München – Lisa Marie Loipetssperger ist eine junge deutsche Skirennläuferin, die hoch hinaus möchte. Obwohl sie in Kürze erst 19 Jahre alt wird, hat sie schon einige Erfolge für sich verbucht. Im Gespräch erzählt die junge Dame aus der bayerischen Landeshauptstadt über ihren Werdegang, ihre Lieblingsdiszipilin und vieles mehr.
Lisa Marie, wann hast du deine ersten Skiversuche gemacht? Waren deine Eltern oder andere Familienmitglieder auch auf den Brettern unterwegs? Und kannst du uns bitte deinen bisherigen Werdegang etwas nachskizzieren?
Meine Eltern sind hobbymäßig gerne Ski gefahren, und so konnte ich schon in jungen Jahren diesen Sport erlernen. Für uns war es immer schön, gemeinsam Familienausflüge in den Bergen zu unternehmen. Zum Glück habe ich einen älteren Bruder, der selbst aktiv Ski gefahren ist. Als kleines Mädchen wollte ich ihm, so schnell es ging, immer hinterherfahren. Im Alter von vier Jahren nahm ich aus Spaß einmal an einem Zwergerlrennen teil und belegte auf Anhieb den zweiten Platz.
Von da an nahm alles seinen Lauf. Meine ersten überregionalen Erfolge stellten sich bald beim WSV München ein. Schon früh durfte ich in der Gau-Mannschaft des Skiverbandes München trainieren und unter anderem an allen internationalen Schülerrennen an den Start gehen. Nach der U16-Zeit ging es dann direkt in den D//C- und in der Folge in den C-Kader des Deutschen Skiverbandes und auf das Berchtesgadener Ski-Internat, in dem ich im vergangenen Jahr mein Fachabitur erfolgreich abgelegt habe. Nach der Schulausbildung konnte ich die Profilaufbahn mit Unterstützung der Bundeswehr im C-Kader (NK1) beginnen.
Du warst anfangs beim WSV München und später einige Jahre beim SC Starnberg unterwegs. Nun bist du wieder bei deinem früheren Verein. Kann man, wenn man dein Starnberger Intermezzo als Gradmesser sieht, sagen, dass Kira Weidle, durchaus das Ski-Aushängeschild des Vereins, ein Vorbild für dich ist?
Klar ist Kira Weidle ein Vorbild für mich. Sie hat mit ihren jungen Jahren schon viel erreicht und ist dort angekommen, wo ich auch hinmöchte. Zudem zeigt sie, dass auch „Stadtkinder“ ohne Berge direkt vor der Haustür im Skirennzirkus ganz vorne mitmischen und um den Sieg mitfahren können. Skifahrerisch ist sie indessen kein direktes Idol von mir, zumal sie hauptsächlich in den Speeddisziplinen unterwegs ist und ich eher die Technikerin bin.
Du hast die Disziplinen angesprochen und mir direkt indirekt die nächste Frage vorweggenommen. Was sind deine Lieblingsdisziplinen? Wo bist du besonders erfolgreich, und sind diese auch in der Zukunft eine Option für dich?
Meine Favoriten sind Riesentorlauf und Slalom. In diesen beiden Disziplinen bin ich auch relativ erfolgreich und sehe dort auch meine skirennfahrerische Zukunft.
Deine Heimatstadt München liegt ja komplett im Alpenvorland. Man erblickt weit und breit keinen Berg. Wo geht dann ein „Stadtkind“, wie es Lisa Marie Loipetssperger ist, Ski fahren?
Früher, als ich noch im Schülerbereich fuhr, sind wir unter der Woche immer nach der Schule eine Stunde lang gefahren, um in Bad Wiessee zu Trainieren. Wenn beispielsweise am Wochenende Rennen stattfanden, haben wir immer dort trainiert, wo eben die Einsätze waren. Im Jugendsektor war ich an der Christophorusschule in Berchtesgaden. Dort hatten wir direkt vor der Haustür zwei ideale und perfekte Trainingshänge. Jetzt wohne ich wieder hauptsächlich in München und schlage in Garmisch-Partenkirchen meine Trainingszelte auf.
Wie man sieht, hat man es als „Stadtkind“ nicht leicht, da man in München direkt vor der Nase keine Möglichkeiten hat, seiner Skileidenschaft nachzugehen. In der warmen Jahreszeit spielt die Entfernung zu den Bergen eine nicht so große Rolle. Da stehen oft mehrtätige Konditionslehrgänge am Olympiastützpunkt in Garmisch an oder ich trainiere selbstständig in München/Fürstenfeldbruch in der Sportschule FFB Puch. Dort finde ich auch sehr gute Trainingsmöglichkeiten und eine hervorragende physiotherapeutische Betreuung vor.
Warum hast du dich fürs Skifahren entschieden? Was tätest du, wenn du diesen Weg nicht eingeschlagen hättest? Und wo siehst du dich in der Zukunft, privat wie sportlich?
Weshalb ich Skifahrerin geworden bin, ist eine gute Frage. Ich denke, dass ich als Kind eher reingerutscht bin und es jetzt meine große Leidenschaft geworden ist, die ich nach meinem letztjährigen Schulabschluss zu meinem Beruf machen konnte. Darüber bin ich sehr glücklich. Sowohl früher als auch heute, sofern Zeit bleibt, ist der Skisport unser Familiensport. Wenn ich nicht die Slalom- und Riesentorlaufhänge hinunter carven würde, würde ich wahrscheinlich eine andere Sportart ausführen, studieren und eher in München ein normales Leben führen.
Für die Zukunft möchte ich mir wünschen, dass es skifahrerisch weiterhin bergauf geht und dass ich es in die Weltspitze schaffe. Dafür werde ich weiterhin alles geben. Parallel dazu möchte ich versuchen, über ein Fernstudium die Zeit nach dem Skifahren zu planen. Zum Glück oder idealerweise hat das noch etwas Zeit…
Bericht und Interview für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner