9 November 2018

Businessman Felix Neureuther? „Das hört sich furchtbar an!“

Businessman Felix Neureuther? „Das hört sich furchtbar an!“
Businessman Felix Neureuther? „Das hört sich furchtbar an!“

Vor dem Start in seine 17. Skiweltcup-Saison spricht Deutschlands bester Skifahrer Felix Neureuther mit ISPO.com über die Motivation nach seiner schweren Verletzung, sein Social-Media-Rezept und seine ersten Schritte als Geschäftsmann.

Felix Neureuther will es noch einmal wissen. Knapp ein Jahr nachdem ihm ein Kreuzbandriss im Training die Olympiasaison kostete, hat sich der beste deutsche Skifahrer zurückgekämpft und greift erneut im Slalom-Weltcup an.

Bei den Sponsoren ist Neureuther auch nach der langen Verletzungspause beliebt wie eh und je: Zum Saisonstart 2018/19 verkündeten Neureuther und Sony Music eine Zusammenarbeit für sein Projekt „Beweg dich Schlau“. Bereits Anfang des Jahres wurde Neureuther Teilhaber am Lawinenrucksackhersteller ABS Protection.

Im Interview sprach Neureuther über sein Social-Media-Geheimnis, Weltcup-Dominator Marcel Hirscher und über einen Businessman Neureuther.

ISPO.com: Herr Neureuther, Sie haben Ihre Verletzungspause genutzt, um auch in die Geschäftswelt zu schnuppern. Seit Januar 2018 sind Sie Teilhaber des Lawinenrucksackherstellers ABS. Damals hieß es, Sie wollen mehr sein als ein Werbegesicht. Wie fällt nach den ersten gut zehn Monaten Ihr Zwischenfazit aus?

Felix Neureuther: Wir haben gemeinsam einen leichteren Rucksack entwickelt. Aber bislang war ich mit meinem Sport, gerade nach der Verletzung, extrem eingespannt. Wir haben ein wahnsinnig gutes Team bei ABS, das einen überragenden Job macht. Geschäftsführer Stefan Mohr hält mich immer auf dem Laufenden. Ich bin natürlich in erster Linie noch sehr kritischer Produkttester. Ich denke, dass ich durch meine Erfahrung weiß, um was es bei einem Lawinenrucksack geht.

Werden wir also in Zukunft mehr vom Businessman Felix Neureuther hören?

Das hört sich furchtbar an! Aber den wird es schon geben, natürlich. Das war das Positive an der Verletzung, dass ich mich damit beschäftigen konnte, wie das Leben ohne Sport aussehen kann. Ich muss sagen, das Leben ohne Leistungssport ist auch ein sehr schönes, wenn auch ganz anders. Im Sport wurde mir immer vieles abgenommen, gerade auch durch meinen Vater. Jetzt kümmere ich mich selber mehr darum. Das wird daher sicher ein Teil nach der Karriere werden. Sonst schreibe ich eben Kinderbücher.

Sie haben mit Ihrem Einstieg bei ABS auch in Ihre Leidenschaft Freeriden investiert. Wie wichtig ist Ihnen selbst ein Lawinenrucksack im Powder?

Es ist einfach nur verantwortungsvoll. Wir können die Natur nicht beeinflussen, es kann immer etwas passieren. Ich bin an ABS beteiligt, weil ich das Produkt überzeugend finde und es viele Menschenleben gerettet hat und zukünftig retten kann. Außerdem ist es ein cooler Rucksack. Wenn dir der auch noch helfen kann, passt das perfekt.

Waren Sie schon immer so verantwortungsbewusst?

Als ich als Junge im Gelände unterwegs war, habe ich mich gefühlt wie Superman. Mir kann ja eh nix passieren, und wenn ein Schneebrett kommt, fahre ich einfach oben raus. So bescheuert war ich.

Felix Neureuther ist sich bewusst, dass er auch ein Vorbild für die Jugend ist.
Felix Neureuther ist sich bewusst, dass er auch ein Vorbild für die Jugend ist.

Sie waren auch einer der Letzten im Ski-Weltcup, der noch ohne Helm gefahren ist …

Ich habe damals gesagt: ,Die mit Helmen sind doch alles Weicheier!‘ Das war für mich ein Freiheitsgefühl. Dann ist die Helmpflicht gekommen. Bei einer Kinder-Schulung war ich einmal auch ohne Helm da. Um mich herum waren lauter Kinder mit Helm, die mich dann gefragt haben: ,Du Felix, warum hast du eigentlich keinen Helm auf?‘ Da habe ich mir gedacht: ,Scheiße, ihr habt eigentlich vollkommen Recht, ich Vollidiot.‘ Von da an bin ich immer mit Helm gefahren. Es geht aber nicht nur um Helme, sondern zum Beispiel auch um Rückenprotektoren oder eben einen Lawinenrucksack. So wie ich begreifen musste, dass der Helm auf der Piste sehr wichtig ist, ist es für mich im Gelände der Lawinenrucksack. Deswegen ist der für mich inzwischen eine ganz normale Ausrüstung.

Im Netz sind Sie mit über 600.000 Facebook-Fans und 355.000 Instagram-Followern mit Abstand Deutschlands größte Nummer im Wintersport. Was ist Ihr Geheimrezept für den Erfolgreichen Social-Media-Auftritt?

Es gibt kein Geheimnis. Ich bin so wie ich bin. Es bringt nichts, etwas zu posten, nur damit es gepostet ist. Das Coole an Social Media ist, dass du Leute zum Lachen, Schmunzeln oder Nachdenken bringen kannst. Für mich ist es das Schönste, wenn ich die Leute damit zum Lachen bringen kann. Das versuche ich ab und zu. Aber das passiert dann eher aus der Situation heraus. Ich mache mir da keine besonderen Gedanken.

Nun gehen Sie in Ihre 17. Weltcup-Saison. Können Sie sich – gerade nach der schweren Verletzung und der Geburt Ihrer Tochter – überhaupt noch dafür motivieren?

Ich sehe natürlich schon ein Ende kommen. Ich habe für mich das Ziel gebraucht, nach so einer Verletzung noch einmal zurückzukommen. Ich glaube schon, dass noch etwas in mir drinsteckt. Ich liebe Herausforderungen, und diese ist für mich eine sehr große. Aber je größer, desto schöner ist es für mich. Aber mir fällt es jetzt schon wahnsinnig schwer, weg von zu Hause zu fahren. Das wird in Zukunft wohl auch nicht leichter werden. Aber so lange es noch Sinn macht, versuche ich noch zu fahren.

…um vielleicht doch noch die Slalom-Kristallkugel zu stemmen?

Ich habe leider das Pech, dass es einen gibt, den Marcel Hirscher, der natürlich einfach auch ein ganzes Land hinter sich hat. Er ist der absolute Ferrari. Ein ganzes Land, eine Skifirma und ein Skiverband tun einfach alles für ihn. Da ist es schwierig, mitzuhalten. Der ÖSV geht mit wahnsinnig viel Kohle rein, damit er einen Materialvorteil gegenüber anderen hat. Und er selbst ist vom Körper her eine Maschine und vom Kopf her wahnsinnig.

Ich hatte ihn zweimal eigentlich schon in der Tasche, aber er hat gnadenlos zurückgeschlagen. Ich hätte zweimal den Slalom-Weltcup gewinnen müssen, aber habe nicht die Leistung gebracht, während er runtergefahren ist, als ob es nichts gewesen wäre. Er ist einfach ein Brett. Er ist der Beste, den ich in meiner aktiven Zeit erlebt habe.

Quelle: ispo.com
Das gesamte ISPO.com Interview mit Felix Neureuther können Sie hier nachlesen

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