St. Leonhard im Pitztal/La Paz – Der bolivianische Tiroler Simon Breitfuss Kammerlander ist ein junger und talentierter Skirennläufer. Er ist sehr ehrgeizig und will so bald als möglich Weltcuppunkte sammeln. Er trainiert fleißig und wird eines Tages seine persönlichen Ziele erreichen. So will er nicht nur dabei sein. Im Skiweltcup.TV-Interview spricht der 25-Jährige über seine Anfänge, die Bezeichnung als Ski-Exoten, Trainingseinheiten bei über 35 °C und vieles mehr.
Skiweltcup.TV: Simon, was macht ein Tiroler in Bolivien? Und vor allem: Wie verschlägt es ihn vom Herz der Alpen nach Südamerika?
Simon Breitfuss Kammerlander: Trainieren und organisieren, mich vor dem europäischen Stress erholen um dann wieder in die neue Saison starten.
Nach Südamerika verschlug es mich schon relativ früh. Da ich schon mit acht Jahren erstmals mit meinem Papa in Südamerika zum Skitraining und dann immer wieder in den Sommerferien dort war, hat sich das immer wie ein zweites Zuhause angefühlt. Vor allem in Bolivien habe ich mich sehr wohl gefühlt, es war einfach richtig.
Hubertus von Hohenlohe oder auch Sabrina Simader sind so etwas wie Ski-Exoten. Würdest du eine derartige Bezeichnung für dein skifahrerisches Dasein als Beleidigung, Ehrerbietung oder Herausforderung bezeichnen? Bitte begründe deine Aussage?
Als Beleidigung kann ich das nicht empfinden. Eher würde ich das als einen gewohnter Spruch, den es schon lange gibt, sehen.
Ich denke, es ist zu unterscheiden ob es bei den „Exoten“ nur um die Show bei Großereignissen geht oder wirklich um die sportliche Leistung, die professionelle Arbeit und das Training über Jahre, und nicht nur um das „dabei sein“.
Die Herausforderung ist nicht größer oder kleiner wie bei allen anderen Sportlern auch. Ich meine, es will jeder für sich besser, schneller oder erfolgreicher werden, um die gesetzten Ziele zu erreichen.
Sicher ist es für kleine Skinationen schwieriger, aus finanzieller Sicht den ganzen Aufwand zu meistern. Aus dieser Sicht kann man durchaus sagen, dass hier die Herausforderung gegenüber großen Verbänden enorm ist.
Kann man im Skiweltcup auch abseits der Piste Freunde haben? Oder ist für dich „Freundschaft“ ein Wort, vor dem du viel Respekt hast? Wie definierst du das Wort und wie wichtig ist es, gute Verbindungen zu Athleten, die die gleiche Leidenschaft teilen, zu haben?
Natürlich kann man auch außerhalb der Piste Freunde haben. Aufgrund der vielen Reisen, der vielen Zeit, die man unterwegs für Trainings, Rennen… ist, ist es jedoch schwer, wichtige und langjährige Freundschaften außerhalb des Ski-Zirkus zu erhalten. Da der Skisport eine Einzelsportart ist und für „echte Freundschaft“ wenig Zeit bleibt, würde ich schon sagen, dass ich vor dem Wort Freundschaft Respekt habe.
Wenn bei uns Winter ist, ist in Südamerika Sommer und umgekehrt! Du kennst daher nur die kalte Jahreszeit! Was dürfen wir über deine Trainingseinheiten nach der Saison wissen?
Genau, die meiste Zeit des Jahres verbringe ich im Winter, zumindest viel Zeit, wo man auf dem Schnee ist. Zwischen den Saisonen habe ich ein hartes Konditionsprogramm und bin in diesen Monaten sehr gerne im Sommer. Das Wunderbare in Bolivien ist auch, dass wir dort verschiedene Klimazonen haben und man dort auch im Süden Winter und Sommer findet, und ich dort dann auch Trainingseinheiten bei 35 Grad °C Wärme genieße.
Simon Breitfuss Kammerlander holt den ersten Skiweltcuppunkt für Bolivien, wenn …
… ich schnell genug Ski fahre. (lacht)
Wenn die Vorbereitung, körperlich und materialtechnisch weiterhin gut läuft und alles gut aufeinander abgestimmt ist, erwarte ich mir von Saisonbeginn an gute Platzierungen. Natürlich hängt das auch vom finanziellen Aspekt ab. Nach wie vor bin ich immer auf der Suche nach Sponsoren, die mich dabei unterstützen.
Bericht und Interview für Skiweltcup.TV: Andreas Raffeiner