Ryan Cochran-Siegle blickt zufrieden auf die Saison 2017/18 zurück. Er blieb verletzungsfrei und konnte einen weiteren Schritt nach vorne machen. Beim Weltcup-Riesenslalom in Kranjska Gora konnte er sich über Platz 10 freuen, und in der Alpinen Kombination von Bormio wartete er mit Rang 14 auf. Auch mit seinem Auftritt beim Saisonhöhepunkt, den Olympischen Winterspielen in Südkorea, konnte der US-Amerikaner zufrieden sein. So beendete er den Olympischen-Riesenslalom auf dem 11. Platz, im Super-G wurde er 14. und in der Abfahrt 23. Nur in der Olympischen-Kombi schied er bereits in der Abfahrt aus. In einem Interview mit FIS-Ski blickte er auf die vergangene Saison zurück und wagte einen Ausblick in den WM-Winter 2018/19
FIS-Ski.com: Wie zufrieden bist Du mit der vergangenen Saison?
Ryan Cochran-Siegle: Ich bin sehr zufrieden damit. Skifahrerisch habe ich mich weiterentwickelt und die Saison auch erfolgreich abgeschlossen. Allerdings weiß ich, dass ich noch Welten von den Top-Skifahrern entfernt bin. Aber ich arbeite an mir um mich weiter zu verbessern.
Was brauchst Du noch, um die Top 30 im Riesenslalom zu knacken?
Das wichtigste ist zur Zeit die Konstanz. Zum Ende der Saison habe ich auch das richtige Setup gefunden, aber ich weiß dass es noch viele Rennpisten gibt, auf denen mein Skifahren aus welchen Gründen auch immer nicht ganz so funktioniert wie im Training. Das wird sich aber mit der notwenigen Erfahrung im Skiweltcup ändern. Bereits im Sommertraining ist es wichtig, dass ich mich auf diese Arbeit konzentriere und mein Bestes gebe.
Du bist ein Allrounder und trittst in allen Disziplinen an, was einen sehr intensiven Renn- und Trainingsplan mit sich bringt. Hast Du schon einmal daran gedacht, dich auf eine einzige Disziplin zu spezialisieren?
Niemals! Die Abwechslung macht mir viel mehr Spaß, als nur eine Disziplin auszuwählen. So kann das Leben nie langweilig werden. Solange ich mich dabei wohlfühle, möchte ich auch nichts daran ändern.
Siehst Du irgendwelche Nachteile als Allrounder?
Der größte Nachteil ist, die Zeit zum Ausruhen und Erholen zu finden, besonders wenn es um meine körperlichen Einschränkungen mit meinem Knie geht. Mein Trainer Forest[Carey] und ich machen vor dem Beginn der Saison eine wirklich gute Vorbereitung und finden, auch während der Saison, strategische Pausen in meinem Zeitplan, um ein Burnout zu verhindern. Manchmal bedeutet das, auch einmal ein Weltcuprennen auszulassen. Dies ist eine Möglichkeit frisch zu bleiben und das ganze Jahr über ein höheres Leistungsniveau zu halten. Der größte Vorteil ist aber, dass man bei jedem Rennstart etwas mitnehmen kann, was man mit einer anderen Disziplin kombinieren kann. So will ich zu einem kompletten Skirennläufer reifen.
Was ist deine Lieblingsdisziplin?
Immer die in der ich gerade am besten fahre. Richtig wohl fühle ich mich, wenn die Kurven die ich mache, sich gut anfühlen. Eigentlich sollte aber der Riesenslalom, aufgrund des Rhythmus und meiner Athletik am besten zu mir passen.
Deine Saison 2017/18 endete mit einem ausgezeichneten 10. Platz beim Riesenslalom-Weltcup in Kranjska Gora, sowie zwei U.S. Meistertiteln. Mit welchem Bauchgefühl gehst Du in die neue Saison?
Das Wichtigste ist es, mit dem Vertrauen und dem Gefühl, welches ich auf meinen Skiern hatte, in das Sommertraining und dann in die neue Rennsaison zu starten. Ich muss mich auf das konzentrieren was noch besser werden muss. Das Setup, die Technik, die Taktik und einige andere Faktoren. Aktuell fühle ich mich gut, möchte mich aber weiter, Schritt für Schritt, verbessern.
Hast Du konkrete Ziele für 2018/19?
Wie jedes Jahr ist mein Plan A, mein Bestes zu geben, um jedes Rennen zu gewinnen. Außerdem möchte ich gesund bleiben und so viel Spaß wie möglich haben. Das vielleicht wirklich einzige Ziel, das ich für das nächste Jahr habe, ist die Teilnahme bei der Ski-Weltmeisterschaften in Åre.
Was möchtest Du in deiner Karriere als Sportler erreichen?
Wenn ich am Ende des Tages zurückblicke und das Gefühl habe, dass ich alle Möglichkeiten, die mir gegeben wurden, so gut wie möglich genutzt habe, werde ich ein glücklicher Mensch sein. Ich möchte auch als guter Mensch und Vorbild für die Gemeinschaft, sowie für die jüngeren Generationen gesehen werden.
Bei den Weltmeisterschaften 2013 in Schladming hast Du dir eine schwere Knieverletzung zugezogen, die eine Transplantation und eine mehrjährige Reha erforderte. Was gab Dir die Zuversicht dass dein Knie, nach der Operation, stark genug ist, um in den professionellen Skirennsport zurückzukehren?
Es ist eine wirklich einfache Entscheidung, wenn man keine andere Wahl hat. Manchmal im Leben kann man nur auf die Hände anderer vertrauen und auf das Beste hoffen. Dies war einer der Fälle, in denen ich mein ganzes Vertrauen in Dr. Robert F. LaPrade und mein Reha-Team setzen musste.
Als ich mich das erste Mal mit Dr. LaPrade traf, war mein Knie in einer wirklich schlechten Verfassung. Ich werde nie die Zeit vergessen, als er mir nach dem Blick über das MRT sagte, dass ich eine 60/40 Chance habe, jemals wieder auf einem Elite-Level im Sport anzutreten. Dies war ein beängstigender Moment, aber es gab für mich keine andere Wahl, als darauf zu hoffen, dass das Knie so gut wie möglich repariert wir, weil ich einfach weiterfahren wollte, was ich auch tat. Ich hatte Glück, dass es klappte.
Was war deine Motivation, auf das höchste Niveau zurückzukehren?
Ich war erst 20 Jahre alt und hatte noch eine vielversprechende Karriere vor mir, als ich mir zum ersten Mal das Knie verletzte. Meine Motivation lag darin, dass ich nicht bereit war, meine Karriereziele aufzugeben, sowie in der Überzeugung, dass ich noch viel im Tank hatte, solange mein Körper dazu bereit war.
Ich habe auch eine enorme Unterstützung von meinem Team, meinen Trainern, meiner Familie und meinen Freunden erhalten, auch als ich am Tiefpunkte angelangt war. Sie haben mir geholfen weiter durchzuhalten. Außerdem dachte ich, es wäre eine ziemlich gute Geschichte, wenn ich mich zurück kämpfe und trotzdem all meine Träume verwirklichen könnte.
Rückblickend, was hast Du aus dieser Reha-Zeit gelernt?
Dass sich all die harte Arbeit gelohnt hat. Ich bin ein sehr glücklicher Mensch und habe die Perspektive zu wissen, wie privilegiert ich bin, das tun zu können, was ich tue. Es ist einfach, all das jetzt aus der Ferne zu sagen, im Vergleich zu dem Zeitpunkt, als ich tatsächlich verletzt war. Diese ganze Entwicklung war eine riesige Lernerfahrung und so bin ich auch als Mensch gereift und gewachsen.
Das gesamte Interview finden sie unter www.FIS-Ski.com