Briançon – Estelle Alphand ist die Tochter des einstigen französischen Skirennläufers Luc Alphand. Auch ihre Brüder wollen im Skizirkus mitmischen. Die 23-jährige Skirennläuferin fährt seit 2017 für Schweden, zumal ihre Mutter Anna-Karin aus diesem skandinavischen Land stammt. Im Skiweltcup.TV-Interview erzählt sie über ihren Vater Luc, ihr Dasein als französische Schwedin (oder schwedische Französin), der Skirennsport als Schule fürs Leben und vieles mehr.
Skiweltcup.TV: Estelle, wie kann man dich geographisch beschreiben? Bist Du jetzt eine schwedische Französin oder eine französische Schwedin? Wie glücklich bist Du, dass Du – ohne die Ski-WM 2021 in Cortina d’Ampezzo – zwei Weltmeisterschaften in fast direkter Reihenfolge vor deinem „Heimpublikum“ durchführen kannst?
Estelle Alphand: Ich lebe immer noch in Frankreich, mit meiner Familie. Da ich immer in Frankreich gelebt habe, betrachte ich mich eher als französische Schwedin, aber ich glaube, dass ich einen starken schwedischen Geist habe!
Ich bin sehr glücklich, dass ich die Möglichkeit habe, an den Ski-Weltmeisterschaften in Schweden und Frankreich teilzunehmen, beides fühlt sich wie zu Hause an. Es wird Spaß machen, zu sehen, ob die Menge mich anfeuern wird.
Dein Vater Luc war auch als alpiner Skirennfahrer sehr erfolgreich. Ist er so etwas wie ein Vorbild, erster Fan, Mentor und Förderer zugleich? Und redet ihr beim Mittagessen im Hause Alphand nur vom Skifahren?
Natürlich unterstützt mich mein Vater immer und steht mir zur Seite, aber ich weiß, dass ich auf meinen eigenen Beinen stehen und alleine arbeiten muss, um meine Ziele zu erreichen. Mein Vater hatte eine erstaunliche Karriere, und ich bin sicher, dass ich auch diesen Weg gehen kann.
Da auch meine Brüder im Skirennsport aktiv sind, ist unsere Familie vom Skisport umgeben, aber es ist nicht so, dass wir viel über Skifahren reden. Für uns ist Zuhause ein neutraler Ort, an dem wir versuchen, nicht zu viel über Training und Wettkämpfe nachzudenken, auch wenn es manchmal auf den Tisch kommt.
Ist es eine persönliche Belastung für dich, einen so berühmten Nachnamen zu haben, oder ist es in deinen Augen schon eine gewisse Verantwortung, welche Du auf deinen Schultern trägst?
Mein Name war schwieriger zu tragen, als ich noch im französischen Team und jünger war. Jetzt ist es wirklich kein Problem mehr, und ich lerne damit zu leben.
Warum ist der Skirennsport mehr als nur eine Schule fürs Leben? Und warum ist es wichtig, immer etwas Sport zu treiben?
Der Skirennsport war immer ein wichtiger Teil meines Lebens und es hat mich gelehrt, zusammen zu leben, einander zu respektieren, und vor allem mit Hingabe hart zu arbeiten. Ich denke, dass das die wichtigsten Dinge im Leben sind. Wir haben auch die Möglichkeit, die Welt zu bereisen und neue Orte und Menschen zu entdecken, und das ist sehr cool!
Im nächsten Winter stehen die Ski-Weltmeisterschaften in Åre auf dem Programm. Alle Skirennfahrer arbeiten akribisch auf dieses Ziel hin. Was können wir über deine Sommervorbereitungen erfahren? Kannst du uns bitte etwas über deine Trainingsorte und -einheiten sagen?
Während des Sommers war ich für mein körperliches Training zu Hause in Frankreich. Im Moment bin ich mit dem Team im Trainingslager auf dem Stilfser Joch, und wir werden den Rest des Sommers auf den Gletschern in Europa bleiben.
Bericht und Interview für Skiweltcup.TV: Andreas Raffeiner