Feldkirchen – Leidenschaft, Ehrgeiz und Konsequenz. Mit diesen Eigenschaften beschreibt sich die österreichische Skirennläuferin Nadine Fest auf ihrer Homepage. Die 21-Jährige Kärntnerin konnte bereits zwei Junioren-WM-Goldmedaillen gewinnen. Sie möchte konstant auf ihrer Karriereleiter nach oben klettern. Wir sprachen mit ihr über ihre möglichen Ängste, sich zu sehr unter Druck zu setzen, das Skigebiet auf der Gerlitzen, ihr Dasein als Allrounderin und vieles mehr.
Nadine, kurze Zeit nach dem Gewinn zweier Goldmedaillen bei Junioren-Weltmeisterschaft in Åre im Jahr 2017 hast du uns erzählt, dass du dich selbst ein wenig zu viel unter Druck gesetzt hast. Kannst du uns das, obwohl du ja erst am Anfang deiner hoffentlich langen und erfolgreichen Karriere stehst, ein wenig näher erläutern?
Als Sportler gibst du immer 100% und versuchst alles aus dir herauszuholen, was möglich ist. Deshalb setzt man sich auch sehr hohe und anspruchsvolle Ziele.
Da zählt dann vor allem die Geduld. Wenn etwas nicht gleich funktioniert, heißt es dranbleiben und beharrlich weiterarbeiten. Das ist mir in den letzten beiden Jahren leider nicht gelungen, denn ich habe mir kaum Zeit gegeben und mir selbst sehr viel Druck auferlegt. Dann verliert man einfach die Lockerheit, es geht nichts mehr leicht von der Hand und die ersten Zweifel sind vorprogrammiert.
Im nachhinein betrachtet, habe ich in den vergangenen beiden Jahren sehr viel gelernt und mich weiterentwickelt, auch wenn es in den damaligen Situationen nicht so schien.
Aber jetzt steht die neue Saison mit neuen Zielen und der Möglichkeit, alles etwas anders anzugehen, vor der Tür.
Dein Heimatverein ist der SC Gerlitzen. Das Skigebiet ist derzeit in aller Munde, wenn es darum geht, eine Weltcupdestination im südlichen Bundesland Österreichs zu kreieren. Inwiefern würdest du dich freuen, einmal vor heimischem Publikum bei einem Rennen an den Start zu gehen?
Auf der Gerlitzen bin ich so gut wie aufgewachsen, ich wohne ja nur ein paar Minuten von der Piste entfernt, auf der ich mit zweieinhalb Jahren meine ersten (Pizzastück)-Kurven in den Schnee gezogen habe.
Ich trainiere auch jetzt noch sehr häufig mit dem SC Gerlitzen dort. Für mich wäre es das Allerschönste, auf diesem Berg ein Ski Weltcup Heimrennen bestreiten zu dürfen. Mehr noch: Es würde sogar ein Traum in Erfüllung gehen.
Wenn man deinen Eintrag in der Online-Enzyklopädie Wikipedia liest, erfährt man, dass du in allen fünf Disziplinen an den Start gehst. Ist das noch aktuell oder steckt ein Körnchen Wahrheit darin, wenn ich dich als Allrounderin bezeichne? Sind Allrounderinnen heutzutage noch gefragt?
Für mich ist es wichtig, alle Disziplinen zu beherrschen! Man kann mich mit Sicherheit als Allrounderin bezeichnen, aber es nimmt sehr viel Zeit in Anspruch, alles zu trainieren und durch das dichte Programm ist es fast nicht möglich, in allen Disziplinen an den Start zu gehen. Da käme die Regeneration einfach zu kurz.
Deshalb liegt der Fokus auf dem Riesentorlauf und auf dem Super-G. Das sind auch jene Disziplinen, in denen ich mich im Ski Weltcup etablieren und festigen möchte. Der Rest dient zum Aufbau, so etwa der Slalom, der mir sehr am Herzen liegt. Wenn die Ergebnisse passen, dann ist es sicher möglich, auch andere Disziplinen mitzunehmen, wenn es das Programm zulässt.
Auf der gleichen Seite steht auch, dass du vor drei Jahren im Rahmen der norwegischen Jugendmeisterschaften die Titel in der Abfahrt, im Super-G und in der Kombination für dich entschieden hast. Wie kommt die schnelle und fesche Kärntnerin in den hohen Norden Europas?
Aufgrund der Olympischen Jugendspiele in Lillehammer 2016 hat es uns ein paar Wochen vor dem Event in den Norden verschlagen, um die Piste, die Verhältnisse und das ganze Drumherum kennenzulernen. Dass mir dort drei Titel in Folge gelingen, hätte ich mir nicht gedacht, aber für das Selbstvertrauen und die damals bevorstehenden Rennen war das sicher die perfekte Vorbereitung.
Durch hartes Training und Freude am Sport wirst du deinen Zielen näherkommen und sie Schritt für Schritt erreichen. Welche Ziele hast du dir im Hinblick auf die kommende Saison 2019/20 gesetzt und was muss alles passieren, dass du am Ende des Winters mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht einen roten Haken setzen kannst?
Am Ende der Saison 2019/20 möchte ich ganz klar unter den Top-30 im Weltcup sein. Zudem möchte ich vor allem ein Grundgerüst aufbauen, um in den darauffolgenden Saisonen weitere große Schritte zu machen, um auch die Luft ganz oben zu schnuppern. Es sind sicher einige Europacups zu fahren, da die derzeitige Dichte im österreichischen Damenteam sehr hoch ist. Aber wenn die Leistung stimmt und ich verletzungsfrei bleibe, dann steht einer guten Saison nichts im Wege.
Bericht und Interview für Skiweltcup.TV: Andreas Raffeiner