Fischen – Der 25-jährige Skirennläufer Alexander Schmid hat den Sport in der DNA. Bereits seine Mutter fuhr Weltcuprennen. Der Bayer, der dem Zoll Ski Team angehörte, freute sich besonders, als er im Februar 2020 hinter den Schweizern Loic Meillard und Thomas Tumler erstmals auf ein Weltcup Podest fuhr. Das war beim Parallelriesentorlauf in Chamonix der Fall. Der Techniker im Kreis des DSV-Teams sprach mit uns über die letzte Saison, seine gegenwärtige Lage in Zeiten der Corona-Pandemie und die Rücktrittswelle in der Nationalmannschaft. Auch verriet er uns, was eintreffen müsste, damit er nach dem Ende des nächsten Winters zufrieden sein würde.
Alex, wie für alle anderen Skirennläuferinnen und -läufer ging die abgelaufene Ski Weltcup Saison 2019/20 aufgrund des Coronavirus auch für dich vorzeitig zu Ende. Wie würdest du deinen letzten Winter beschreiben? Welches Rennen bleibt dir länger in Erinnerung und bei welchem Einsatz würdest du am liebsten den Mantel des Schweigens ausbreiten?
Den Umständen entsprechend war es sicher eine vernünftige Entscheidung, die Saison abzubrechen, obwohl ich anfangs lieber die komplette Saison zu Ende gefahren hätte. Gerade die Folgen des Virus hat man in den vergangenen Wochen so richtig gesehen. Zu meiner Saison ist zu sagen, dass sie eigentlich die bislang beste von mir war. Das war gar nicht zu erwarten, weil ich in der Vorbereitung zu kämpfen hatte und erst im September auf Schnee trainieren konnte. Ein Start war nicht klar, ein Antreten in Sölden komplett offen.
Was mir in Erinnerung bleibt, ist der Podestplatz in Chamonix. Dieses Format müsste man zwar generell optimieren, aber es war echt gut. An ein schlechtes Rennen, über das ich den Mantel des Schweigens ausbreiten würde, erinnere ich mich jetzt nicht. Ich habe sehr konstant Punkte gesammelt. Natürlich war es einmal besser, einmal schlechter. Und normal sind auch die Fehler, die ich gemacht habe. Diese passieren, wenn man manchmal riskiert. Daher fällt mir kein explizites Rennen ein, über das ich jetzt nicht mehr darüber nachdenken möchte.
Die Corona-Pandemie ist gegenwärtig das Schlagwort des Jahres. Wie gehst du mit dieser, keineswegs einfachen Situation um? Was können wir über deine Trainingseinheiten „in den eigenen vier Wänden“ in Erfahrung bringen? Und aus welchem Grund geht die Menschheit gestärkt aus dieser Krise hervor, unabhängig, ob man nun Skirennläufer ist oder nicht?
Das ist natürlich eine schwierige Situation für uns alle und jene, die damit umgehen müssen. Ende März habe ich mit dem Konditionstraining begonnen. Seitdem die Saison schlagartig zu Ende war, trainieren wir zuhause. Positiv ist, dass man einfach kreativer sein und sich neue Übungen ausdenken kann. In der Phase, in der wir in Bayern rausgehen durften, ging ich allein joggen. Generell arbeite ich an meinen Grundlagen.
Ob die Menschheit lernt? Ich glaube, wir lernen einiges zu und vor allem die Freiheit schätzen, dass man alles machen darf, was und wann man will. Man lernt auch sein Umfeld und die Freundschaften wieder ganz anders zu schätzen. Wir wohnen im Oberallgäu, inmitten einer wunderschönen Landschaft – das ist echter Luxus. Für viele ist es echt selbstverständlich, wegzufliegen, kurzfristig in den Flieger hocken und eine andere Destinationen genießen. Das kann man mal jetzt nicht mehr.
Nach dem Ende der letzten Saison haben viele deiner Teamkolleginnen und -kollegen ihre Skier in den Keller gestellt oder mit anderen Worten ihre sportliche Laufbahn beendet. Wen wirst du vermissen, ist nun der Druck, der auf deinen Schultern lastet, höher oder wirst du weiterhin dir treu bleiben und mit guten Ergebnissen aufhorchen lassen?
Ja, ich werde die Kollegen vermissen, da ich mit allen gut klargekommen bin. Ich wünsche ihnen für die Zukunft alles Gute für ihren weiteren Weg und hoffe, dass man sich neben oder auf der Piste wieder einmal trifft.
Zum Druck: Man rutscht irgendwie in eine wichtige Rolle bzw. wird immer mehr und mehr zum Hoffnungsträger. Trotzdem denke ich, dass ich persönlich immer auf mich und meine Skitechnik schauen muss. Dann kommen die Ergebnisse auch von allein und ich muss nicht darüber nachdenken, was die Anderen von mir denken oder von mir erwarten. Denn das kann ich nicht beeinflussen. Und ich bin ja auch nur ein Mensch; deswegen kann es nur in eine Richtung gehen und ich denke, immer mein Bestes zu geben und mir selber treu zu bleiben.
Darum bin ich zuversichtlich, dass ich mich auch in Zukunft steigern kann.
Alexander Schmid schaut mit einem glücklichen Lächeln auf den WM-Winter 2020/21, wenn …
… ich weiterhin gesund bleibe und natürlich körperlich fit bin. Des Weiteren werden wir hoffentlich einen schneereichen Winter erleben, nicht so wie heuer. Ich bin gespannt, ob wir die Weltcup Saison aufgrund der aktuellen Situation planmäßig starten und durchziehen können. Ich habe keine Ziele, die mit Ergebnissen zu formulieren wären. Wichtig ist: Gesund bleiben, denn ich bin jetzt schon motiviert für die Saison!
Bericht und Interview für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner