Cortina d’Ampezzo – Bei Postkartenwetter wurde am heutigen Donnerstag endlich der erste Bewerb im Rahmen der diesjährigen Ski-WM im norditalienischen Cortina d’Ampezzo ausgetragen. Beim Super-G der Damen behielt die Schweizerin Lara Gut-Behrami Nerven wie Stahl. Sie wurde anhand ihrer vier bisherigen Saisonsiege ihrer Favoritenrolle mehr als nur gerecht und gewann in einer Zeit von 1.25,51 Minuten die heiß ersehnte WM-Goldmedaille. Ihre Teamkollegin Corinne Suter (+0,34), die 2019 im schwedischen Åre Zweite wurde, konnte sich erneut über die WM-Silbermedaille freuen. Eine positive Überraschung lieferte Mikaela Shiffrin (+0,47) aus den USA ab. Die 25-Jährige raste auf der Olimpia delle Tofane, ohne ein einziges Speedrennen in diesem Winter bestritten zu haben, zu WM-Bronze. Wer weiß, was passiert wäre, wenn sie nicht den einen kleinen Fehler gemacht hätte?
Lara Gut-Behrami: „Die Erwartungshaltung wegzuschieben war nicht ganz einfach. Ich wollte natürlich so fahren, wie ich es kann und habe gehofft, dass ich nicht gerade heute Fehler machen. Ich muss sage, dass eine Karriere nicht nur an einer Goldmedaille gemessen werden darf. Heute am Start habe ich mir gedacht, wenn man mir vor Jahren vorgeschlagen hätten: 30 Weltcupsiege oder eine Goldmedaille, dann hätte ich die 30 Siege genommen. Ich habe so viel erreicht in meinem Leben, dass es nicht an einer Medaille hängt.“
Corinne Suter: „Ich glaube, ich habe heute meine Stärken voll ausgenützt, und habe mir schon ein Konzept bei der Besichtigung zurecht gelegt, dass man beim Übergang das Tempo mitnehmen muss – und das ist mir gut gelungen. Am Schluss zählt die Endzeit und jetzt sieht das ganz gut aus. Die letzte Zeit war nicht einfach für mich, es war ein auf und ab. Dass ich heute meine Leistung abrufen konnte, darauf bin ich schon stolz.“
Mikaela Shiffrin: „Ich denke, dass sich alle einig sind, dass es Lara wirklich verdient hat, heute zu gewinnen. Sie war die ganze Saison die Stärkste. Ich hatte heute einen guten Plan, 98 Prozent davon konnte ich umsetzen. Ein Jahr ohne Super-G-Start war nicht einfach, aber ich war schnell, dann dieser Fehler, wo ich draußen war im weichen Schnee. Dass man auf einem Abschnitt so langsam sein kann… Ich habe gedacht, ich bin ein Streckenarbeiter. Ich war dort so weit draußen und da ist es sehr flach. Aber es hat wirklich wieder Spaß gemacht. Es macht wieder Sinn, Rennen zu fahren und ich freue mich, dass ich auf dem Podium bin.“
Daten und Fakten zur SKI WM 2021 –
Der WM Super-G der Damen in CortinaFIS-Startliste – Super-G der Damen in Cortina
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Ski Weltcup und Nationencup vergebenGesamtweltcupstand der Damen 2020/21
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Ester Ledecká (+0,53) aus der Tschechischen Republik, die den ersten Super-G des Winters im französischen Val d’Isère für sich entschieden hatte, schrammte knapp an einem weltmeisterlichen Edelmetall vorbei und musste sich mit „Blech“ oder – in nackten Zahlen ausgedrückt – mit dem undankbaren vierten Rang begnügen. Die junge Norwegerin Kajsa Vickhoff Lie (+0,65), die in dieser Saison oftmals ihr Talent unter Beweis stellte, konnte mit dem fünften Platz mehr als nur zufrieden sein. Die Kanadierin Marie-Michele Gagnon (+0,78), die im Slalomweltcup mit zwei dritten Rängen überzeugen konnte, zeigte eine forsche wie gleichermaßen freche Fahrt und wurde mit Position sechs belohnt. Die Österreicherin Tamara Tippler (+0,87) war mit dem erzielten siebten Platz gewiss nicht glücklich; sie hatte sich im Vorfeld aufgrund einiger Podestplatzierungen in der Tat wohl ein wenig mehr ausgerechnet.
