Bretherton – Der britische Slalomspezialist Dave Ryding ist mehrfacher britischer Meister und fuhr im Weltcup 13 Mal unter die besten Zehn. Beim Slalom 2017 in Kitzbühel verpasste er seinen ersten Sieg um 76 Hundertstelsekunden, und musste sich nur Marcel Hirscher geschlagen geben. Auch beim Neujahrs-City-Event in Oslo, am 1.1.2019, konnte er sich erneut über einen zweiten Platz freuen. Er ist ein sympathischer Zeitgenosse. Im Interview mit Skiweltcup.TV berichtet der 32-Jährige über seine Konkurrenten Henrik Kristoffersen und Marcel Hirscher, die sommerlichen Trainingseinheiten und vieles mehr. Auch gibt der „Mann von der Insel“ zu, am liebsten unter Flutlicht zu fahren.
Skiweltcup.TV: „Dave, du bist in deiner Karriere bereits zweimal aufs Podest gefahren. Zum ersten Sieg im Weltcup fehlt nicht viel. Wann wirst du britische Skigeschichte schreiben? Glaubst du, dass der Österreicher Marcel Hirscher und der Norweger Henrik Kristoffersen etwas dagegen haben werden?“
Dave Ryding: „Ich kann die Zukunft nicht vorhersagen. Alles, was ich tun kann, ist, Jahr für Jahr meine Bemühungen, mehr zu erreichen, zu verstärken, als ich es bereits getan habe. Ich bin nicht der Jüngste, der nach seinem ersten Weltcupsieg sucht, aber ich habe immer noch das Gefühl, dass ich sowohl die Zeit als auch die Fähigkeit dazu habe.
Sicherlich werden die Jungs, die du erwähnst, etwas zu sagen haben. Marcel hat mir in Kitzbühel den Clou verwehrt, aber es sind nicht mehr nur diese zwei Athleten. Fünf oder sechs Jungs bewiesen, dass sie an jedem Tag gewinnen können. Ich muss einer von diesen Typen werden und wenn die Zeit reif ist, steigere ich mich.“
Was macht für dich persönlich die Faszination des Skifahrens aus? Ist es vielleicht der Umstand, dass einem die Welt zu Füßen liegt, wenn man den Berghang hinuntercarvt und von Tausenden von Fans im Zielhang empfangen wird?
„Nun, erstens gibt es keinen Sport wie diesen. Wir haben dsa Privileg, an einigen erstaunlichen Orten zu fahren. Das Gefühl, wenn man es schafft, eine ganze Slalomlauf miteinander zu verbinden, ist schon erstaunlich. Der Fluss, die Geschwindgkeit der Bewegung, die Präzision und vieles mehr machen das Ganze zu einem tollen Erlebnis. Die Fans sin des, die unseren Sport zu dem machen, was er ist. Also ist es das ultimative Gefühl, wenn man ihn hört. Um ehrlich zu sein, liebe ich den Wettbewerb und die Herausforderung.“
Jetzt wird es langsam, aber sicher wärmer. Der Mai war – rein von den Temperaturen – ein Monat zum Vergessen. Wann und wie bereitest du dich in den Sommerferien auf die kommende Saison vor? Werden Alex Tilley und Charlie Guest auch mit dir trainieren?
„Ich werde mein Training im Juni bereits auf Schnee in meinem üblichen Trainingsort für diese Jahreszeit, Wittenburg, beginnen! Ich werde manchmal am selben Ort sein wie Alex und Charlie, aber ich werde mein ganzes Training mit Laurie Taylor abspulen, einem der jüngeren Jungs im Team, der mich auf Trab hält!“
Jahrein jahraus werden viele Torläufe gefahren. So machst du in Wengen, in Madonna di Campiglio, in Levi oder auch in Kitzbühel Station. Der Nachtslalom auf der Planai ist ein Abenteuer für sich. Welches ist dein Lieblingshang und warum?
„Meine Lieblingspiste ist jene in Madonna di Campiglio. Aus irgendeinem Grund passt sie wirklich zu mir und ich liebe es, nachts zu fahren. Meiner Meinung nach sollte jedes Slalomrennen nachts stattfinden! Die Atmosphäre ist einfach viel besser und es ist besser für die Fans! Ich würde gerne überall ein Rennen gewinnen, aber ich glaube, dass mir bestimmte Pisten eine bessere Chance bieten als andere. Wenn man über die Fans spricht, sind die österreichischen Fans meiner Meinung nach die besten. Die Rennen in Schladming und Kitzbühel sind ein verrücktes Erlebnis und es ist absolut fantastisch, dort zu fahren!“
Marcel Hirscher ist ohne Zweifel die schillerndste Gestalt, die der Skirennsport in den letzten Jahren erlebt hat. Er ist sehr ehrgeizig, fährt wie auf Schienen und landet nahezu immer auf dem Podest. Was zeichnet ihn deiner Meinung nach aus und was kann er von seinem britischen Konkurrenten lernen?
(lacht) „Ich bin mir nicht sicher, ob er im Slalom viel von mir lernen wird. Aber bei den Parallelrennen kann ich ihm ein paar Tipps geben.
Er ist ein großartiger Athlet, ich habe viel Respekt vor ihm und er ist ein Mann, vor dem jeder auf der Weltcuptour viel Respekt hat. Wie du sagst, ist es sehr schwer, ihn vom Podium zu stoßen.“
Bericht und Interview für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner