Hermagor – Der frühere österreichische Skirennläufer Armin Assinger ist im positiven Sinn ein „bunter Hund“. Er ist bekannt durch seine Expertisen und emotionalen Worten bei den Abfahrten im Fernsehen, sein charismatisches Auftritt bei der ORF-Millionenshow als Moderator und weiß auf jede Frage eine passende Antwort – so auch im nachstehenden Skiweltcup.TV-Interview.
Armin, bald beginnt der alpine Skiwinter 2022/23, der mit den Weltmeisterschaften in Frankreich einen saisonalen Höhepunkt aufweist. Du würdest sagen, dass in absehbarer Zeit „die Komantschen“ pfeifen. Was hat es mit dieser Aussage auf sich, und weshalb ist es gerade bei Sportmoderatoren und Co-Kommentatoren immer wichtig, ein bisschen Schmäh, gewürzt mit einer Prise Patriotismus zu bringen und den Emotionen freien Lauf zu lassen?
„Da pfeif’n die Komantschen“ stammt eigentlich vom legendärsten Trainer Österreichs, Charly Kahr. Wenn er das gesagt hat, haben alle gewusst, dass es richtig zur Sache geht, dass es schwierig ist und dass man seinen ganzen Mut zusammennehmen muss, um die jeweilige Strecke gut und schnell bewältigen zu können – und gesund unten ankommt!
Der Spruch ist aber natürlich in allen Lebenslagen anwendbar. und ich sage ihn mir sogar manchmal selbst vor, wenn ich beispielsweise in eine Livesendung gehe oder einen sonstigen Moderationsauftritt zu absolvieren habe. Da der Sport ja an sich sehr viel mit Emotionen zu tun hat, bin ich der Meinung, dass gerade die Expertinnen und Experten durchaus ihre Gefühle mitschwingen lassen sollten. Und auch gegen ein gesundes Maß an Patriotismus ist wohl nichts einzuwenden.
Im letzten Winter ist Manuel Feller, aber auch Johannes Strolz über sich hinaus gewachsen. Auch wenn die beiden Skirennläufer nicht in deinen Disziplinen zu Hause sind und Letzterer mit 30 Jahren letzthin bei der nationalen Sportlerwahl zum Aufsteiger des Jahres gekürt wurde, wem traust du innerhalb des österreichischen Kollektivs Ähnliches für den bevorstehenden Winter zu?
Das ist schwierig zu sagen, aber ich denke, dass Stefan Brennsteiner heuer so richtig explodieren könnte und dass auch Marco Schwarz nach einem durchwachsenen letzten Winter wieder an alte Form wird anschließen kann. Und im Speedbereich wünsche ich Stefan Babinsky den Durchbruch. Körperlich ist er eine Gewalt, jetzt muss er es im Kopf noch schaffen, sein Können auf die Skier umzulegen.
Fußballmoderatorenlegende Waldemar „Waldi“ Hartmann hat sich bei der Millionenshow bei deinem Moderatorenkollegen Günther Jauch ein fußballerisch-sportliches „Waterloo“ erlaubt und wurde danach (zurecht oder zu Unrecht, das sollen andere beurteilen, nicht ich) medial gescholten. Wem von der sportlichen Welt, unabhängig ob Sportler oder Moderator, würdest du so einen Lapsus am ehesten entschuldigen und warum?
Ach ja, der Waldi! Da hat er einfach ein bissl Pech gehabt! Ich finde es aber gar nicht schlimm, weil jedem einmal so etwas passieren kann. Wie oft scheitern bei mir Kandidaten an Fragen, die genau aus ihrem Spezialgebiet heraus gestellt werden? Und das Leben geht weiter…und entschuldigen tät ich es jedem!
Ein Blick in die nahe Zukunft. Was können wir uns von der schweizerisch-italienischen Abfahrt in Zermatt/Cervinia erwarten. Ist es für dich gut, dass die Speedsaison bereits so früh ihren Anfang nimmt und wärest du diese „Gran Becca-Piste“ auch gerne einmal hinuntergefahren? Gibt es ein paar Insiderinformationen rund um diese neue Strecke, die du uns berichten kannst und die uns sozusagen als Vorbereitung zweckdienlich erscheinen könnten?
Gerade gestern habe ich mich im Netz über den Speedauftakt informiert und nicht unbedingt Gutes erfahren. Ich hoffe aber sehr, dass es was wird, denn die Idee ist schon grandios. Gratulation an Didier Défago, der da ja stark involviert ist. Nicht nur dass die Läuferinnen und Läufer zwei Möglichkeiten mehr haben, ihren Beruf auszuüben, ist dieses Projekt perfekt geeignet, den Bekanntheitsgrad des Skirennsports enorm zu steigern, das alles mit einem unglaublich phantastischen Panorama im Angesicht des Matterhorns.
Ich glaube, man muss noch viel mehr in diese Richtungen denken und an sich schon spektakuläre Rennstrecken, wie zum Beispiel in Kitzbühel oder Wengen, auch mit Effekten entlang der Strecken aufpeppen. Wenn einer startet, könnten links und rechts Feuerstöße hinausgeschossen werden, bei der Hausbergkante auch so was und wenn er mit Bestzeit im Ziel ist, wird der ganze Zielraum grün ausgeleuchtet, damit er gleich sieht, wie es um ihn steht.
Jeder Läufer mit einer Helmkamera wäre klasse, vielleicht nur mehr die besten 30 am Start beim eigentlichen Highlight usw. Da könnte man noch einen Haufen tun, damit die ohnehin sensationelle Show, die die Läufer, nein, eigentlich sind sie ja moderne Gladiatoren, bieten, auch außerhalb mitgetragen und entsprechend gewürdigt wird.
Bericht und Interview für Skiweltcup.TV: Andreas Raffeiner
Der Herren Ski Weltcup Kalender der Saison 2022/23
Der Damen Ski Weltcup Kalender der Saison 2022/23