St. Vigil in Enneberg – Wenn man über den legendären VW Käfer sagte, dass er lief und lief und lief, so kann man das fast 1:1 auf den Südtiroler Skirennläufer Manfred Mölgg ummünzen. Er fährt und fährt und fährt. Der Routinier aus dem Gadertal, der in den Disziplinen Slalom und Riesentorlauf im Einsatz ist, stand uns im Sommergespräch Rede und Antwort.
Manni, wenn auf dem Rettenbachferner hoch ober Sölden der Startschuss in die neue Weltcupsaison 2019/20 fällt, zählst du längst schon zu den routiniertesten deiner Zunft. Wie schaffst du es dich immer wieder aufs Neue, zu motivieren, weiterzumachen und warum kann dir deine Rolle als Teamleader im Hinblick auf das Stecken von Zielen nützlich helfen?
Ich gehe mittlerweile in meine 16. Saison. Es sind schon einige Saisonen, die ich auf dem Buckel habe. Aber ich fühle mich gut. Die Motivation ist noch immer da, da ich viel Spaß beim Training habe und noch immer neue Herausforderungen suche. Als Teamleader habe ich schon Vieles erlebt und auch umgesetzt. So versuche ich einfach, mit meiner Erfahrung immer das Maximum aus mir herauszuholen.
Warum ist es nicht falsch, wenn man behauptet, dass neben dem Skirennsport zwei weitere Leidenschaften das Radfahren und der Golfsport sind. Alle drei Sportarten werden in der freien Natur ausgetragen. Was verbindet diese drei Disziplinen noch und weshalb sind sie für dich mehr als nur ein idealer Ausgleich?
Mit dem Rad habe ich einfach viel Spaß. Erstens kann ich dabei richtig abschalten und zweitens kann ich mit meinen Freunden viel unterwegs sein. Dabei wird auch dann richtig trainiert und am Limit gefahren. Das gefällt mir sehr. In diesem Jahr habe ich etwas weniger Golf gespielt, aber ich finde, dass diese Sportart für den Mentalbereich sehr gut ist.
Deine Schwester Manuela hat vor Kurzem ihre Skier in die Ecke gestellt. Macht es dich etwas traurig, dass sie nicht mehr mit ihrer sympathischen und gewinnbringenden Art im Ski Weltcup ist? Immerhin seid ihr ja als bodenständiges und bescheidenes Ski-Geschwisterpaar über Jahrzehnte in die weite Welt gezogen, habt Freud und Leid miteinander geteilt …
Ich bin überhaupt nicht traurig, dass Manuela aufgehört hat. Logisch war es ein komisches Gefühl, aber sie hat eine großartige Karriere gehabt und viel erlebt. Auch im letzten Jahr hat sie noch richtig Gas gegeben. In den Top-7 aufzuhören, ist nicht jedermanns Sache und einfach Weltklasse.
Auch wenn du ein erfahrener Skirennläufer bist und auf allen Pisten dieser Erde gefahren bist, möchte ich von dir in selbstreflektierender und -kritischer Manier wissen: Was sind deine Stärken und deine Schwächen?
Das Aufzählen von eigenen Stärken und Schwächen ist immer etwas schwierig. Ich verfüge sicher über einen großen Willen und andersrum muss ich Besseren zuhören. (lacht)
Marcel Hirscher ist seit acht Jahren nahezu unbezwingbar. Er fährt im Slalom und im Riesentorlauf wie auf Schienen und kann im Super-G auch auf relativ konstant gute Ergebnisse bauen. Wäre der Skizirkus ohne ihn langweilig oder ist es für die Konkurrenz ein Genickschlag, wenn man schon früh den bevorstehenden Gesamtweltcupsieger in der Gesamtwertung davonziehen sieht?
Marcel ist einfach ein Ausnahmeathlet und deshalb wäre es sicher auch langweilig ohne ihn. Er hat ein extremes Level in den Skizirkus gebracht und selbstverständlich ist es nicht einfach zu sehen, mit welcher Dominanz er zu Tage tritt. Aber es macht Spaß, gegen ihn zu fahren. Ich werde versuchen, manchmal schneller als er zu fahren.
Bericht und Interview für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner