Nina Ortlieb zog sich bei einem Sturz im Abfahrtstraining von Crans Montana (SUI) eine schwere Knieverletzung zu. Ski Austria hat mit der Vorarlbergerin wenige Tage nach ihrer OP gesprochen:
Die wichtigste Frage zuerst, wie geht es dir?
Danke der Nachfrage, mittlerweile geht es mir, Gott sei Dank, schon deutlich besser. Die ersten Tage waren hart, aber der Weg geht weiter und ich bin froh, dass die erste Hürde hinter mir liegt.
Kannst du schildern, wie es zu dem Sturz gekommen ist?
Es ist zu dem Sturz gekommen, nachdem ich einen Fahrfehler gemacht habe, zu tief von der Linie war und leider nicht mehr mit dem Schwung vor der Kante ganz fertig geworden bin. Durch das hängende Gelände ging der Sprung zu weit und ich war noch nicht bereit für die Landung. Nach der Landung wollte ich noch kämpfen, damit ich mich auf den nächsten Schwung vorbereiten kann und habe im Grunde gegen den Hang gearbeitet, um noch an Höhe zu gewinnen. Leider waren der Hang und das Gelände stärker als ich und die Kräfte, die entstanden sind zu groß und so ist es zu dieser Verletzung gekommen.
Was ist dir im ersten Moment durch den Kopf gegangen?
Im ersten Moment fragt man sich, warum ist das passiert, was habe ich falsch gemacht, was kommt erneut auf mich zu und was sind die Folgen. Natürlich ist sofort eine Enttäuschung da und es macht einen traurig, aber ich bin ein Mensch, der seinen Blick immer nach vorne richtet. Das hilft sehr, um zuversichtlich die nächsten Schritte setzen zu können.
War kurz der Gedanke da, alles hinzuwerfen?
Mir war klar ich werde weiterkämpfen. Ich bin zuversichtlich, dass ich den Weg zurück an die Spitze wieder schaffen kann. Es gibt schon noch einiges, was ich erreichen will und weiß, dass dies auch möglich ist, deshalb war klar, dass ich weitermachen und für meine Leidenschaft, den Skisport, kämpfen werde.
Wie schwierig ist es, nach so vielen Verletzungen wieder den Blick nach vorne zu richten?
Natürlich ist es schwierig nach so vielen Verletzungen den Blick nach vorne zu richten, jedoch geben mir die Verletzungen auch Gewissheit, dass man wieder zurückkommen kann und genau diese Erinnerungen und Momente geben mir Kraft und Zuversicht, dass ich auch diesmal den Weg zurück schaffen kann.
Wie sieht dein aktueller Tagesablauf aus?
Auch wenn mir das momentan noch nicht wirklich gut gelingt, versuche ich so gut es geht zu schlafen, um bestmöglich zu regenerieren. Nach dem Frühstück geht es zur Therapie, in erster Linie wird eine Lymphdrainage gemacht, damit die doch noch recht starke Schwellung zurück gehen kann. Weiters stehen Motorschiene und Stimulationsübungen zur Ansteuerung der Muskulatur am Programm, damit die Bewegungsaufgabe nicht verlernt werden. Auch Skirennen schauen kam nicht zu kurz und nach dem Mittagessen steht eine weitere Therapieeinheit am Programm. Ich bin im Sanatorium Schenk bestens aufgehoben, da geht mir momentan auch nichts ab.
Wie sehen die nächsten Schritte aus?
Am Mittwoch darf ich nach Hause, da werde ich weiter daran arbeiten die Schwellung zu reduzieren, mehr Bewegung ins Knie zu bringen und damit die Belastbarkeit erhöhen zu können. Oberkörpertraining ist parallel dazu möglich und nachdem in 14 Tagen die Nähte entfernt werden, darf ich mit der Wassertherapie beginnen. Nach 6-8 Wochen erfolgt mit der Entnahme einer Schlinge im Knie ein weiterer kleiner Eingriff. Die Schlinge entlastetmomentan die Patellasehne und Bänder im Knie, damit diese besser heilen können. Danach ist eine weitere Hürde geschafft und ich kann mit einer intensiveren Trainingstherapie als nächsten Schritt beginnen.
Kann man schon sagen, wann du in etwa wieder auf die Ski zurückkehren darfst?
Grob geschätzt darf ich nach 8-9 Monaten bei sehr gutem Verlauf wieder zurück auf Schnee und mich langsam herantasten. Wenn alles gut geht, kann ich laut meines Arztes Dr. Christian Schenk in 12 Monaten wieder Wettkämpfe bestreiten.
Wird man dich in der kommenden Saison wieder am Start sehen?
Mein Ziel ist es auf alle Fälle wieder am Start zu stehen, aber natürlich ist es jetzt noch schwer zu beurteilen, viel der Heilungsprozess verläuft. Ich gehe aber vom Idealfall aus und bin zuversichtlich, dass ich fit und gesund Rennen bestreiten und auch wieder voll attackieren kann. Das große Ziel für nächste Jahr ist, dass ich um eine Olympiamedaille mitkämpfen will.
Quelle: www.OESV.at / Ski Austria