AJ, herzlichen Glückwunsch zum Slalom-Vizeweltmeistertitel! Hand aufs Herz, was hättest du mir bzw. der internationalen Ski-Fachwelt gesagt, wenn man dir im letzten Rennen vor den alpinen Ski-Welttitelkämpfen in Courchevel einen Podestplatz und wenige Wochen später beim saisonalen Höhepunkt in Courchevel eine Medaille vorausgesagt hätte?
Ich weiß nicht was ich sagen soll, es ist ein verrückter Sport. Sicher habe ich gut trainiert und war im November schon super in Form. Da war die Voraussetzung aber noch anders um zu zeigen was ich kann. Die Startnummern waren schlecht und damit auch die Bedingungen, um nach vorne zu fahren. Beim ersten Slalom in Val d’Isere hat ich ein starken Saisoneinstieg habe dann aber im Finale in einer „Haarnadel“ eingefädelt und wurde disqualifiziert. Ich wusste der Speed ist da und auch die Technik war in Ordnung. Ob ich an einen Medaille bei der WM geglaubt habe, da muss ich wirklich sagen nein. Aber es ist passiert und natürlich bin ich extrem glücklich.
Als Steffi Graf und Boris Becker mit ihren Tenniserfolgen Deutschland beglückten und ins Staunen versetzten, schossen Tennisplätze bei Hotelanlagen wie Pilze aus dem Boden. Müssen wir uns nun auf einen alpinen Skirennsportboom aus Griechenland gefasst machen, oder müssen sich vielmehr die etablierten und großen Skinationen in naher Zukunft warm anziehen?
(lacht) Ich weiß nicht ob Griechenland eine starke Skination werden kann. Ich denke ich kann sagen, dass die nächsten 10 Jahre besser werden als die letzten 10 Jahre. Es ist nicht einfach mit dem Skisport, weil es auch für den Nachwuchs kein günstiger Sport ist. Griechenland hat zwar seine Skigebiete, aber es ist nicht so schneesicher und anspruchsvoll wie in den Alpen. Aber ich glaube es wird sicher besser werden.
Die olympische Idee hat einen griechischen Ursprung; Griechenland ist 2004 Fußball-Europameister geworden; du bist 19 Jahre später Vize-Weltmeister im Torlauf geworden… Auf was können wir uns in Zukunft einstellen, was die hellenistische Sportgeschichte betrifft?
In Griechenland sind wir brutal stolz auf unsere erfolgreichen Sportler. Ich war bei den Olympischen Sommerspielen in Athen zehn Jahre alt, und die Spiele fanden praktisch vor meiner Haustüre statt. Auch die Fußball EURO 2004 war etwas Besonderes. Ich habe in dieser Zeit erlebt wie die ganze Nation stolz auf die Fußballmannschaft war. Auch im Basketball wenn wir erfolgreich waren, lagen ihnen die Herzen zu Füßen. Es ist eine Art Ideologie, das kleine Griechenland gegen den Rest der Welt. So ist auch die Silbermedaille ein Traum für mich, aber auch für ganz Griechenland.
Warum kann man abschließend eines der berühmtesten Lebensmotto-Zitate „Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg“ 1:1 auf dich übertragen? Und aus welchem Grund zahlen sich Einsatzbereitschaft und Durchhaltevermögen auch im normalen Leben abseits des Slalomhangs immer wieder aufs Neue aus?
Ich muss sagen meine Reise war nicht einfach. Das US-Team hat zu mir gesagt, du bist raus, du bist zu oft verletzt. Aber ich habe immer den Glauben an meine Fähigkeiten gehabt. Ich hatte aber auch viele Leute an meiner Seite. Meine Mama, meine Freunde, Trainer die an mich geglaubt haben. Nur gemeinsam mit ihnen konnte ich das erreichen, weil sie einfach an mit geglaubt haben. Auf dieser Reise habe ich gelernt, wenn du eine Idee und ein Ziel hast, dann sollst du daran glauben, den es gibt eine Möglichkeit dass sich dein Traum erfüllt. Und ich bin dankbar was ich die letzten zwei Wochen erleben durfte.
Bericht und Interview für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner
Der Herren Ski Weltcup Kalender der Saison 2022/23
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