Lenzerheide – Am Ende war es gleich, ob die slowakische Ski Weltcup Rennläuferin Petra Vlhová beim Riesentorlauf, einhergehend mit dem letzten Saisonrennen, in der Lenzerheide den sechsten, zweiten oder effektiv elften Platz belegte. Sie kürte sich heute zum ersten Mal in ihrer Karriere zur Gesamtweltcupsiegerin. Noch nie gewann eine Skirennläuferin aus ihrem Land die große Kristallkugel. Die 180 cm große Athletin, die Mitte Juni 26 Jahre alt wird, schrieb somit slowakische Skirennsportgeschichte. Die Sportlerin, die nach bestem Wissen und Gewissen vom italienischen Erfolgscoach Livio Magoni betreut wird, beerbt somit die azurblaue Athletin Federica Brignone.
Vlhová ist in der Szene als harte und akribische Arbeiterin bekannt. Dass sie zu Höherem berufen ist, unterstrich sie bereits in den letzten Saisonen, als sie Zweite und Dritte wurde. Des Weiteren ist die Slowakin, ausgestattet mit einem großen Talent, mehr als nur konstant unterwegs. Ihr Nervenkostüm ist stark; bisweilen zeigte sie sich von ihrer allerbesten Seite und bewies ihre Fertigkeiten als Allrounderin eindrucksvoll. Wer all diese Kriterien unter einen gemeinsamen Nenner bringen kann, ist eine würdevolle Gesamtweltcupsiegerin.
Gewiss verhinderten die zwei abgesagten Speedrennen in der Lenzerheide einen finalen Showdown zwischen der Slowakin und ihrer schweizerischen Herausfordererin Lara Gut-Behrami. Auch ein sattes Mehr an Technikrennen war ein Vorteil, aber man muss vor Vlhová den Hut ziehen. Sie ließ kein Rennen aus und spulte ein Mammutprogramm ab. In 24 von 30 Rennen fuhr sie immer unter die besten Zwölf. Zehn Podestplatzierungen, davon sechs erste Ränge, runden das positive Gesamtbild ab. Nach Position drei beim Riesenslalom hoch ober Sölden auf dem Rettenbachferner und drei Siegen en suite legte sie den Grundstein für ihren Gesamtweltcupsieg.
Selbst wenn Vlhová vor der Weltmeisterschaft in ein kleines Loch fiel, bewies sie Standfestigkeit und Größe. Nachdem Gut-Behrami sie vor den Heimrennen in Jasná überflügelte, wuchs die Slowakin im entscheidenden Moment über sich hinaus. Somit kann man sagen, dass die aktuell Beste ihrer Zunft die begehrte Trophäe mehr als nur verdient hat. In diesem Sinne: Gratulujeme, drahá Petra! (Herzlichen Glückwunsch, liebe Petra!, Übers. A. R.)
Bericht für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner