Samnaun – Der eidgenössische Skirennläufer Thomas „Thomi“ Tumler ist unser nächste Interviewpartner. Im Gespräch erzählt der Schweizer über seinen letzten Ski Weltcup Winter, seine Lieblingsdisziplinen, die sommerlichen Trainingsmethoden und -orte und vieles, vieles mehr. Auch haben wir in Erfahrung gebracht, was passieren muss, damit er am Ende der bevorstehenden Saison einen roten Haken voller Genugtuung und Zufriedenheit setzt.
Thomi, wieso ist es nicht verkehrt, wenn man sagt, dass deine letzte Saison bis zu deiner Handverletzung zufriedenstellend bis gut verlaufen ist? Welche Hoffnungen und Lehren ziehst du persönlich im Hinblick auf den bevorstehenden Winter 2019/20 und wo möchtest du noch besser werden?
Die letzte Saison war mit dem überraschenden Podestplatz im Riesenslalom tatsächlich teilweise positiv. Das war genial. Dann war ich mit dem Winter nicht immer zufrieden, denn es war ein ständiges Auf und Ab. Ich schied mit teils guten Zwischenzeiten aus. In Gröden beispielsweise fuhr ich nach der fünftbesten Zwischenzeit und einem Fehler vor dem Ende nur auf den 14. Platz.
Einige Rennen waren gut, andere miserabel. Nach einiger Zeit war bei mir die Luft draußen und dann kam die angesprochene Handverletzung dazu. Im Großen und Ganzen möchte ich im Hinblick auf die neue Saison an meiner Konstanz arbeiten, so dass es weniger oder keine Schwankungen in Form von Aufs und Abs gibt.
Deine Lieblingsdisziplinen sind der Super-G und der Riesenslalom. Hast du beide Disziplinen gleich lieb oder favorisierst du eine um einen Hauch mehr? Aus welchem Grund hast du dich für diese Disziplinen entschieden?
Ich mag eigentlich beide Disziplinen gleich gerne, die Abwechslung macht es aus. Wenn man zuviel Riesenslalom fährt, ist es cool, wenn man Super-G fährt und umgekehrt. Wenn ich aber sagen muss, welche Disziplin ich lieber habe, kann ich schon den Riesentorlauf anführen, denn das Ganze mit dem Radius ist mir entgegenkommend, wenn man den alten 35-Meter-Radius als Gradmesser nimmt. Ansonsten würde ich trotzdem sagen, dass es sich beim Super-G und dem Riesenslalom die Waage hält.
Was können wir deine sommerlichen Trainingseinheiten in Erfahrung bringen? Erzähle uns ein bisschen über die letzten und bevorstehenden Übungseinheiten und -orte und wann stehst du wieder auf den Skiern? Wolltest du auch nach Chile oder Argentinien reisen oder bevorzugtest du es lieber, auf den heimischen Gletschern zu arbeiten?
Von Anfang Mai bis zur letzten Woche war ich mit einem Privattrainer und den beiden Caviezel-Brüdern in Chur unterwegs. Dort hatten wir einen privaten Kraftraum angemietet. Das war sehr cool, da hatte man die Ruhe zum Trainieren. So waren wir in Saas-Fee, der erste Skikurs stand dort an. Nach einer einwöchigen Pause ging es wieder nach Chur zurück und im Zwei-Wochen-Rhythmus weiter, also eine Woche Skifahren, eine Woche Training…
Zunächst war bei mir noch offen, ob ich nach Argentinien reisen würde oder nicht. Ich schaute, wie sich die Wetterbedingungen und Gletscherverhältnisse entwickelten. Ich entschied mich dann, auf den heimischen Gletschern zu arbeiten und war somit während der ganzen warmen Jahreszeit zuhause.
Liegt bei dir die Leidenschaft zum Ski(renn)fahren in der Familie? Welchen Anteil an deiner Karriere haben deine Eltern und weshalb bist du dankbar für ihre Unterstützung und Motivation in den jungen Jahren, wenn es einmal nicht nach Wunsch verlief?
Ich bin aufgrund meines Bruders ganz klar zum Skifahrer geworden. Der stand schon mit zweieinhalb Jahren auf den Brettern und ist dann auch bei den Dorfrennen mitgefahren. Er hat auch eine Medaille nach Hause mitgebracht. Das hat mich dann motiviert, sodass ich auch Skifahrer geworden bin.
Auch wenn meine Eltern nicht die perfekten Skifahrer sind, bin ich dankbar für ihre Unterstützung, die ich von ihnen erhalten habe und die sie mir gewährt haben. Ich konnte das ausüben, was mir Spaß machte und hätten mich meine Eltern bis zum 21. Geburtstag nicht unterstützt, hätte das Ganze sicher nicht geklappt.
Ein Blick in die ferne und dennoch nicht allzu weite Zukunft: Thomas Tumler blickt mehr als zufrieden auf den Skiwinter 2019/20 zurück, wenn …
… ich konstanter werde und mein bestes Skifahren zeigen. Mein Ziel ist es, im Riesentorlauf und im Super-G unter den besten 15 der Weltrangliste zu kommen. Im Riesenslalom hat es im letzten Winter ganz knapp nicht gereicht und im Super-G war es eher eine Enttäuschung. Ein weiteres Ziel ist, es wieder in die Nähe der besten Drei zu kommen oder sogar den Sprung auf das Podest zu schaffen.
Bericht und Interview für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner