Courchevel/Méribel – Die US-amerikanische Ski Weltcup Rennläuferin Mikaela Shiffrin sicherte sich aufgrund sehr guter Leistungen in den Speedrennen beim Saisonkehraus auf französischem Schnee zum vierten Mal den Gesamtweltcup. Kleine Kristallkugeln gab es keine, ebenso keine olympischen Medaillen. Blicken wir zurück auf einen Winter mit Aufs und Abs.
Die 27-Jährige startete mit dem Sieg am Rettenbachferner hoch ober Sölden sehr gut in die Olympiasaison 2021/22. Im finnischen Levi landete sie hinter der Slowakin Petra Vlhová zweimal auf Platz zwei. Dann gewann sie auch einen Torlauf und egalisierte die Bestmarke der schwedischen Legende Ingemar Stenmark, um dann den Rekord an Siegen in einer Disziplin ganz für sich zu beanspruchen.
Mit Vlhová, die im vergangenen Winter den Gesamtweltcup gewann, entbrannte sich ein Duell der Superlative. Zwei gleichaltrige Rivalinnen, die sich nichts schenkten und sogar nach einem Wochenende punktegleich in Führung lagen. Und bei den Olympischen Winterspielen in Peking wollte Shiffrin hoch hinaus und in mehreren Disziplinen Edelmetall schürfen.
Beim Riesentorlauf kam nach wenigen Fahrsekunden das Aus; im Slalom geschah ihr das gleiche Missgeschick. Überhaupt wurden die Spiele im Zeichen der fünf Ringe zum Waterloo für die erfolgsverwöhnte US-Amerikanerin. Sie musste ohne Medaille die Heimreise antreten, während Vlhová mit Gold im Torlauf – zur Halbzeit lag sie nur auf Rang acht – Wintersportgeschichte für ihr mittelosteuropäisches Heimatland schrieb.
Shiffrin wurde von ihrem Freund, dem norwegischen Skirennläufer Aleksander Aamodt Kilde getröstet. Dieser Liebesbeweis schien die 27-Jährige zu beflügeln. Viele dachten, dass sie möglicherweise die Enttäuschung über die verpassten Medaillen im Reich der Mitte auf den Weltcup übertragen würde, doch weit gefehlt: In der Lenzerheide holte sie sich den zweiten Platz im Super-G und den vierten Rang im Riesentorlauf. Der Vorsprung auf Vlhová wuchs auf 117 Zähler an.
Beim Saisonkehraus in Courchevel/Méribel holte Shiffrin bei den Speedrennen 180 von 200 möglichen Ski Weltcup Punkten. Diese Zähler waren für sie wie Balsam für die angeschlagene Seele. Da die Slowakin in beiden Rennen punktelos blieb, stand der Gewinn der vierten großen Kristallkugel fest. Sie zog mit ihrer Landsfrau Lindsey Vonn gleich. Selbst wenn Shiffrin heute die kleine Kristallkugel im Riesentorlauf aus der Hand gab, konnte man ihre Erleichterung spüren. Spätestens jetzt weiß jeder, dass der Rekord von Annemarie Moser-Pröll, die in den 1970er-Jahren sechsmal den Gesamtweltcup gewann, nicht mehr für immer in Stein gemeißelt sein wird.
Bericht für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner