Lenggries – Wer den als „Flößerdorf“ bekannten Luftkurort Lenggries in Oberbayern mit dem Ski Weltcup in Verbindung bringt, denkt beispielsweise an die einstigen DSV-Skigrößen Martina und Andreas Ertl, Florian Eckert, Annemarie, Michaela und Hilde Gerg, aber auch an die gegenwärtige Athletin Michaela Wenig. Letztere steht uns heute im Interview Rede und Antwort.
Die in rund einem Monat 28 Jahre alt werdende Skirennläuferin, die Mitte Dezember 2018 mit Platz fünf in Gröden ihr bislang bestes Resultat im Rahmen eines Ski Weltcup Rennens verbuchte, möchte nach einem – nach ihrer Meinung – sehr zähen Winter wieder erfolgreich sein. Wir sprachen mit ihr auch über die Corona-Pandemie, die persönlichen Stärken und Schwächen und vieles mehr.
Michaela, auch wenn wir diese Frage auch anderen Athletinnen und Athleten gestellt haben, würden wir auch gerne von dir wissen, wie du deine persönliche Ski Weltcup Saison 2019/20 bis zu ihrem jähen, durch das Corona-Virus ausgelösten Ende, benoten würdest? An welches Rennen denkst du gerne zurück, und welches möchtest du so schnell als möglich vergessen? Und welche Lehren ziehst du im Hinblick auf den bevorstehenden WM-Winter daraus?
Die letzte Saison war für mich sehr zäh. Ich musste in der Vorbereitungszeit an der Hüfte operiert werden. Leider verlief die Heilung nicht wie gewünscht, so dass ich während der ganzen Saison noch damit zu kämpfen hatte. Trotzdem denke ich gerne an die Rennen in Lake Louise zurück. Die ersten Rennen nach einer Verletzung sind immer etwas ganz Besonderes.
Weil wir gerade bei den Lehren sind: Wie verbringst du in Zeiten des Corona-Spuks die Zeit, die du normalerweise mit Materialtests und möglicherweise ersten Schneetrainings verbringen würdest? Hast du auch schon ein paar Trainingseinheiten in deinem Zuhause verbracht, nachdem dir dein Trainer oder Betreuer „home Office“-Übungen verordnet hat?
Ich hatte meine Saison bereits nach den Rennen in Crans-Montana beendet und wurde noch einmal an der Hüfte operiert. Somit wären für mich die Frühjahrs-Skitage diese Saison grundsätzlich nicht geplant gewesen. Auch im Rehabilitationsprozess brachte die Corona-Pandemie so einiges durcheinander. Ich habe mir aber zuhause ein kleines Fitnessstudio eingerichtet und konnte somit gut arbeiten. Vor allem das Training über Video war eine große Hilfe für mich.
Michaela Wenig in der Selbstkritik: Was sind deine Stärken, und was sind deine Schwächen? Gibt es auch einige Schwächen, an denen du fieberhaft arbeitest und die du eines Tages zu anfangs unvermuteten Stärken machst?
Meine Stärken liegen definitiv an meinem Willen und meinem Durchhaltevermögen, skitechnisch im Gleiten. Beim Skifahren muss ich mich in den technischen Bereichen noch verbessern.
Warum wird der bevorstehende Winter für die DSV-Skirennläuferin Michaela Wenig eine sehr erfolgreiche Saison? Und aus welchem Grund wird sie neben ihrer Teamkollegin Kira Weidle aus deutscher Sicht der internationalen Speedkonkurrenz mehr als nur das Fürchten lehren? Welche Resultate sind realistisch, und was erhoffst du dir angesichts einer im Raum stehenden WM-Qualifikation in Cortina d’Ampezzo?
Der bevorstehende Winter – wie er auch immer dann ablaufen mag – wird für mich erfolgreich, weil ich wieder schmerzfrei gut und viel trainieren kann. Für das Setzen von Zielen ist es derzeit noch ein wenig früh. Ich werde von Woche zu Woche schauen, wie es mit meiner Reha weitergeht und wann ich wieder auf Schnee stehen kann. Die Ski-Weltmeisterschaft in Cortina d’Ampezzo habe ich dabei, sollte sie stattfinden, aber bei jedem Training im Blick.
Bericht und Interview für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner