18 August 2018

Luc Alphand im Skiweltcup.TV-Interview: „Ich habe die DNA der Geschwindigkeit im Blut“

Luc Alphand im Skiweltcup.TV-Interview: "Ich habe die DNA der Geschwindigkeit im Blut" (Foto: gpsperformance)
Luc Alphand im Skiweltcup.TV-Interview: „Ich habe die DNA der Geschwindigkeit im Blut“ (Foto: gpsperformance)

Briançon – Luc Alphand war in den 1990er-Jahren ein sehr erfolgreicher französischer Abfahrer. Er entschied zehn Abfahrten und zwei Super-G’s für sich.  In der Saison 1996/97 holte er sich als erster „reiner Speedspezialist“ den Gesamtweltcup, aber auch die kleinen Kristallkugeln in der Abfahrt und im Super-G. Ingesamt konnte er sich viermal über den Gewinn in einer Disziplinenwertung freuen. Im Jahr 1996 freute er sich in der Sierra Nevada hinter Patrick Ortlieb und Kristian Ghedina über die WM-Bronzemedaille in der Abfahrt.

Nach seiner Karriere fuhr er Autorennen und triumphierte 2006 bei der Paris-Dakar. Seine Kinder sind auch im Skirennzirkus aktiv. Im Skiweltcup.TV-Interview erzählt der Franzose über die Geschwindigkeit in seiner DNA, Thomas Dreßen, die französischen Speedfahrer und vieles mehr.

Skiweltcup.TV: Luc, vor gut einem Vierteljahrhundert hast du weltweit die Abfahrtspisten unsicher gemacht und die Speedrennen nahezu dominiert. Eine jede Generation hat ihre Helden. Welche Athleten haben dich im Olympiawinter 2017/18 überrascht, und wer könnte sich – denken wir beispielsweise an einen Thomas Dreßen – in der nächsten Saison noch mehr entwickeln?

Luc Alphand: Ich denke, dass Marcel Hirscher der stärkste Athlet aller Zeiten ist. Seine Konstanz, gerechnet an Ergebnissen, und seine Anpassungsfähigkeit an alle Schneearten und Pisten sind beeindruckend. Er ist zweifellos die Referenz für alle und wird es in den nächsten Jahren sein. Die Athletin, die mich bei den Olympischen Spielen am meisten beeindruckt hat, ist Ester Ledecká. Sie ist die einzige Athletin, die es geschafft hat, sowohl im alpinen Skifahren als auch im parallelen Snowboarden eine Goldmedaille zu gewinnen. Was sie getan hat, wird wohl einzigartig in der Geschichte der Olympischen Spiele bleiben.

Apropos Thomas Dreßen: Sein Sieg in Kitzbühel war eine Überraschung, das Erzielen konstanter Ergebnisse und der Erfolg in Kvitfjell ebenso. Was würdest du, zumal du selber Vater einer Skirennfahrerin bist, dem DSV-Athleten raten, damit er nicht von den Medien verheizt wird?

Zunächst einmal bin ich nicht nur der Vater einer Skirennläuferin, sondern ich habe auch zwei Jungs, die im Europacup starten. Was Thomas Dreßen betrifft, hat er eine unglaubliche Saison hinter sich. Er ist mit Sicherheit der Athleten, der die größten Fortschritte gemacht hat. jetzt ist es am schwierigsten, weiter zu gewinnen und die Konstanz haben, um an der Spitze zu bleiben. Ich kann ihm raten, weiterhin hart zu arbeiten, sich selbst zuzuhören und zu lernen, seine Grenzen zu erkennen. Das wird ihm mehr Selbstvertrauen geben. Es wird schwer sein, den Medien auszuweichen, da seine Sponsoren, der Verband und die Presse danach fragen werden. Aber es muss sich immer angemessen schützen.

Luc Alphand / Mein Motto ist „Sei der Faden deines Lebens!“
Luc Alphand / Mein Motto ist „Sei der Faden deines Lebens!“

Nach deiner erfolgreichen Ski-Karriere warst du auch im Motorrennsport unterwegs. Kann man sagen, dass du so etwas wie Geschwindigkeit, Adrenalin und die stete Gratwanderung nach dem maximal Erreichbaren in deinem Blut hast? Oder bist du eher nervös, wenn es darum geht, Ruhe zu bewahren?

Ich habe die DNA der Geschwindigkeit in meinem Blut. Also mochte ich von klein auf die Geschwindigkeit. Deshalb bin ich nach meiner Laufbahn als Skirennfahrer Autorennfahrer geworden. Mit der Erfahrung und der Konzentration findet man einige Routinen während der Rennen und am Starttor. Die Angst und der Stress sind immer da, und sie sind ein Teil des Spiels. Aber ich würde mich nicht als nervös bezeichnen.

Wie beurteilst du die Situation in der Speeddelegation innerhalb der Equipe Tricolore? Es sind einige erfahrene Leute an Bord, aber auch junge Athleten, die nach vorne preschen und sich einen Namen im Skiweltcup machen wollen. Wer kann über kurz oder lang ein zweiter Luc Alphand werden?

Valentin Giraud-Moine ist ein junger und talentierter Skifahrer, der erstaunliche Ergebnisse erzielt hat. Leider hatte er nach seinem ersten Podestplatz in Kitzbühel einen sehr schweren Unfall. Dank seiner Leidenschaft und seiner großen Willenskraft hat er bereits seine Skier angeschnallt, aber niemand weiß, ob er wieder auf hohem Niveau fahren kann.

Auf der anderen Seite hat das französische Team eine Menge guter Fahrer im Speedbereich, die mit einem guten Mix an Techniken ein gutes Kollektiv bilden. Es sind dies Johan Clarey, Adrien Théaux, Brice Roger, Maxence Muzaton, Blaise Giezendanner und Nicolas Raffort. Es gibt auch einige junge und starke Athleten wie Matthieu Bailet und Nils Alphand, die beide den Titel des Junioren-Weltmeisters im Super-G gewonnen haben. Danach ist es schwer zu wissen, wer im Ski-Weltcup gewinnen wird…. Wir werden sehen!

Bleibt abschließend die Frage nach deinem Lebensmotto, dass dich zu dem Sympathieträger in der Sportwelt gemacht hat, den du nach außen verkörperst. Wer hat diesen Satz erstmals zu dir gesagt, und weshalb gibst du ihn etwa auch an deine Tochter Estelle weiter?

Mein Motto ist „Sei der Faden deines Lebens!“ Man muss dieser Linie folgen, die dich verkörpert. Versuche stets, immer positiv und neugierig zu sein, alle neuen Erfahrungen zu entdecken. Meiner Tochter und meinen Söhnen habe ich immer gesagt, dass sie ihren Träumen folgen sollen. Denn am Ende wird sich das – mit Leidenschaft und harter Arbeit – alles auszahlen.

Bericht und Interview für Skiweltcup.TV: Andreas Raffeiner

In der Saison 1996/97 holte sich Luc Alphand als erster „reiner Speedspezialist“ den Gesamtweltcup, aber auch die kleinen Kristallkugeln in der Abfahrt und im Super-G. (Foto: gpsperformance)
In der Saison 1996/97 holte sich Luc Alphand als erster „reiner Speedspezialist“ den Gesamtweltcup, aber auch die kleinen Kristallkugeln in der Abfahrt und im Super-G. (Foto: gpsperformance)

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