40 Tage müssen sich die Skifans noch gedulden, bis beim Matterhorn Cervino Speed Opening das erste grenzüberschreitende Weltcuprennen der Geschichte über die Bühne gehen wird. Hinter den Kulissen wird seit Monaten fieberhaft an der Premiere gearbeitet. Warum OK-Chef Christian Ziörjen trotz der aktuellen Schneesituation nicht in Panik gerät, weshalb er vom Engagement seines Teams so begeistert ist und was er uns über die Vorfreude in Zermatt und Cervinia sagen kann, verraten wir im nachfolgenden Interview.
Christian Ziörjen, in eineinhalb Monaten werden sich Beat Feuz, Dominik Paris, Corinne Suter, Sofia Goggia & Co. über die neu designte „Gran Becca“ stürzen. Läuft alles nach Plan?
Wir sind auf jeden Fall auf Kurs. Klar gibt es derzeit noch viele Baustellen. Und wir müssen viele Details lösen, die für uns neu sind. Es treten intern auch erste Spannungen auf, weil unter Druck nicht alle gleich gut arbeiten können – Vorgänge, die in einem solchen Prozess jedoch völlig normal sind. Diese kleinen Herausforderungen brauchen Zeit und Geduld. Um es wie Pareto zu sagen: Wir haben bis jetzt 80 Prozent der Arbeit mit 20 Prozent Aufwand erledigt. Jetzt stehen wir vor den verbleibenden 20 Prozent, die 80 Prozent Aufwand erfordern (lacht).
Was war bis jetzt die grösste Herausforderung?
Die grösste Herausforderung war, ist und bleibt die länderübergreifende Zusammenarbeit. Zermatt und Cervinia liegen geographisch zwar nahe beisammen und wir alle haben die Mentalität jener Menschen, die in den Bergen liegen. Trotzdem stellen uns die Distanz, kulturelle Unterschiede und sprachliche Barrieren manchmal vor Schwierigkeiten. Es ist nicht möglich, sich einfach mal so zu treffen um Dinge zu besprechen, weil wir mindestens zwei Stunden auseinanderliegen. Digitale Meetings sind auch nicht immer das Gelbe vom Ei. Das ist manchmal schon ein wenig aufreibend.
Was klappt hingegen überraschend gut?
Das ist ganz eindeutig das Engagement, der Einsatz, das Commitment aller Menschen, die an diesem Projekt mitarbeiten. Jeder im Team arbeitet nach vorne, hat ein Ziel – die Rennen am letzten Oktoberwochenende, bzw. Anfang November – vor Augen. Jeder weiss, dass er seinen Teil umsetzen muss, wenn wir diese Deadline einhalten wollen. Jeder weiss, dass er alles geben muss. Der Zeitdruck, dem wir ausgesetzt sind, erzeugt eigentlich einen positiven Effekt. Wir können und dürfen es uns nicht erlauben, nachlässig zu werden.
Wie ist die Zusammenarbeit im Team?
Die Zusammenarbeit ist wirklich gut, trotz oder vielleicht sogar wegen dieser besonderen Konstellation. Wir sind ja noch keine eingefleischte Mannschaft, die seit Jahrzehnten Weltcups organisiert. Es ist aber schon so, dass ich viel diplomatisches Gespür brauche. Denn wenn ich zum Beispiel von einem Mitarbeiter in der Gemeinde Cervinia oder einem Helfer in Zermatt etwas benötige, dann ist er nicht ein bezahlter Angestellter eines von mir geleiteten Unternehmens, von dem ich etwas einfordern kann. Es braucht dann viel Fingerspitzengefühl, um zum Ziel zu kommen.
Stichwort Mitarbeiter: Wie viele Personen sind derzeit im Einsatz?
Das Kernteam, das zur Zeit im Einsatz ist, besteht aus 25 bis maximal 30 Personen.
Und wie viele Menschen werden dann während des Weltcups für einen reibungslosen Ablauf sorgen?
Wenn wir alle Volunteers miteinrechnen, dann kommen wir auf ungefähr 450 Helferinnen und Helfer. Wenn wir hier auch noch das Produktionsteam des Schweizer Fernsehens dazu zählen, dann sind es zirka 550 Menschen. Eine beeindruckende Zahl.
Gibt es etwas, das dir aktuell Kopfzerbrechen bereitet?
(lacht) Mir bereitet Kopfzerbrechen, dass sich viele Leute über die Schneesituation den Kopf zerbrechen. Ständig werde ich darauf angesprochen. Aber es besteht absolut kein Grund zur Panik. Es schreitet alles gut voran. Ansonsten kreisen meine Gedanken um die vielen Details und die Angst, irgendwo etwas zu vergessen. Aber ich schlafe trotzdem einigermassen gut (lacht).
Wie ist die Stimmung in Zermatt und Cervinia? Spürt man schon so etwas wie Vorfreude?
Derzeit spürt man von der Vorfreude in Cervinia etwas mehr. Es hängen schon sehr viele Banner im Ort. In Zermatt läuft derzeit aber noch die Sommersaison, weshalb viele Leute noch zu stark mit dem Tagesgeschäft beschäftigt sind. Aber wenn ich im Dorf mit den Leuten spreche, dann geht es nur um das Matterhorn Cervino Speed Opening. Ich höre dann oft „Wir freuen uns.“ Oder „Ihr macht das super.“ Und natürlich kommt dann wieder irgendwann die Frage nach dem Schnee (lacht).
Wie läuft der Ticketverkauf?
Der Ticketverkauf ist sehr schnell gut angelaufen. Derzeit ist es etwas ruhiger. Die VIP-Tickets sind allerdings ausverkauft und von den „normalen“ Tickets haben wir für das erste Wochenende 70 Prozent der Karten abgesetzt. Am zweiten Wochenende sind es weniger. Vielleicht liegt es auch am aktuell immer noch schönen Wetter, dass die Fans noch nicht so recht ans Skifahren denken. Aber wir sind alle zuversichtlich, dass die Skistars beim Matterhorn Cervino Speed Opening vor vollen Tribünen fahren werden.
Warum sollte jemand zu den Rennen am Fusse des Matterhorns kommen?
Das Matterhorn Cervino Speed Opening ist ein Event für richtige Fans des Ski-Rennsports. Wer vom Skisport begeistert ist und für wen es in Reichweite liegt, sollte also unbedingt herkommen. Es ist das erste grenzüberschreitende Rennen der Geschichte. Es ist ein völlig neues Setting. Von der Schweiz sind Rennstrecke und Ziel nur mit den Skiern zu erreichen. Es ist also ein richtiges Outdoor-Erlebnis mit einem Zielraum auf fast 3000 Metern über Meer. Und auch wenn „nur“ 6000 Fans im Zielraum sein dürfen – die begeisterten Skifans aus der Schweiz und die italienischen „Tifosi“ werden für eine grandiose Stimmung sorgen. Und als ehemaliger Touristiker: Wo sonst gibt es dieses Panorama mit Blick auf Matterhorn und die anderen 4000er?
Vielen Dank für das Gespräch!
Quelle: speedopening.com
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