Zermatt – Vor Kurzem ging die Pressekonferenz mit der Schweizer Skirennläuferin Lara Gut zu Ende. Die Tessinerin, die sich beim Einfahren vor dem Kombi-Slalom im Rahmen der Heim-Weltmeisterschaft in St. Moritz das Kreuzband gerissen hatte, hat seitdem kein Rennen mehr bestritten. Sie ist bereit, wieder voll anzugreifen.
In Sölden wird sie noch fehlen. Im Normalfall wäre sie bereits im Juli auf den Skiern gestanden. Aber heuer hat sich alles nach hinten geschoben. Die Eidgenossin tut gut daran, nichts mit der Brechstange zu wollen oder zu erzwingen. Sie will sich Zeit nehmen. Die wichtigste Investition im letzten Halbjahr war jene eines guten Physiotherapeuten.
Des Weiteren will sie im kommenden Winter einige Pausen einlegen. Das hat nichts mit dem Knie zu tun, sondern sie will mehr auf ihren Körper hören. Durch die schwere Verletzung realisierte sie, dass sie ihm ganz vertrauen kann. Sie wird noch risikofreudiger fahren, ist selbstbewusst und will die vor liegenden Aufgaben locker angehen. In Chile, beim Trainingslager, lief alles gut und sie verspüre keine Schmerzen mehr.
Auf ihre künftigen Ziele und ihre besten Momente auf ihrem Weg angesprochen, meinte Gut, dass das Glücklich sein und das Schätzen eines jeden Tages, an dem sie auf den Brettern stehen kann, dazu zählen. Die besten Tage oder Augenblicke waren die, in denen sie alleine auf der Piste fahren konnte.
Philosophisch wird die Schweizerin, als sie sagte, dass am Schluss nur die Athletin ein Teil von ihr ist. Viel wichtiger ist der Mensch, der dahintersteckt. Im letzten Jahrzehnt stand sie immer in der Öffentlichkeit. Nach dem Unfall kapierte sie, dass sie zur Frau wurde. Sicher war es zu Beginn schwer zu verstehen, dass immer die Athletin und nie sie als Frau im Vordergrund stand. Es ist überdies bedeutend, eine Gratwanderung zwischen Öffentlichkeit und Privatsphäre zu finden.
Als sie vor zwei Jahren den Gesamtweltcup gewonnen hatte, hatte sich Gut wie ein Objekt gefühlt, weil sich niemand für ihr Seelenheil, sondern nur für die Kugeln interessiert habe. Abschließend gab es etwas zum Schmunzeln, als die Schweizerin, auf die Frage, welche Disziplinen sie fahren werde, kategorisch Biathlon ausschloss. Das sympathische Lächeln hat sie demzufolge nicht eingebüßt.
Bericht für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner
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