Olang – Wenn man im Skiweltcup der Damen an eine Athletin mit einem besonderen Kampfgeist und einer positive Einstellung denkt, kommt einen ohne Zweifel Hanna Schnarf in den Sinn. Die Südtiroler Speedspezialistin konnte in der abgelaufenen Saison mit dem zweiten Rang im Super-G von Cortina d’Ampezzo überzeugen und ihren zweiten Podestplatz in ihrer sportlichen Karriere einfahren.
Für Hanna Schnarf war der Tag auf der Olimpia delle Tofane ein normaler Renntag. Sie war wie immer nervös und ging mit der Startnummer 1 an den Start. Dies war nicht einfach, aber sie wählte von Anfang an die richtige Linie. Ihr Instinkt gab ihr recht, denn sie wurde nur noch von einer einzigen Konkurrentin überholt. Es war ein sehr emotionaler Moment, denn viele Freunde und die Familie war bei Schnarfs Erfolg mit dabei. Hannas Gedanken kreisten sich um den Vater, der wenige Monate zuvor verstarb.
Bei den alpinen Ski-Weltmeisterschaften 2021 in Cortina d’Ampezzo wird Schnarf als Athletin wahrscheinlich nicht mehr als Aktive dabei sein, doch sie wird sich das Event aus nächster Nähe betrachten.
Beim olympischen Super-G von Pyeongchang belegte die lebensfrohe Pustererin den fünften Rang. Sie verpasste die Gelegenheit, Geschichte zu schreiben, denn bis zur letzten Zwischenzeit führte die Pustererin und hatte Olympiagold ganz klar im Visier. Deshalb war sie anfangs wütend und traurig, aber im Nachhinein stolz auf eine ihrer besten Leistungen im letzten Ski-Winter.
Auf den perfekten Tag X angesprochen, berichtet Schnarf, dass es eine gute Vorbereitung und ein gutes Umfeld braucht. Man muss ruhig sein und Selbstvertrauen haben. Wichtig ist, dass man bereits in der Vorbereitung auf das Rennen konzentriert ist.
Die Südtirolerin denkt trotz ihrer Erfahrung immer Schritt für Schritt. Die routinierte azurblaue Speedspezialistin schaut von Rennen zu Rennen und ist, wenn Großveranstaltungen bevorstehen, immer fokussiert. Im Hinblick auf die kommende Ski-WM im schwedischen Ǻre ist Hanna bereit, Großes zu erreichen.
Sie wurde 2018 zur „Südtiroler Sportlerin des Jahres“ gewählt. Sie war überrascht und ist natürlich aufgrund der großen Konkurrenz in einem so kleinen Land wie Südtirol dankbar, dass so viele Menschen ihr das Vertrauen schenkten und hinter ihr stehen, sozusagen Motivation für die nächsten Aufgaben geben.
Im letzten Jahr schloss Hanna Schnarf nach einer langjährigen Beziehung mit ihrem Freund den Bund der Ehe. Die Unterstützung, die Alex seiner Anvertrauten zuteilkommen lässt, ist der Skirennläuferin sehr wichtig. Er besticht durch seine Geduld und akzeptiert ihr Sportreise-Leben. In besonders schweren Momenten ist er da, sorgt für ihr seelisches Gleichgewicht und erteilt Ratschläge, die sie gerne annimmt.
Der Rücktritt der guten Freundin und Teamkollegin Verena Stuffer war emotional für die Pustererin. Die 33-Jährige verbrachte wohl mehr Nächte im selben Zimmer mit der Grödnerin als mit ihrem Ehemann.
Trotz des sehr guten fünften Platzes im olympischen Super-G’s wurde Schnarf nicht für die Abfahrt nominiert. Dabei dachte sie auch mehrfach über ihre Karriere nach und suchte nach ihrer eigenen Motivation. Da sie sich noch in einer guten Verfassung befindet, weiß sie, dass sie wettbewerbsfähig ist. Sie will immer weiter an sich arbeiten, um neue Ziele zu erreichen. Dennoch unterstreicht sie, dass sie eine Teamplayerin ist und dass ihre stets positive Einstellung gut für den Mannschaftsgeist ist.
Das italienische Speedteam der Damen ist stark, man wächst durch die eigenen Leistungen und die Errungenschaften der Mannschaftskolleginnen und man pusht sich gegenseitig zu Höchstleistungen. Sie ist gerne im Kollektiv, aber auch gerne mal alleine.
Bericht für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner
Quelle: www.fis-ski.com