Pyeongchang – Marcel Hirscher gibt zu, dass ihm ein Stein vom Herzen gefallen ist. Gleich bei seinem ersten Olympia-Antritt holte er sich die Goldmedaille in der Kombination von Pyeongchang. Die Medaillenübergabe genoss der Österreicher in vollen Zügen. Er kann alles noch nicht realisieren, obwohl er in seiner Karriere alles gewonnen hat, was es zu gewinnen gibt. Der sechsfache Gesamtweltcupsieger, der vor dem Gewinn der siebten Kugel in Folge steht, findet das Ganze in Südkorea eine geniale Geschichte.
Der Triumph in der Kombination war nicht gerade vorhersehbar. Hirscher hatte kaum bis gar keine Praxis in der Abfahrt gesammelt. Trotzdem ist er stolz auf seine Leistung in der Abfahrt; und hier büßte er nur knappe drei Zehntelsekunden auf seinen großen Widersacher Alexis Pinturault ein. Im Torlauf blies der Salzburger zum Angriff. Mit Erfolg. Am Ende lag der Österreicher vor den beiden Franzosen Pinturault und Victor Muffat-Jeandet.
Pinturault streute Hirscher Rosen und sprach von einem interessanten und spannenden Zweikampf. Mehr noch: „Gegen den Österreicher zu kämpfen und hinter ihm die Silbermedaille zu gewinnen, ist eine Riesenehre“, betonte der Athlet der Equipe Tricolore. Außerdem glaubt der Franzose, dass die 86 Siege Stenmarks nicht mehr lange Bestand haben werden und Hirscher die Bestmarke knacken wird. Die Rekorde des Salzburgers, der in Asien nach eigenen Angaben seine letzten Olympischen Winterspiele bestreiten wird, werden sehr lange Bestand haben.
Nach Kombi-Gold geht es nun weiter mit dem Slalom und Riesentorlauf. Der Torlauf war aufgrund des Windes sehr schwer zu fahren. Mit Coolness und energischer Fahrweise kam Hirscher zum Erfolg. Außerdem erzählte der Salzburger, dass seine Karriere auch ohne diese Goldmedaille perfekt ist. Schon nach dem Gewinn der ersten großen Kristallkugel war das der Fall. Die Heim-WM-Goldene in Schladming, die der 28-Jährige vor fünf Jahren gewonnen hatte, zählt mehr. 50.000 Fans peitschten ihn nach vorne und sorgten auf ihre Weise, dass ihr Idol die einzige ÖSV-Goldene holte.
In Pyeongchang winkte Hirscher einer leeren Tribüne zu. Die Stimmung war nicht so gut, und auch der Lärmpegel hielt sich in Grenzen. Vater Ferdl war nicht dabei; der leidet unter Flugangst. Ohne Druck geht der Österreicher nun zu den nächsten Aufgaben. Sowohl im Slalom als auch im Riesentorlauf zählt er zu den ganz großen Favoriten. Der Blick auf die bisherigen Saisonresultate zeigt das mehr als nur deutlich.
Das große Ziel ist erreicht. Mit der Goldmedaille in der Kombination fällt dem Salzburger wohl ein Stein vom Herzen. Er möchte auch in den nächsten Rennen vorne mitfahren. Und wer Hirscher kennt, weiß, dass das nahezu das Selbstverständlichste auf der Welt ist.
Bericht für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner
Quelle: sport.orf.at
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