Abfaltersbach – Die junge österreichische Skirennläuferin Sophia Waldauf hätte beim Riesentorlauf in Sölden ihr Weltcupdebüt gefeiert. Leider wurde das Rennen aufgrund ungünstiger Wetterbedingungen abgesagt. Somit muss sie noch etwas warten, ehe sie im Konzert der Großen Fuß fassen kann. Die Osttirolerin spricht über das Wechselbad der Gefühle, die sie im Ötztal erlebte, ihr Vorbild, das nicht aus dem Wirkungskreis des alpinen Skirennsports kommt und vieles mehr.
Sophia, du hättest in Sölden dein Weltcupdebüt gefeiert. Dann machte der heilige Petrus dir ungewollt einen Strich durch die Rechnung. Der Riesentorlauf, gleichzusetzen mit dem Auftakt der Saison 2022/23, wurde abgesagt. Könntest du bitte in einigen Worten deine Gefühlslage beschreiben?
Als ich von meinem Trainer gehört habe, dass ich am Samstag an den Start gehen darf, habe ich vor Freude beinahe geweint. Ich war im positiven Sinne ganz aus dem Häuschen. Alle freuten sich mich mir und ganz besonders habe ich mich gefreut, dass so viele den Weg ins Ötztal gefunden haben, um mir beim ersten Rennen im Weltcup beizustehen. Die Freude war riesengroß. Dass das Wetter nicht mitspielte, sorgte dafür, dass die Ernüchterung folgte. Aber ich bin noch jung und ich werde noch meine Chance bekommen. Die Zeit verbringe ich mit hartem und intensivem Training, sodass die nächste Nominierung nur noch eine Frage der Zeit ist. Auch wenn ich in diesem Winter vornehmlich Europacupeinsätze habe, kann es sein, dass ich in Levi beim Slalom auf der Black Levi zum Handkuss komme.
Gibt es ein sportliches Idol, welches aus der Welt des alpinen Skirennsports kommt, oder hast du ein anderes Vorbild? Was macht diesen Menschen in deinen Augen so einzigartig bzw. unverwechselbar?
Eine Sportlerlegende, von der ich besonders angetan bin, ist Ayrton Senna. Der dreifache Formel-1-Weltmeister war nicht nur eine charismatische Persönlichkeit, sondern ein begnadeter Rennfahrer, der sich um einen außergewöhnlichen Fahrstil auszeichnete. Zudem war er als Perfektionist ein wahrer Meister seines Fachs. Trotzdem und das ist das Besondere, lebte er den Widerspruch, zum einen im Rennauto kompromisslos mit dem Ziel, schneller als das gesamte Teilnehmerfeld zu sein und zum anderen, sobald er seinen gelben Helm abnahm, ein Dasein voller Nächstenliebe und fernab von Egoismus zu leben.
Was dürfen wir über deine Stärken und Schwächen erfahren? Oder wäre es grundlegend besser, diese sehr persönliche Fragestellung deinen Teamkolleginnen oder deinem Betreuerstab zu stellen?
Ich weiß nicht, ob man das nun als Stärke oder Schwäche auslegen soll: Ich trainiere gerne hart und „quäle“ mich demzufolge sehr gut. Der Skirennsport, das dazu gehörige Feilen an meiner Kondition und das Schneetraining zählen zu meiner Leidenschaft. Folglich fällt mir auch das stundenlange Radfahren auf dem Ergometer alles andere als schwer. Zu meinen Stärken zählen mein Ehrgeiz und meine Ausdauer, aber auch die Konsequenz, die mich tagein tagaus an meinen Zielen hart arbeiten lässt und die Sturheit. Was meine Schwächen betrifft, so glaube ich, ist es nicht falsch, meine Geduld noch besser in Griff zu bekommen. Aber auch das und da bin ich zuversichtlich, werde ich im Laufe meiner langen und hoffentlich erfolgreichen Karriere hinbekommen.
So gesehen bestichst du deinen liebenswerten Charakter, der 100 Prozent gibt und für ein großes Ziel hinarbeitet. Oder sehe ich das falsch?
Ich vertrete die Meinung, dass, wenn man etwas wirklich will, 100 Prozent geben muss und auch 100 Prozent Leidenschaft dafür hat. So ist man bereit, seine ganze Zeit dafür zu opfern. Es ist auf diese Weise möglich, erfolgreich zu sein. Man benötigt eine individuelle Zielsetzung und den beharrlichen Entschluss, koste es, was es wolle, diese Komponenten zu erreichen. Damit das gelingt, braucht man auch eine Unterstützung „von außen“. Ich möchte dieses Interview auch nutzen, um allen zu danken, die mich im vergangenen Jahrzehnt – und so alt bin ich nicht (lacht) – in irgendeiner Art und Weise unterstützt und mich auf meinem Weg irgendwie begleitet haben und das in der nahen und fernen Zukunft weiterhin tun. Wenn man an einen, der etwas tut, glaubt und ihm Unterstützung gewährt, wird das Selbstbewusstsein automatisch größer. Dass dann die Errungenschaften – und ich sehe mich irgendwann auf der obersten Stufe eines Weltcuppodests – von alleine kommen, muss nicht eigens angeführt werden.
Bericht und Interview für Skiweltcup.TV: Andreas Raffeiner
Der Herren Ski Weltcup Kalender der Saison 2022/23
Der Damen Ski Weltcup Kalender der Saison 2022/23