Starnberg – Im letzten Jahr zeigte die junge DSV-Speedspezialistin Kira Weidle im Ski Weltcup mehrere Male ihre ganz große Klasse. Sowohl beim Saisonauftakt in Lake Louise als auch beim Heimrennen in Garmisch-Partenkirchen landete die Athletin vom SC Starnberg auf Rang drei. Im Interview sprach Weidle über das nicht ganz zufriedenstellende Sommertraining, den letzten Winter, den (möglicherweise zu dichten) FIS-Rennkalender und vieles mehr.
Kira, als Allererstes möchte ich wissen, wie es dir heute geht. Mit Schrecken habe ich die Nachricht im Spätsommer vernommen, dass du dein Trainingslager in Südargentinien unterbrechen musstest und nach Hause geflogen bist? Kannst du uns etwas Entwarnung geben?
Der Sommer ist leider anders verlaufen als geplant. Ich musste sowohl den Lehrgang in der Schweiz als auch das Chile-Camp aufgrund anhaltender Rückenprobleme abbrechen. Es folgten vier intensive Wochen mit Physiotherapie und speziellem Rückentraining. Seit Mitte Oktober bin ich nun wieder auf Schnee, dem Rücken geht es sehr gut und ich bin zuversichtlich für den Saisonstart.
Warum ist es in deinen Augen nicht falsch, wenn ich behaupte, dass du im letzten Jahr neben der Südtirolerin Nicol Delago zur Senkrechtstarterin der Saison 2018/19 aufgestiegen bist. Welche Erfahrungswerte kannst du für den neuen Speedwinter, der im kanadischen Lake Louise beginnt, mitnehmen?
Die vergangene Saison war für mich ein großer Schritt. Ich konnte die Erfahrungen aus den Vorjahren gut umsetzen und mich voll aufs Skifahren konzentrieren, was sich dann in den Resultaten gezeigt hat.
Nun gilt es, dies zu festigen und auch in den Super-G zu übertragen, wo ich noch Aufholbedarf habe. (lacht)
Im letzten Jahr wurdest du sowohl in Lake Louise als auch vor heimischer Kulisse in Garmisch-Partenkirchen ausgezeichnete Dritte. Welcher Podestplatz, auch wenn es bei beiden Rennen für sehr gute 60 Punkte gab, bedeutet dir mehr… und welche persönlichen Ziele hast du dir für die neue Saison 2019/20, die ohne Höhepunkte auskommt, gesetzt?
Schwer zu sagen, welcher wirklich schöner war. Natürlich war es etwas Besonderes, vor heimischem Publikum auf dem Podest zu stehen, aber ich glaube der allererste Podestplatz bleibt einem für immer in Erinnerung.
Nach zwei dritten Plätzen im vergangenen Jahr ist es nun das Ziel, auch einmal ganz oben zu stehen. Außerdem möchte ich, wie schon erwähnt, im Super-G mein Potenzial abrufen und Stück für Stück in die Weltspitze fahren.
Etwas Persönliches: Ist die DSV-Athletin Kira Weidle eine Freundin, mit der man Pferde stehlen und wenn etwas im Sommer Zeit ist, um die Häuser ziehen kann? Oder bist du eine, die den Erfolg und die Skikarriere vorübergehend über alles stellt und warum ist es immer wichtig, an Ideale zu glauben und Werte vorzuleben?
Wenn ich zu Hause in Starnberg bin, unternehme ich sehr gerne etwas mit Freunden. Es tut gut, Leute im Umfeld zu haben, die nicht jeden Tag mit dem Skisport zu tun haben und somit auch einen anderen Blickwinkel auf das Ganze geben. Das Training geht auf jeden Fall vor, aber ich trainiere keine 24 Stunden. Also habe ich auch noch Zeit für Freunde und die normale Studentin Kira.
Der österreichische Techniker Manuel Feller kritisierte die FIS für ihr sehr dichtes Programm. Im kommenden Winter bestreiten die Frauen 43 und die Herren 46 Rennen. Ist das für dich grenzwertig oder schaust du, da du nur bei den Abfahrten und Super-G’s an den Start gehst, nur auf deine Einsätze? Oder unterschreibst du die Devise, dass oft weniger mehr ist?
Ich denke auch, dass der Rennkalender sehr dicht ist und es kaum möglich ist, alle Rennen zu bestreiten, wie es auch die Vergangenheit gezeigt hat. Ich weiß, dass es in der Hand der Verbände liegt, daran etwas zu ändern aber natürlich handelt jeder nach seinen eigenen Interessen und möchte so viele Erfolge wie möglich feiern. Für mich persönlich ist es vorerst nicht so schlimm, da ich mich auch in der kommenden Saison auf die Speed-Disziplinen konzentrieren werde.
Bericht und Interview für Skiweltcup.TV: Andreas Raffeiner