Tamara Tippler: „Ich habe heute alles probiert, war aber nicht übermotiviert und voll bei der Sache. Ich habe auf mein Skifahren vertraut, aber unten hat es mich immer wieder gezwickt. Meine Ski sind gegangen wie die Feuerwehr, aber das hilft nichts, man muss es auch umsetzten. Von den Teilzeiten kann ich mir nichts kaufen, trotzdem nehme ich das mit, es ist ja nicht das letzte Rennen meiner Karriere.“
Die besten Zehn wurden von der Eidgenossin Michelle Gisin (8.; +0,89), der Slowakin Petra Vlhová (9.; +0,90) und der Italienerin Federica Brignone (10.; +1,09) vervollständigt. Während Gisin als Allrounderin bekannt ist und Vlhová eine Ochsentour mit fünf Starts, gleichzusetzen mit einem Mammutprogramm, vor sich hat, verlief der erste Auftritt der azurblauen Gesamtweltcupsiegerin des Vorjahres bei der Heim-WM wohl enttäuschend. Viertbeste Schweizerin wurde Priska Nufer (+1,30) auf Platz 13. Es spielte für sie keine Rolle, dass sie dieses Resultat mit der französischen Riesenslalomspezialistin Tessa Worley teilen musste. Das ÖSV-Trio, bestehend aus der Debütantin Ariane Rädler (+1,59), Christine Scheyer (+1,65) und der erfahrenen und routinierten Stephanie Venier (+2,03), hatte mit der Entscheidung nichts zu tun und wurde mit den Rängen 16, 17 und 20 mehr als nur unter Wert geschlagen. Dazwischen schwang unter anderem die Deutsche Kira Weidle (+1,93) auf Position 19 ab. Auch sie hofft, dass es in der Abfahrt um wesentlich besser geht.
Ariane Rädler: „Ich hätte mir bei meinem ersten WM-Start schon mehr erwartet. Die Kurssetzung hätte mir eigentlich gepasst, ich mag es, wenn es mehr dreht. Aber irgendwie bin ich zu gerade gefahren, musste nachdrücken. Und da kriegt man auf diesem Schnee nichts zurück. Wenn du da nicht alles genau erwischt, dann wird es einem zum Verhängnis.“
Christine Scheyer: „Ich habe probiert alles zu riskieren. Aber ich bin dann immer späterer geworden. Es war eine ziemlich verpatzte Fahrt. Sobald man ein bisschen spät war, konnte man nicht mehr korrigieren, weil es doch sehr weich war.“
Stephanie Venier: „Ich habe mich am Start extrem gut gefühlt. Aber wie es der Teufel wollte, hat es in der Mitte zugezogen. Von der Sicht hatte ich es sicherlich am schlechtesten. Der Kurs war wirklich lässig gesetzt. Ich bin in einigen Kurven richtig gut ins Fahren gekommen, da hatte ich das Gefühl, dass es wieder nach vorne ging.“
Noch ein paar Gedanken zu Lara Gut-Behrami, die mit Julia Mancuso, Isolde Kostner und Lindsey Vonn in Bezug auf drei WM-Super-G-Medaillen gleichzog: Nachdem sie bei der Ski-WM im österreichischen Schladming vor acht Jahren im Super-G die WM-Silbermedaille und 2017 vor heimischer Kulisse in St. Moritz die Bronzemedaille gewann, ist der Medaillensatz der Tessinerin in dieser Disziplin komplett. Mit ihrem Erfolg beendete die 29-Jährige eine lange Durststrecke. Im fernen Jahr 1987, Lara Gut-Behrami war noch nicht einmal auf der Welt, gewann Maria Walliser vor ihrer Landsfrau Michela Figini als einzige Eidgenossin die WM-Goldmedaille im Super-G.
FIS ALPINE SKI-WELTMEISTERSCHAFTEN 2021
in CORTINA D’AMPEZZO (ITA)– Mi., 10.02.2021, keine WM-Rennen / Veranstaltung
– Do., 11.02.2021, 10:45 Uhr: Super-G Damen
– Do., 11.02.2021, 13:00 Uhr: Super-G Herren
– Sa., 13.02.2021, 11:00 Uhr: Abfahrt Damen
– So., 14.02.2021, 11:00 Uhr: Abfahrt Herren
– Mo., 15.02.2021, 11:00/14:30 Uhr: Kombination Damen **
– Mo., 15.02.2021, 10:00/13:30 Uhr: Kombination Herren **
– Di., 16.02.2021, 14:00 Uhr: Parallelslalom Damen/Herren
– Mi., 17.02.2021, 12:15 Uhr: Mixed Team Parallelslalom
– Do., 18.02.2021, 10:00/13:30 Uhr: Riesenslalom Damen
– Fr., 19.02.2021, 10:00/13:30 Uhr: Riesenslalom Herren
– Sa., 20.02.2021, 10:00/13:30 Uhr: Slalom Damen
– So., 21.02.2021, 10:00/13:30 Uhr: Slalom Herren** Startzeiten stehen noch nicht fest
Bericht für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner