Bichlbach – Zu ihrer aktiven Zeit war die Tirolerin Nicole „Niki“ Hosp eine sehr erfolgreiche Skirennläuferin. In allen Ski Weltcup Disziplinen fuhr sie aufs Podest. Im Interview mit Skiweltcup.TV berichtet die Außerfernerin über ihre Liebe zur Abwechslung, die aktuellen Skiweltcupgrößen Mikaela Shiffrin und Marcel Hirscher, ihren ersten Weltcupsieg in Sölden und die eigenen Wertevorstellungen.
Niki, wenn man deine Homepage etwas näher betrachtet, erkennt man, dass du eine vielbeschäftigte Frau bist. Kolumnistin, Kommentatorin, VIP-Betreuerin während Weltcuprennen, für einen Tag Skilehrerin, Referentin… Wie bringst du das Ganze unter einem Hut und steht „Tausendsassa“ als Berufsbezeichnung in deinem Personalausweis?
Mir gefällt die Abwechslung sehr gut und ich kann es mir ziemlich gut selber einteilen und das macht mir Spaß. Ich bin ja als aktive Rennläuferin schon quasi ein „Tausendsassa“ gewesen, weil ich immer alle Disziplinen fahren wollte… Ich liebe einfach die Abwechslung.
Mikaela Shiffrin und Marcel Hirscher dominieren das Weltcupgeschehen nach Belieben. Kannst du Fans verstehen, die eine gewisse Langeweile verorten und vielleicht das Interesse am Skirennsport verlieren? Was kann man machen, damit es den beiden Skistars in Zukunft nicht so leicht fällt, Bestmarken und Rekorde wie am Fließband zu brechen?
Klar ist es verständlich, dass es für gewisse langweilig wird… Aber es sind mal zwei absolute Ausnahme-Talente, die momentan wirklich schwer zu übertrumpfen sind. Aber es ist natürlich das Ziel jeder einzelnen Athletin bzw. jedes einzelnen Athleten, die beiden zu besiegen und dadurch verbessert sich das Niveau und irgendwann wird es wieder spannender.
In deiner langen und erfolgreichen Karriere hast du zwölf Rennen gewonnen. Wie oft denkst du an deinen Auftritt in Sölden, als du im Oktober 2002 mit der Startnummer 36 nach dem elften Platz nach dem ersten Lauf nach ganz vorne gerast bist und es mit Tina Maze aus Slowenien und Andrine Flemmen aus Norwegen sehr eng auf der obersten Stufe des Podests wurde?
Der erste Weltcup-Sieg war schon ganz was Besonderes und vor allem war ich doch noch blutjung und konnte nicht damit rechnen. Da denkt man natürlich schon grad am Saison-Anfang, wenn die Weltcuprennen in Sölden starten, daran zurück.
Zuerst warst du eine reine Technikspezialistin, ehe du auch die Speeddisziplinen in dein Rennprogramm aufgenommen hast. Warum ist es immer wichtig, sich breit aufzustellen? Gibt es neben Nadine Fest eine Skirennläuferin im ÖSV-Team, der du Allrounderfähigkeiten attestierst und die eines Tages Mikaela Shiffrin im Kampf um die große Kristallkugel Paroli bieten kann?
Wie ich schon oben gesagt habe, liebe ich die Abwechslung. Es war immer sehr spannend für mich, den Spagat und die Herausforderung zwischen den verschiedenen Disziplinen zu schaffen. Vor allem war und bin ich der Meinung, dass ein richtig guter Skifahrer alles kann. Wichtig ist auf jeden Fall, dass man sich in jungen Jahren in den technischen Disziplinen festigt und sich dann weiterentwickelt. Ich finde schon, dass es mehrere sehr gute Talente in Österreich gibt, die das Potential haben, man sollte sie nur auf den richtigen Weg bringen und nicht zu früh „verheizen“.
Wer wie du viel mit Menschen zu tun hat, entwickelt oder definiert seine eigene Werteskala oder auch das komplette Leben immer wieder neu. Bist du ein Mensch, der immer gerne neues ausprobiert und das Leben nach bestem Wissen und Gewissen genießt oder ist es auch bedeutsam, konsequent den eingeschlagenen Weg zu gehen?
Ich glaube, das Wichtigste ist, dass man sein Leben genießt. Natürlich gehören auch eine Konsequenz und Ziele, die man sich steckt und dann verfolgt, dazu. Aber man sollte dabei nie vergessen, wie gut es einem geht und man sollte das auch leben.
Bericht und Interview für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner