Am Sonntag sind die alpinen Weltmeisterschaften in Courchevel/Méribel mit dem Slalom der Männer zu Ende gegangen. Am Ende der zweiwöchigen Titelkämpfe weist das Swiss-Ski Team sieben Medaillen auf – und sichert sich damit den 1. Platz im Medaillenspiegel. Ein Blick zurück auf die vergangenen 14 Tage, die einen bunten Blumenstrauss an Emotionen bereithielten.
Zu Beginn sorgte sie mit der Silbermedaille aus der Alpinen Kombination für den perfekten WM-Auftakt. Am Ende war sie im Slalom die wohl am meisten mit Mitleid eingedeckte Athletin. Wendy Holdener schied mit besten Zwischenzeiten aus. Ein Zeichen dafür, wie viel Risiko genommen werden muss, um am Ende des Tages zuoberst zu stehen – in dieser Disziplin wie auch in jeder anderen. Und dass es manchmal auch das nötige Quäntchen Glück braucht, damit an Tag X alles aufgeht. «Slalom ist extrem heikel», erklärt auch Alpin-Direktor Walter Reusser. Trotz des Ausfalls sei er sehr zufrieden gewesen mit Wendy. «Sie ging all in, das gefällt mir. Sie wollte die Goldmedaille und nicht noch eine weitere silberne.»
Zwei davon hatte sie im Verlauf der zwei Wochen Weltmeisterschaften in Courchevel/Méribel bereits geholt – eine in der Alpinen Kombination, eine weitere im Parallel-Wettkampf. Holdener trug damit massgeblich zu der Edelmetall-Ausbeute von insgesamt sieben Medaillen bei, die das Swiss-Ski Team in den Savoyer Alpen herausfahren konnte. Neben ihr reüssierten Jasmine Flury (Gold Abfahrt), Marco Odermatt (Gold Abfahrt, Gold Riesenslalom), Loïc Meillard (Silber Riesenslalom) und Corinne Suter (Bronze Abfahrt) und sorgten damit für ein erfolgreiches Abschneiden des Schweizer Teams.
«Es war extrem eng»
Zu Beginn der Weltmeisterschaften war es für das Schweizer Team noch nicht ganz aufgegangen, wie das vor allem von der Öffentlichkeit erwartet wurde. Viel Hundertstelpech, allem voran in den beiden Super-Gs, sorgten dafür, dass die Schweiz nach vier Wettkampftagen «nur» eine Silbermedaille aufweisen konnte. «Es wird einem nichts geschenkt», sagt Walter Reusser. «Eine Weltmeisterschaft ist eine Momentaufnahme, da muss man einfach fahren bis ins Ziel, das ist uns nicht immer gelungen.» Es gebe in jedem Rennen einen 4. Platz. Deshalb sei es wichtig, dass man gut reflektiere und analysiere und es gut einschätzen könne. «Dann ist ein 4. Platz zwar noch nicht das, was man will, aber wenn man es einordnen kann, kann man es auch akzeptieren.»
Obschon die Athletinnen und Athleten teilweise wegen weniger Hundertstelsekunden an einer Medaille vorbeigeschrammt sind, lässt dies Walter Reusser nicht verzagen. «Jede Medaille muss erarbeitet sein. Man hat es hier wieder gesehen: Ausser Marcos Goldmedaille in der Abfahrt war es immer extrem eng, da muss man auch das nötige Wettkampfglück haben – im richtigen Moment das Richtige machen, die richtige Startnummer haben. Das ist uns super gelungen, ich bin sehr zufrieden.»
Hohe Dichte in der Abfahrt
Für Zufriedenheit sorgten auch historische Ereignisse. So war Marco Odermatts Doppel-Triumph der erste Zweifachstreich eines Athleten in der Abfahrt und im Riesenslalom an einer WM seit Aksel Svindal 2007. Jasmine Flury holte die 70. alpine Goldmedaille an Weltmeisterschaften. Und die Bündnerin war mit ihrem Sieg dafür mitverantwortlich, dass die Schweiz nun aktuell alle Abfahrtstitel an Grossanlässen bei sich schart – und das in Form von vier verschiedenen Athletinnen und Athleten: Beat Feuz und Corinne Suter siegten in Peking an den Olympischen Spielen, Flury und Odermatt waren nun in Méribel und Courchevel siegreich. «Auf diesen ‹Titel›, dass wir die vier Titel an den Grossanlässen mit vier Namen gewonnen haben in der Abfahrt, bin ich sehr stolz», sagt Walter Reusser. «Es zeigt die Breite des Teams. Wenn jemand mal nicht sticht oder es nicht so tut, wie man es sich vorgestellt hat, können andere übernehmen. Es ist mir extrem wichtig, dass wir ein breites Team haben.»
Weiter geht es im Ski Weltcup
Die Breite des Teams wird bereits am Wochenende im Optimalfall wieder im Weltcup-Rahmen mitzuverfolgen sein. Während die Frauen zuhause in Crans-Montana Speed-Rennen bestreiten, werden bei den Männern ein Riesenslalom und ein Slalom in Palisades Tahoe (USA) auf dem Programm stehen. An der Vorbereitung dafür ändert sich im Gegensatz zur WM kaum etwas. «Ich glaube, man sollte an eine WM auch gleich gehen, wie man ein Weltcup-Rennen vorbereitet», führt Reusser aus. «So gehen wir auch wieder weiter: Wir nehmen jedes Rennen, wie es kommt, so nehmen wir auch jeden Wettkampf, wenn er gut geht oder schlecht, analysieren gut und ziehen unsere Schlüsse daraus. Ich hoffe, dass sich alle gut erholen, dann geben wir wieder in jedem Rennen Vollgas.»
Nächste WM in Saalbach
Nach den Weltmeisterschaften ist dabei bereits wieder vor den Weltmeisterschaften: 2025 finden in Saalbach die Titelkämpfe statt. Von hoher Relevanz sei der Event heute noch nicht, räumt Walter Reusser ein. «Das ist noch so weit weg. Es kann noch so viel passieren.»
Dennoch stehen für ihn in den nächsten Jahren zwei langfristige Projekte an. «Es wird darum gehen, die Top-Athletinnen und -Athleten an der Weltspitze zu halten, das ist schon schwierig genug – jeder andere will auch besser werden, noch ein bisschen mehr. Und es geht auch darum, die Jungen an die Weltspitze hinzuführen.» Das sei der Fokus. «Dann gehen wir irgendwann in zwei Jahren an diese Weltmeisterschaften und schauen, was rauskommt.»
Quelle: Swiss-Ski.com
Der Herren Ski Weltcup Kalender der Saison 2022/23
Der Damen Ski Weltcup Kalender der Saison 2022/23