Naarden/Innsbruck – Heute begeben wir uns nach Naarden, einer kleinen Stadt, die etwa 25 Kilometer von Amsterdam liegt. Dort ist mit dem niederländischen Skirennläufer Maarten Meiners unser nächster Gesprächspartner zuhause. Der im Jahr 1992 geborene Athlet spricht im Gespräch mit skiweltcup.tv über sein Dasein als „skiing Dutchman“, seine Erfolge im Australian New Zealand-Cup und vieles mehr.
Maarten, du kommst aus den Niederlanden und fährst Ski. Angesichts der fehlenden Berge kann man dann Heimatland nicht gerade als Skigroßmacht bezeichnen. Wie hat alles angefangen und was kannst du über das Oranje-Team berichten?
Als ich klein war, bin ich oft mit meinen Eltern in den Winterurlaub gefahren. Dort bin ich auch dann Ski gefahren. Es stimmt, dass es bei mir zuhause kaum oder wenige Möglichkeiten gibt, meiner Leidenschaft nachzugehen. Es gibt sechs, sieben Indoor-Hallen, von denen sich die größte in Landgraaf befindet. Landgraaf befindet sich im Südosten der Niederlande und liegt in der Provinz Limburg.
Soweit ich weiß, wurden dort schon einmal Europacuprennen ausgetragen. Die Teilnahme an einem Slalom, der 28 bis 30 Sekunden dauert und der aus drei Durchgängen ohne Streichresultat besteht, muss sicher lustig sein. Nachdem vor kurzer Zeit Steffan Winkelhorst seine Karriere beendet hat, bin ich alleine unterwegs. So alleine bin ich aber nicht, denn ich trainiere mit dem Global Racing Team, das sich aus Athleten, die aus kleinen Ländern stammen, zusammengesetzt hat. Max van Rossum ist ein junger Skirennläufer, der über ein gewisses Potenzial verfügt.
Bei den Damen gibt es noch Adriana Jelinkova. Sie wurde im tschechischen Brünn geboren, ist aber für die Niederlande im Ski Weltcup unterwegs. Bei den FIS-Rennen gibt es junge Athletinnen und Athleten, die talentiert sind. Man kann noch nicht sagen, wohin ihre Reise führt und ob sie den Weg nach ganz vorne schaffen.
Dein Landsmann Marvin van Heek wurde im Jahr 2012 sensationeller Achter in der Abfahrt von Gröden. Ist er ein Vorbild für dich? Oder hast du andere Vorbilder?
Nun, was Marvin auf der Saslong geschafft hat, ist nicht so schnell zu toppen. Sicher hat die Sonne, die hinter dem Langkofel zum Vorschein kam, etwas dazu beigetragen. Wie wir wissen, können in Gröden immer wieder Starter mit höheren Startnummern eine Top-Platzierung erzielen. Marvin hat aus gesundheitlichen Gründen seine Karriere beendet. Sein achter Platz wer natürlich ein sehr cooles Resultat, aber ich würde ihn nicht unbedingt als mein Vorbild bezeichnen.
Darum studiere ich sehr oft die Fahrten eines Marcel Hirscher oder eines Ted Ligety. Da ich in den Disziplinen Super-G und Riesenslalom fahre, kann ich von diesen beiden, auch wenn einer zurückgetreten ist, sehr viel lernen. Zudem ergibt sich bei den Trainingseinheiten und bei den Rennen immer die Möglichkeit, mit dem einen oder anderen Stars kurz zu plaudern.
Du hast gerade den achtfachen Gesamtweltcupsieger Marcel Hirscher erwähnt, der ja eigentlich ein halber Landsmann von dir ist. Seine Mutter stammt aus den Niederlanden. Hättest du es begrüßt, wenn er für dein Heimatland gefahren wäre?
Sicherlich wäre das cool für die Niederlande, ohne Zweifel. Es wäre natürlich eine große Ehre, mit ihm im Team zu sein, mit ihm zu arbeiten und zu ihm aufschauen zu können. Doch ich erinnere mich sehr gerne an eine Begegnung mit ihm. Wir sprachen miteinander niederländisch übers Skifahren und allerhand andere Sachen. Dieses Treffen vergesse ich nie und ich bin natürlich stolz auf das, was er erreicht hat, selbst wenn er für Österreich alle seine Erfolge und Errungenschaften und Rekorde zuwege gebracht hat.
Nachdem der Skisport nicht gerade der Volkssport Nummer 1 in den Niederlanden ist, möchte ich von dir in Erfahrung bringen, ob du beispielsweise den Fußball und das Geschehen rund um das runde Leder verfolgst?
Ja, ab und zu schaue ich mir schon eine Fußballpartie an. Du sprichst mich vielleicht auf den 4:2-Auswärtssieg der Oranje in Deutschland im Rahmen der laufenden EM-Qualifikation an. Sicher habe ich das gesehen, das freut mich auch. Aber ich bin nicht so der Fußballfan. In mir, und da will ich ehrlich sein, brennt eine andere Leidenschaft. Und das ist der Skirennsport. So war ich beispielsweise bei den Ski-Weltmeisterschaften in Åre dabei. Das sind Emotionen im Spiel, die man keinesfalls so schnell vergisst. Man kann sein Talent zeigen, etwas machen, was in den Niederlanden nicht jeder macht und, egal, wie das Ergebnis ausfällt, sein Land präsentieren. Das ist schon etwas Besonderes, auch wenn der Auftritt in Schweden schon meine fünfte WM-Teilnahme war.
Blicken wir in die nahe Zukunft. Wirst du beim Saisonauftakt auf dem Rettenbachferner in Sölden an den Start gehen oder nicht? Was können wir von dir über den bevorstehenden Ski-Winter in Erfahrung bringen?
Nun, ich bin in der warmen Jahreszeit ein Flachland- und im Winter ein Wahltiroler. (lacht) Ich wohne während der Saison in Innsbruck. Ich finde, dass diese kleine Stadt in Tirol ein guter Ausgangspunkt ist, wenn ich zu den verschiedenen Trainingsorten reise und dass alles nicht so weit weg ist. Ich habe beim Australian New Zealand-Cup meine gute Form bewiesen und auch mehr als zufriedenstellende Ergebnisse eingefahren. Diese Erfolge haben mir mehr als nur gut getan.
Sollte ich in Sölden an den Start gehen, werde ich eine Startnummer zwischen 55 und 60 haben. Mein Ziel ist es, am Ende der Saison im Riesentorlauf unter die besten 30 der Weltrangliste zu kommen. Es ist vielleicht mühsam, aber doch machbar. Dazu werde ich im Europacup und so wie es eben geht auch im Ski Weltcup fahren. Im Super-G, vor allem wenn er sehr technisch ist, fahre ich sehr gerne. Mal sehen, was da alles möglich.
Auf alle Fälle will ich immer an meinen Zielen arbeiten, die ich mir gesteckt habe. Ohne ein hartes Training ist nichts möglich, geschenkt wird einem nichts. Auf alle Fälle bin ich glücklich, dass ich meine Leidenschaft zum Beruf machen konnte.
Bericht und Interview für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner