Nur 20 Tage nach dem tragischen Tod ihrer jüngeren Schwester Matilde Lorenzi (19) kehrte die 26-jährige Lucrezia Lorenzi auf die Weltcup-Bühne zurück. Beim Slalom im finnischen Levi stand die italienische Skirennläuferin wieder am Start und bewies beeindruckenden Mut und Stärke, obwohl die Erinnerungen und Emotionen sie überwältigten.
Ende Oktober ereignete sich der folgenschwere Unfall, der das Leben von Matilde Lorenzi auf tragische Weise beendete. Die 19-jährige Skirennläuferin stürzte während eines Trainingslaufs in Val Senales in Südtirol schwer und erlitt ein Schädel-Hirn-Trauma. Trotz sofortiger medizinischer Versorgung und einer Verlegung ins Krankenhaus von Bozen konnte ihr Leben nicht gerettet werden. Der Verlust hinterließ ihre Familie und die Skisportwelt in tiefer Trauer.
Für Lucrezia Lorenzi war es keine leichte Entscheidung, so schnell wieder auf die Rennpiste zurückzukehren. Doch ihre Familie unterstützte sie dabei, und auch ein Mentaltrainer half ihr, die Konzentration und innere Stärke zu finden, die sie für ihren Start benötigte. Die 26-Jährige erklärte, dass sie sich von einem besonderen Gedanken getragen fühlte: „Kurz vor der Abreise begann es stark zu schneien. In den großen Flocken konnte ich Mati sehen. Dieser Gedanke begleitete mich bis zum Moment, als sich das Starttor öffnete.“
Lucrezia Lorenzi erlebte in Levi einen emotionalen Sturm. Besonders berührend war ein Moment mit der Slalom-Siegerin Mikaela Shiffrin, die zu ihr kam, um sie zu umarmen und ihr Trost zu spenden. „Ich bedankte mich bei ihr, und sie wurde emotional,“ schilderte Lorenzi, die die Anteilnahme und Unterstützung aus dem gesamten Skizirkus zu schätzen wusste. Für sie und ihre Familie war klar, dass sie nicht aufhören würde, Ski zu fahren, auch wenn es eine schwierige Entscheidung war. Lucrezia Lorenzi ist überzeugt, dass ihre Schwester ihr das nie verziehen hätte.
Die Familie Lorenzi hat in der Tragödie Trost und Zusammenhalt gefunden. An Matilde Lorenzis Geburtstag, dem 15. November, ließ sich die gesamte Familie ein Sonnentattoo stechen – ein Symbol, das die verstorbene Matilde repräsentieren soll. Ihr Vater Adolfo erklärte: „Es war nicht schmerzhaft. Am Ende war es schön, in den Spiegel zu schauen.“
Beim Rennen selbst war das Ergebnis für Lucrezia Lorenzi zweitrangig. Sie wurde 46. im ersten Lauf und verpasste den Finaldurchgang deutlich. Doch an diesem Tag zählte nicht die Platzierung, sondern der Mut, den sie zeigte, und das Andenken an ihre Schwester. Ihre Eltern verfolgten den Wettkampf vor dem Fernseher und beschrieben die Erfahrung als anders und leichter als üblich. „Es war eine andere Dimension, eine unerklärliche Leichtigkeit,“ so ihr Vater.
Trotz des Ergebnisses war dieser Tag in Levi ein Triumph der Stärke und des Gedenkens. Lucrezia Lorenzi kehrte auf die Piste zurück, um den Sport weiterzuführen, den sie und ihre Schwester so liebten. Sie tat es nicht nur für sich, sondern auch, um das Andenken an Matilde Lorenzi lebendig zu halten – und um eine Botschaft des Mutes und der Hoffnung zu senden.
Quelle: www.20min.ch
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