Marcel Hirscher, acht Mal hintereinander Sieger im Gesamtweltcup, je sechs Mal gewann er die kleine Kristallkugel in Slalom und Riesenslalom, 67 Weltcupsiege, 138 Podestplätze, zwei Mal Olympia-Gold und einmal -Silber, siebenfacher Weltmeister und Gewinner von vier WM-Silbermedaillen, hat heute Abend in Salzburg seine aktive Karriere beendet.
Marcel Hirscher:
….über seinen Rücktritt: Die Entscheidung ist in etwa 2 Wochen alt und ich mache es kurz und schmerzlos. Auch wenn es keine große Überraschung mehr ist, ist heute der Tag, an dem ich meine aktive Karriere beenden werden. Es war sehr turbulent in den letzten 2 Wochen, schlussendlich ist es dann rasch gegangen.
….über die Gründe: Ich habe bemerkt, dass es viele Gründe dafür gibt, die mich zu dieser Entscheidung bewogen haben. Es ist ja auch nicht einfach ein Berufswechsel, sondern das Leben verändert sich von heute auf morgen. Ich bin am Zenit meiner Karriere angelangt und für mich war es immer wichtig am Höhepunkt aufzuhören und wenn ich weiß, dass ich noch gewinnen kann.
….über einen seiner schönsten Erfolge: Bei der Heim-WM in Schladming Weltmeister zu werden, war und ist für mich das emotionalste Erlebnis und wird mir für immer in Erinnerung bleiben. Der Moment war Gänsehaut pur und wird unvergessen bleiben.
….über die nächste Zeit: Noch hatte ich nicht viel Zeit, darüber nachzudenken, aber ich freue mich vorerst auf einfache Dinge wie z.B. dass ich morgen ausschlafen und gemütlich frühstücken kann und mich auf Dinge freuen darf, die ich bisher nicht machen konnte. Ich werde vorerst zu Hause die Ruhe genießen.
ÖSV-Reaktionen zum Rücktritt von Marcel Hirscher
Peter Schröcksnadel (ÖSV-Präsident): „Marcel ist ein Mensch, der sich ganz genau überlegt was er tut und weiß wo er hin will, deshalb hab ich seine Entscheidung akzeptiert und nicht versucht ihn umzustimmen. Marcel war und ist einer der Größten überhaupt, nicht nur als Skisportler sondern auch als Athlet. Er ist ein Vorzeigeathlet und Idol für viele und ich glaube, dass in Österreich viele trauern werden, dass man ihn im Winter nicht mehr sehen wird.“
Hans Pum (ÖSV-Sportdirektor von 2010-2019): „Für Marcel war die Entscheidung sicher nicht leicht. Der Skisport ist sein Leben und seine Leidenschaft. Mit dieser Einstellung und Konsequenz war Marcel sicher einzigartig. Er hat nichts dem Zufall überlassen und hat den Sport 24 Stunden gelebt. Er ist ein Vorbild für alle Menschen, die im Leben etwas Großes erreichen wollen. Er hat so viel für den ÖSV, für Österreich und den gesamten Skisport getan hat, dafür möchte ich mich bei ihm bedanken.“
Toni Giger (ÖSV-Sportdirektor, seit Juli 2019): „Marcels Erfolge sprechen für sich. In 269 Rennen im Weltcup, bei Olympischen Spielen und Skiweltmeisterschaften hat er Ski-Geschichte geschrieben und alles gewonnen, was es zu gewinnen gab. Mehr noch: Seine acht Gesamtweltcupsiege in Folge haben ihn weit über den Skisport hinaus zum Inbegriff für einen modernen Athleten gemacht, zu einem Sportler, der Akribie und Ambition, Talent und Technik, Motivation und mentale Stärke wie kein anderer in sich vereint hat. So wie mir hat Marcel der gesamten Ski-Community unendlich viele Gänsehautmomente geschenkt – oft unter extremem Erwartungsdruck. Als Mensch ist er ein Teamplayer, als Rennläufer hat er einen Ski-IQ von weit über 160. Ich bin froh und dankbar, wenn ich als Wegbegleiter einen kleinen Beitrag zu seiner Entwicklung leisten konnte. Marcel hat den Skisport geprägt und auf ein neues Level gehoben. Er hat gezeigt, was mit Commitment und Kompromisslosigkeit alles möglich ist – das bleibt, auch wenn er seine Karriere jetzt beendet hat. Und von diesem Spirit werden wir im ÖSV auch in Zukunft profitieren.“
Andreas Puelacher (Sportlicher Leiter ÖSV-Herren): „Das ist natürlich sehr schade. Ich verliere nicht nur einen großartigen Sportler aus unserer Mannschaft, sondern auch einen Menschen, der sehr positiv und professionell war, der immer ein Ziel vor Augen hatte und der sehr integer war. Für uns wird es sehr schwierig, diese Lücke zu füllen. Natürlich wird es schwer um den Gesamtweltcup mitzukämpfen. Einige Athleten sind noch nicht so weit, andere, die die Möglichkeit hätten, haben aufgrund ihrer sportlichen Ausrichtung fast keine Chance um die große Kugel zu kämpfen. Marcel wünsche ich für sein neues Leben nur das Beste.“
Michael Pircher (ÖSV-Trainer): „Ich durfte Marcels gesamte Weltcupkarriere begleiten und Dank dem ÖSV war ich die letzten sieben Jahre Marcels Individualtrainer. Diese Zeit war ein großes Privileg, in der ich sehr viel lernen durfte. Gleichzeitig war es unglaublich viel Arbeit und es gab auch schwierige Phasen und Rückschläge, doch heute, am Ende seiner Karriere, kann man mit Recht sagen: Marcel ist der erfolgreichste Skifahrer aller Zeiten. All diese unglaublichen Jahre werden wir wohl erst jetzt langsam erfassen und begreifen lernen. Mir bleibt nur zu sagen: Danke Marcel.“