Vail – Auch wenn einige behaupten, dass der kugellose Winter 2020/21für die US-Amerikanerin Mikaela Shiffrin enttäuschend war, muss man sagen, dass sie dennoch das Beste aus sich herausgeholt hat. Sie nahm nur an 16 Rennen teil und heimste mehr Zähler als alle anderen bei den technischen Rennen ein. Zum Drüberstreuen gab es bei vier WM-Starts in Cortina d’Ampezzo vier Medaillen. Jetzt will sie die Messlatte im Slalom wieder höher legen, damit sie auch um die große Kristallkugel mitkämpfen kann.
Man kann die Ski Weltcup Saison 2020/21 nicht als schwach oder enttäuschend bezeichnen. Nach dem Tod ihres geliebten Vaters Jeff war für 26-Jährige alles anders, alles neu. Sie musste einen neuen Halt im Leben finden. Wenn sie bei einem Rennen zwischen Levi und der Lenzerheide an den Start ging, präsentierte sie sich auf einem hohen Niveau, wenngleich es noch nicht das Niveau war, als in jener Zeit wo sie den Damenweltcup nach Belieben, bis Januar 2020, dominierte. Im Slalom gibt es jetzt einige Konkurrentinnen, die der US-Amerikanerin das Wasser reichen wollen. Ob sie ihr den Rang ablaufen werden, werden wir in den kommenden Saisonen sehen.
Die Österreicherin Katharina Liensberger hat aufgetrumpft. Wer sich immer unter den Top-4 eines Torlaufs wiederfindet, verdient sich auf jeden Fall die kleine Kristallkugel. Auch wenn sich das Feld in den letzten zwei, drei Jahren nicht ausschlaggebend verändert hat, ist die Gegnerschaft für Shiffrin im Riesenslaom gleich geblieben. Doch 1.075 Punkte in 16 Rennen können sich für die US-Lady durchaus sehen lassen. Drei Siege und sieben weitere Podestplätze runden das positive Gesamtbild ab. Und bis zum letzten Slalom des Winters 2020/21 kämpfte sie tapfer wie eine Löwin um den Sieg in der Disziplinenwertung.
Die US-Amerikanerin hält bei 69 Weltcuperfolgen. Das Ziel, den 70. Sieg einzufahren, muss sie mindestens bis Sölden verschieben. Ende Oktober 2021 ertönt der Startschuss zum Riesentorlauf auf dem Rettenbachferner im Ötztal. Gleichzeitig wird auch mit diesem Rennen der Olympiawinter 2021/22 eingeläutet. In der Gesamtwertung lag Shiffrin 341 Zähler hinter der Slowakin Petra Vlhová, die als erste ihres Landes die große Kristallkugel in die Höhe stemmen konnte. Im Gegensatz zu ihrer Rivalin ist die Mittelosteuropäerin bei über 30 Rennen an den Start gegangen.
Shiffrin wird auf alle Fälle in den technischen Disziplinen weiterfahren und mit einigen gezielten Auftritten die Super-G-Szene aufmischen. Sie hat in der Vergangenheit gezeigt, dass sie jedes Rennen gewinnen kann. Bei den Welttitelkämpfen in den bellunesischen Dolomiten verhinderte ein Fehler den Gewinn der Goldmedaille. Viermal Edelmetall bei einer Weltmeisterschaft zu gewinnen, ist eine starke Leistung. Das schafft so manches Ski-Ass im Verlauf der ganzen Karriere nicht.
Gestern veröffentlichte Mikaela Shiffrin eine Nachricht in den sozialen Medien, in der sie darüber berichtete, dass sie über ihre Träume hinausgegangen sei. Es war ein besonderes Jahr, und sie sprach ihren Dank ihrer Familie, dem Team, dem US-Verband, den Sponsoren und den Fans aus. Sie erfuhr von vielen Seiten Unterstützung, auch wenn sie ab und zu nicht selbst an sich glaubte. Ein Dank ging auch an ihre Mannschaftskollegen und einige Gegnerinnen, die sie ständig herausforderten und stimulierten. Nichtsdestotrotz gratulierte sie der Italienerin Marta Bassino zum Gewinn der kleinen Riesentorlaufkugel und der Neuseeländerin Alice Robinson, die am Sonntag mit ihrem Erfolg den 70. Triumph der US-Amerikanerin verhinderte.
Ferner sprach sie über ihren Wunsch, mit der Planung für die nächste Saison zu beginnen. Als nächstes großes Ziel wurden die Olympischen Winterspiele in der chinesischen Hauptstadt Peking angeführt. Sie möchte zum dritten Mal Gold schürfen. Im Slalom gewann sie vor fast acht Jahren im russischen Sotschi; 2018 gewann sie im südkoreanischen Pyeongchang eine gleichfarbige Medaille im Riesentorlauf. Ob sie nun in einer anderen Disziplin auf die höchste Stufe des Podests klettert? Die Chancen sind auf alle Fälle da.
Bericht für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner
Quelle: neveitalia.it