Killington – Vor Killington ist nach Levi. Das weiß auch die österreichische Slalomspezialistin Chiara Mair. Die aus Götzens stammende Tirolerin flitzt galant durch den schmalen Stangenwald und ist in Finnland einigermaßen gut in den neuen Winter gestartet. Im letzten Winter fuhr sie als Vierte von Schladming knapp an einem Podestrang vorbei.
Auch wenn sie nicht an den Olympischen Winterspielen in Peking dabei war, blickt sie auf eine sehr gute Saison zurück. Sie will an diese anknüpfen. Im Skiweltcup.TV-Interview spricht sie über ihre Freundin Mikaela Shiffrin, die mögliche WM-Teilnahme in Frankreich und einen Fanbus. Dessen ungeachtet bedanken wir uns bei ihr, dass sie sich unmittelbar vor dem Rennen in Killington Zeit für das Interview nahm.
Chiara, die beiden Slaloms in Levi sind aus deiner Sicht mit zwei unterschiedlichen Ergebnissen für dich zu Ende gegangen. Wie würdest du mit eigenen Worten deinen Saisonauftakt nördlich des Polarkreises beschreiben, und welche Chancen rechnest du dir für das Rennen in Killington aus? Wäre es falsch, das Ganze auf den sportphilosophischen Satz „neues Rennen, neues Glück“ abzukürzen?
Für mich verlief der Saisonstart positiver als gedacht. Wie erwähnt, hatte ich heuer aufgrund gesundheitlicher Probleme leider absolut keine optimale Vorbereitung. Deshalb bin ich sehr happy, dass der Grundspeed passt. Auf diesem versuche ich aufzubauen, um konstant zu werden.
Du bist in der vorletzten Saison gut gefahren, hast viele Punkte geholt und hast mit sehr guten Resultaten dein skifahrerisches Talent mehr als nur unter Beweis gestellt. Im vergangenen Winter lief es nicht so nach Wunsch. Hast du nach den Ursachen geforscht, oder ist angesichts der bereits angebrochenen Saison, Kaffesatzleserei oder gar vergebene Liebesmüh, sich mit alten Sachen herumzuquälen, die für ein Vorankommen nicht immer förderlich sind?
Die letzte Saison war eigentlich sehr positiv für mich. Ich wechselte das Material und musste mich daher bei den ersten Rennen erst noch darauf einstellen. Mitte der Saison erzielte ich mit dem vierten Rang in Schladming mein bestes Weltcupergebnis. Aufgrund super Trainingsmöglichkeiten mit meinem damaligen Coach Marc Mitter (großes Danke hier nochmals!) konnte ich mich technisch enorm verbessern. Bei dem letzten Rennen hatte ich leider Pech mit den Wetterbedingungen bzw. dem Ausfall. Jedoch gehe ich aus dem letzten Winter enorm gestärkt und vor allem mit super Material und neuem skitechnischen Können in die neue Saison. Das hilft mir auch enorm. Auch wenn noch etwas Trainingsrückstand habe, zehre ich immer noch von meinem positiven letzten Winter.
Deine US-amerikanische Kontrahentin Mikaela Shiffrin fährt wieder von Sieg zu Sieg. Es ist für viele, auch wenn sie jetzt nicht mehr die Konkurrenz mit riesengroßen Vorsprüngen schockt, eine Augenweide, ihr zuzuschauen. Dennoch hat sie bei den Olympischen Winterspielen in China gezeigt, dass sie ein Mensch und keine Maschine ist. Was kann sie dessen ungeachtet von dir lernen, und was ist dir ehrlicherweise durch den Kopf gegangen, als du mitbekommen hast, dass sie in Peking kein Edelmetall im Zeichen der fünf Ringe schürfen wird?
Ich kenne Mika seit über zehn Jahren, wir sind gute Freundinnen und ich schätze ihre Art und Herangehensweise. Sie ist immer freundlich und hat überhaupt keine Star-Allüren. An ihrer Einstellung können sich viele etwas abschauen. Peking habe ich nicht verfolgt, zumal ich selber mit Trainings beschäftigt habe. Deshalb kann ich dazu nichts sagen. Aber wie du schon erwähnt hast, ist sie ein Mensch wie jeder andere, und das finde ich, sollten Fans, Sponsoren und Co. auch so sehen. Nur wegen einiger unglücklicher Umstände ist sie deshalb kein anderer bzw. ein schlechterer Mensch.
Was können wir von dir in diesem Winter erwarten, und warum ist es mehr als nur selbstverständlich, dass ein Fanbus aus Götzens Mitte Februar in Richtung Frankreich unterwegs ist und du zum rot-weiß-roten Quintett gehörst, das in Courchevel/Méribel nicht nur mitfahren, sondern im Kampf um die vorderen, zum Gewinn einer Medaille berechtigten, Positionen eingreifen möchte?
Ich weiß, dass viel möglich ist, wenn einige Umstände zusammenpassen. Das habe ich mit dem vierten Platz in der letzten Saison in Schladming bewiesen. Wenn ich bei der Ski-Weltmeisterschaft dabei sein sollte, dann will ich nur dabei sein, wenn ich eine Medaillenchance habe. Alles andere wäre Zeitverschwendung! Und ja, der Fanbus (lacht): Ich komme glücklicherweise aus einem ländlichen Ort, in dem der Zusammenhalt sehr groß geschrieben wird. Jeder kennt jeden. Das hat das gewisse Etwas, und das ist genau die Unterstützung, die ich an großen Tagen brauche.
Bericht und Interview für Skiweltcup.TV: Andreas Raffeiner
Der Herren Ski Weltcup Kalender der Saison 2022/23
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