luitz ist die Erleichterung im deutschen Ski-Lager spürbar groß.
Doch nicht nur Dreßen steht für einen möglichen Platz unter den Top-Drei bereit. Auch Weltcupsieger Ferstl oder den unheimlich konstant fahrenden Andi Sander sollte die Konkurrenz nicht abschreiben. Den Trainerstab dürfte es freuen, dass neben den Technikern Fritz Dopfer und Linus Strasser auch die Speed-Herren olympische Verantwortung übernehmen.
Das lässt die Fans für den Saisonhöhepunkt in Pyeongchang hoffen. Wer hätte das nach dem Verletzungspech zu Beginn der Saison gedacht?
Bericht für Skiweltcup.TV: Christoph Wichmann
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