Nach vier Saisonrennen und 360 von 400 möglichen Punkten schaut die slowakische Ski Weltcup Rennläuferin Petra Vlhová gerne auf die Gesamtwertung. Die 25-Jährige hat den Platz an der Sonne inne und 185 Zähler Vorsprung auf die Schweizerin Michelle Gisin, die beim Parallelrennen in Lech/Zürs nicht gestartet war. Vlhová will weiterhin auf der Welle des Erfolgs reiten und reist mit breiter Brust nach St. Moritz. Dort stehen zwei Super-G’s auf dem Programm.
Nach ihren beiden Slalom-Erfolgen in Levi gab die Slowakin bekannt, dass sie über das Parallel-Rennen in Vorarlberg nicht sehr glücklich sei, da sie in der vergangenen Saison in dieser Disziplin Probleme hatte und in Sestriere nur als 18. abschwang. Ein Wettkampftag sei eine Herausforderung. Denn man darf sich sowohl in der am Vormittag stattfindenden Qualifikation noch beim Hauptbewerb keine Fehler leisten. Ein minimales Zögern würde schon bedeuten, den halben Tag im Hotelzimmerbett zu verbringen. Während man sich bei einem normalen Slalom oder Riesentorlauf mit zwei Durchgängen lange konzentrieren muss, weiß sie bis heute nicht, woher sie ihre Energie für den Kraftakt in Lech/Zürs nahm. Sie wirkte aber am Ende sehr müde und erschöpft.
Der Schützling von Livio Magoni erreichte den dritten Rang in der Qualifikation. In der Runde der letzten 16 bezwang Vlhová Adriana Jelinkova, eine Niederländerin mit tschechischen Wurzeln. Im Viertelfinale wurde Federica Brignone, ihres Zeichens amtierende Gesamtweltcupsiegerin, niedergerungen. Nach dem Erfolg über die Italienerin musste sich Vlhová richtig ins Zeug legen, um die Schwedin Sara Hector dank einer optimalen Fahrt in den letzten Toren um eine winzige Hundertstelsekunde zu biegen. Im Finale profitierte die Slowakin von einer etwas übermotivierten, aber dennoch überraschend gut fahrenden US-Amerikanerin Paula Moltzan. Die Slowakin versuchte sich somit auf jede Fahrt und auf die Technik zu konzentrieren, um so schnell wie möglich im Ziel zu sein. Dieses Patentrezept ging schließlich auf.
Auf das neue Regelwerk angesprochen, hieß es, dass es fair und gerechter sei. Da man zwei Läufe hat, kann man etwaige Unsicherheiten ausbessern und vielleicht vom Pech des Gegners profitieren, der sich nach einem knappen Vorsprung im ersten Durchgang möglicherweise zu sicher war. Auch wenn viele meinen, die rote Strecke sei langsamer als die blaue, muss man auf beiden fahren. So kann ein kleiner Vorteil kompensiert, und die Bedingungen sind für beide gleich, sodass nicht mehr das Glück, sondern auch die fahrerische Klasse entscheidend ist, wenn es um den Einzug in die nächste Runde geht.
Einige wenige Fans waren im Ländle vor Ort, auch wenn sie nicht das Ziel säumen durften. Vlhová war froh, denn die Unterstützung hat wohl auch dazu beigetragen, dass sie drei Siege in nur sechs Tagen einfuhr. Sie will nicht zu sehr nach vorne schauen und nur von Rennen zu Rennen denken. Nun, bevor die Super-G’s in der Schweiz ausgetragen werden, kann sie sich ein bisschen von den Strapazen erholen und ihre Akkus aufladen.
Vlhová, wenn man die nackten Zahlen als Gradmesser hernimmt, ist optimal in die neue Weltcupsaison 2020/21 gestartet. Sie freut sich auf die Rennen auf eidgenössischem Schnee und will jetzt auch einmal die Skier gleiten lassen. Noch weiß sie nicht, wo sie ihre Trainingszelte aufschlagen wird. Sie geht mit einem guten Gefühl nach St. Moritz, auch wenn aufgrund des Coronavirus in Italien die Skigebiete ihre Tore schließen mussten. Nichtsdestotrotz will die 25-Jährige aus der Slowakei weiterhin erfolgreich sein.
Bericht für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner
Quelle: sport.aktuality.sk